Wie funktioniert die Welt?

einer Münze – Kopf oder Zahl, ja oder nein: ein Ereignis, das nur zwei Ergebnisse haben konnte. Er gelangte zu dem Schluss, dass man jede Form von Information als Reihe von Ja- oder Nein-Antworten codieren kann. Heute kennen wir diese Antworten als Bits der digitalen Information, als Einsen und Nullen, die alles repräsentieren können, von E-Mail-Texten über digitale Fotos und die Musik auf einer CD bis hin zu hochauflösenden Videoaufnahmen. Die Erkenntnis, dass man jegliche Information nicht nur näherungsweise, sondern vollständig in Form abgegrenzter Bits darstellen und codieren kann, ohne dass es zu Rauschen oder Fehlern kommt, war ein Durchbruch, über den selbst Shannons Kollegen an akademischen Institutionen und den Bell Laboratories staunten: Sie waren an der Erfindung einer einfachen, allgemeingültigen Theorie der Information bereits verzweifelt.
    Mit der Compact Disc, dem ersten allgegenwärtigen digitalen Codierungssystem für den Durchschnittsverbraucher, gelangte Shannons Vermächtnis 1982 auf den Massenmarkt. Sie liefert eine fehlerfreie Klangreproduktion, indem sie die musikalischen Schallwellen in jeder Sekunde in 44 100  Scheiben (Samples) zerlegt und die Höhe jeder Scheibe in digitalen Zahlen (Quantisierung) aufzeichnet. Durch eine höhere Samplingrate und eine feinere Quantisierung steigt die Klangqualität. Die Rückumwandlung des digitalen Datenstromes in hörbaren, analogen Klang mit Hilfe moderner Schaltkreise ermöglichte eine einheitlich hohe Originaltreue. Ähnliche digitale Verfahren verwendete man auch für Bilder und Filmaufnahmen, und heute erfreuen wir uns eines ganzen Universums von MP 3 , DVD s, HDTV und AVCHD -Multimediadateien, die man speichern, weitergeben und ohne Qualitätsverlust kopieren kann.
    Shannon wurde Professor am Massachusetts Institute of Technology, und seinen Studenten gelangen im Laufe der Jahre viele wichtige Neuentwicklungen des Informationszeitalters, darunter digitale Modems, Computergraphik, Datenkompression, künstliche Intelligenz und drahtlose digitale Kommunikation. Die Informationstheorie als neuartige, zuvor unvorstellbare Entdeckung hat nahezu alle Aspekte unseres Alltagslebens, von unserer Arbeit bis zu Lebensstil und zwischenmenschlichen Beziehungen, zum Digitalen gewandelt. Schön, elegant und zutiefst wirkungsvoll!

PZ Myers
Alles ist so, wie es ist, weil es so geworden ist
    Außerordentlicher Professor für Biologie, University of Minnesota in Morris; Autor von Atheist Stories of Minnesota: An Anthology of Personal Stories
    Dass die Evolution das zentrale Konzept der modernen Biologie ist, lässt sich nicht leugnen, aber ich war ein Opfer des staatlichen amerikanischen Schulsystems und durchlief zwölf Jahre Unterricht, ohne auch nur ein einziges Mal das E-Wort zu hören. Wir sezierten Katzen, wir lernten taxonomische Brocken auswendig, wir würgten in Prüfungen äußerst elementare Bruchstücke der Biochemie heraus, aber man vermittelte uns keinen Rahmen, in dem das alles sinnvoll erschienen wäre. Dass mir heute so viel an wissenschaftlicher Ausbildung liegt, hat unter anderem den Grund, dass meine eigene so schlecht war.
    Auf dem College war die Lage nicht viel besser. Dort wurde die Evolution allgemein als gegeben vorausgesetzt, aber es gab keinen einführenden Förderunterricht über das Thema – man wurde ins Wasser geworfen und musste schwimmen. Entschlossen, nicht zu ertrinken, suchte ich Zusammenhänge – alles, was mir helfen würde, die vielen Tatsachen zu verstehen, deren Kenntnis meine Lehrer von mir erwarteten. Ich fand das Gesuchte in einem Buchantiquariat; das Werk hatte ich ausgewählt, weil es nicht allzu dick und furchterregend war, und als ich es durchblätterte, konnte ich erkennen, dass es im Gegensatz zu den dicken, schweren, undurchsichtigen Lehrbüchern, die mir im Unterricht angedient wurden, verständlich geschrieben war. Es war
On Development: The Biology of Form
von John Tyler Bonner, und es warf mich richtig um; gleichzeitig prägte es mich dauerhaft, so dass ich die Biologie heute durch die Brille der Entwicklung sehe.
    Das Erste, was das Buch mich lehrte, war keine Erklärung – was mich ein wenig erleichterte; mein Unterricht war bereits voll von Erklärungen. Bonners Buch handelt von Fragen – guten Fragen, zu denen es in manchen Fällen eine Antwort gibt, während andere gut gereift in der Luft hängen. Zum Beispiel: Wie wird die biologische Form durch die Genetik festgelegt? Diese Frage steckt