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Wie funktioniert die Welt?

Wie funktioniert die Welt?

Titel: Wie funktioniert die Welt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brockman , Herausgegeben von John Brockman
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Reißverschluss, während wir den Darm im Rücken tragen (was eigentlich gar nicht so schlecht klingt). Diese Erklärung für die dorsoventrale Umkehr, wie man sie nennt, ist wieder einmal ein Beleg dafür, wie durch natürliche Selektion aus bescheidenen Anfängen und auf ununterbrochenen Wegen eine erstaunliche Vielfalt entstehen kann. Und schließlich ist es nicht schwer, sich durch eine wissenschaftliche Erklärung aufmuntern zu lassen, deretwegen ihre ersten Vertreter, darunter Geoffroy Saint-Hilaire, lächerlich gemacht wurden.
    Wenn ich Garnelen zubereite oder einen Hummer tranchiere, aber auch wenn ich darüber nachdenke, wie es wäre, wenn ich einen Eichelwurm sezieren müsste, oder wenn ich meiner Katze den Bauch tätschele oder jemanden umarme, muss ich oft daran denken, dass alle diese Lebewesen nach dem gleichen Plan gebaut sind, wobei der Körper der Katze und der Person, die ich umarme, das Erbe eines Wurmes ist, der in einem Ozean des Präkambriums von mehr als 550  Millionen verkehrt herum schwamm. Irgendwie fand ich das immer großartig.

Gregory Cochran
Keime verursachen Krankheiten
    Berater für Adaptive Optik; Assistenzprofessor für Anthropologie, University of Utah; Coautor (mit Henry Harpending) von The 10 . 000 -Year Explosion: How Civilization Accelerated Human Evolution
    Die Keimtheorie der Krankheiten war sehr erfolgreich, insbesondere wenn es um praktische Nutzeffekte geht, beispielsweise den, am Leben zu bleiben. Sie erklärt, wie Krankheiten sich schnell auf eine große Zahl von Menschen ausbreiten können (exponentielles Wachstum), warum es so viele verschiedene Krankheiten gibt (verschiedene Arten von Erregern), und warum bestimmte Formen des (manchmal auch indirekten) Kontakts notwendig sind, damit die Krankheit übertragen wird. In der modernen Sprache sagen wir: Die meisten Krankheitssymptome werden von winzigen, sich selbst vermehrenden Maschinen verursacht, deren genetische Interessen nicht sonderlich gut mit unseren eigenen übereinstimmen.
    Die Keimtheorie war sogar so erfolgreich, dass sie fast uninteressant wird. Nachdem wir die Ursachen von Cholera, Lungenentzündung und Syphilis kannten, konnten wir diese Krankheiten zumindest in den wohlhabenden Ländern beseitigen. Heute sind wir so weit gekommen, dass Menschen etwas gegen das Mittel zum Sieg – beispielsweise Impfungen – haben, weil sie sich an die Gefahr nicht mehr erinnern.
    Es lohnt aber immer noch, Krankheitserreger zu studieren – nicht nur, um die nächste Seuche bekämpfen zu können, sondern auch, weil sie ein wichtiger Faktor in Geschichte und Evolution der Menschen waren. Eigentlich kann man Cortez ohne Pocken oder Keats ohne Tuberkulose nicht verstehen. Die Vergangenheit ist ein fremdes Land – dort kein Wasser trinken!
    Sie könnte durchaus Gesetzmäßigkeiten erklären, die wir vermutlich nicht einmal erkennen, von einem Durchschauen ganz zu schweigen. Die Intelligenz der Menschen war beispielsweise bis zu vor kurzer Zeit nutzlos, wenn es um Probleme ging, die von mikroskopisch kleinen Parasiten verursacht werden – dies machte William McNeill in seinem Buch
Die großen Epidemien
sehr anschaulich deutlich. Die unsichtbaren Feinde bestimmten wesentlich mit über die biologische Fitness der Menschen – und das in manchen Regionen stärker als in anderen. Überlegen wir einmal, welche Folgerungen sich daraus ergeben.
    Und wenn man schließlich ein illustriertes Buch über Tropenkrankheiten durchblättert und auf fortgeschrittene Fälle von Elefantiasis oder verkrusteter Krätze starrt, wird einem klar, dass jede Theorie, die so viel Hässlichkeit erklären kann, wahr sein muss.

Christine Finn
Schmutz ist Materie am falschen Ort
    Archäologin, Journalistin; Autorin von Artifacts: An Archeologist’s Year in Silicon Valley
    Ich bewundere die Erklärung der Anthropologin Mary Douglas für kulturelle Relativität wegen ihrer sauberen Abgrenzungen und ihrer Ordnung. Mir gefällt ihre schöne Einfachheit, mit der sie dunkle Winkel der falschen Interpretationen ausleuchtet und auf Dinge aufmerksam macht, die der Konvention widersprechen. Im Schmutz herumzustochern ist spannend und respektlos. Es geht darum, Dingen, die außerhalb der Grenzen liegen, zu einer Bedeutung zu verhelfen. Douglas’ Erklärung von »Schmutz« veranlasst uns, gerade die Grenzen in Frage zu stellen, an die wir stoßen.

Andrew Lih
Information ist die Auflösung von Unsicherheit
    Außerordentlicher Professor für Journalismus,

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