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Wie funktioniert die Welt?

Wie funktioniert die Welt?

Titel: Wie funktioniert die Welt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brockman , Herausgegeben von John Brockman
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außergewöhnlich sind, haben unter anderem folgende Eigenschaften gemeinsam: (a) oftmals sind sie einfacher als die hergebrachte Weisheit; (b) sie weisen darauf hin, dass die eigentliche Ursache recht weit von dem Phänomen entfernt ist, und (c) sie wecken den Wunsch, man wäre selbst auf diese Erklärung gekommen.
    Diejenigen von uns, die den Geist verstehen wollen, stehen vor einer einzigartigen Beschränkung: Der Geist ist das, was die Erklärung bewerkstelligt, und der Geist ist auch das, was es zu erklären gilt. Distanz vom eigenen Geist zu gewinnen, Distanz von der Vorstellung zu gewinnen, die eigene Spezies oder der eigene Stamm sei etwas Besonderes, von Introspektion und Intuition (nicht als Hypothesenerzeuger, sondern bei Antworten und Erklärungen) wegzukommen – all das ist besonders schwierig, wenn wir unseren eigenen Geist oder den unserer Artgenossen erklären wollen.
    Aus diesem Grund ist die Idee von der begrenzten Rationalität mein Kandidat für die am tiefsten befriedigende Erklärung aus den letzten Jahrzehnten. Die Vorstellung, dass Menschen im Vergleich zu anderen Arten schlau sind, aber nach ihren eigenen Maßstäben nicht schlau genug, was auch ein Verhalten entsprechend den grundlegenden Axiomen der Rationalität einschließt, ist heute eine gut abgesicherte Beobachtung mit weitreichenden empirischen Grundlagen.
    Der Kognitionsforscher und Wirtschafts-Nobelpreisträger Herbert Simon rammte einen Pflock ein, indem er Informationsverarbeitung und künstliche Intelligenz erforschte; dabei konnte er zeigen, dass Menschen und Organisationen sich gleichermaßen Verhaltensweisen wie das »Satisficing« zu eigen machen, die sie einschränken, so dass sie zwar anständige, aber nicht die besten Entscheidungen fällen. Den zweiten Pflock klopften Daniel Kahneman und Amos Tversky fest: Sie zeigten, wie selbst Experten zu verblüffenden Fehlern neigen, was nicht nur Folgen für ihr eigenes Wohlergehen hat, sondern auch für das ihrer Gesellschaften.
    Durch die Sichtweise für das Wesen der Menschen, die sich in den letzten vier Jahrzehnten entwickelt hat, haben sich unsere Erklärungen dafür, wer wir sind und warum wir so und nicht anders handeln, systematisch gewandelt. Dass wir auf so einzigartige Weise zu Fehlern neigen, so die Erklärung, liegt nicht daran, dass wir böse Absichten hätten, sondern es ist auf die evolutionären Hintergründe unserer geistigen Architektur zurückzuführen – auf die Art, wie wir Informationen erlernen und uns daran erinnern, wie die Menschen um uns herum uns beeinflussen, und so weiter. Dass wir nur begrenzt rational sind, liegt daran, dass der Informationsraum, in dem wir unsere Arbeit tun müssen, im Vergleich zu unseren Fähigkeiten groß ist; enge Begrenzungen gibt es unter anderem in unserer bewussten Wahrnehmung sowie in unserer Fähigkeit, unser Verhalten zu kontrollieren und im Einklang mit unseren eigenen Absichten zu handeln.
    Wir können auch den Kompromiss der ethischen Maßstäbe betrachten. Auch hier ist die Geschichte die gleiche: Das Problem liegt nicht in der Absicht, Schaden anzurichten, sondern beispielsweise darin, dass manche Informationen für unsere Entscheidungsfindung eine unverhältnismäßig große Rolle spielen, dass wir verallgemeinern oder übermäßig verallgemeinern und unser Alltagsleben so häufig durch falsche Handlungen gekennzeichnet ist. Das sind die wichtigeren Ursachen, wenn Individuen und Institutionen ethisch versagen.
    Die Vorstellung, dass schlechte Folgen das Produkt eines beschränkten Geistes sind, der die Anforderungen der Umwelt nicht speichern, berechnen oder sich an sie anpassen kann, ist eine grundlegend andere Erklärung für unsere Fähigkeiten und damit auch für unser Wesen. Ihre Eleganz und Schönheit erwachsen daraus, dass sie das Schwergewicht auf das Normale und Unsichtbare legt, nicht aber auf Besonderheit und boshafte Motive. Damit ist sie einer anderen Veränderung der Erklärungen – von Gott zur natürlichen Selektion – nicht unähnlich, und wahrscheinlich wird sie auch auf ähnliche Widerstände treffen.

Robert Sapolsky
Schwarmintelligenz
    Professor für Neurologie und neurologische Forschung, Stanford University; wissenschaftlicher Mitarbeiter, Nationalmuseum Kenia; Autor von Monkeyluv: And Other Essays on Our Lives as Animals
    Die naheliegende Antwort lautet: die Doppelhelix. Mit dem unvergleichlich lakonischen »Es ist unsere Aufmerksamkeit nicht entgangen …« war sie die Erklärung

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