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Wie funktioniert die Welt?

Wie funktioniert die Welt?

Titel: Wie funktioniert die Welt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brockman , Herausgegeben von John Brockman
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Ob er denn anerkenne, dass es evolutionsbedingte Geschlechterunterschiede gibt? Ja, wenn es bewiesen sei. Und wie könne ein solcher Beweis aussehen? Daraufhin verfiel er in verlegenes Schweigen – was nicht anders zu erwarten war, hatte er doch mit seinen »neutralen« Hypothesen solche Unterschiede von vornherein pauschal ausgeschlossen. Welche Ironie: Im angeblichen Interesse der wissenschaftlichen Objektivität hielt er es offensichtlich für gerechtfertigt, die ganze Fülle neuerer wissenschaftlicher Befunde vom Tisch zu wischen.
    Die Erkenntnis von Darwin und Popper hat bisher trotz ihrer Schönheit nicht die Bewunderer angelockt, die sie verdient hätte.

Paul Bloom
Thompson über Entwicklung
    Brooks and Suzanne Ragen Professor of Psychology and Cognitive Science, Yale University; Autor von Sex und Kunst und Schokolade: Warum wir mögen, was wir mögen
    »Alles ist so, weil es so geworden ist.« Dieser Aphorismus wird dem Biologen und Altphilologen D’Arcy Thompson zugeschrieben; er fasst elegant zusammen, wie Thompson die Form aller Dinge erklären wollte, von Quallen über Sanddünen bis zu den Stoßzähnen der Elefanten. Als Zitat sah ich ihn zum ersten Mal in einem
Edge
-Diskussionsbeitrag von Daniel Dennett, der darauf hinweisen wollte, dass diese Erkenntnis auch allgemein auf Erklärungen zutrifft – alle Wissenschaften sind zumindest bis zu einem gewissen Grade historische Wissenschaften.
    Ich finde, es ist ein ausgezeichnetes Motto für mein eigenes Fachgebiet, die Entwicklungspsychologie. Der Geist jedes Erwachsenen hat zwei Vergangenheiten. Einerseits ist da die Evolution; kaum jemand würde daran zweifeln, dass einige der elegantesten und überzeugendsten Erklärungen in der Psychologie auf die konstruktiven Prozesse der natürlichen Selektion zurückgehen. Und zweitens ist da die Entwicklung – die Entfaltung unseres Geistes im Laufe der Zeit, die Prozesse von Reifung und Lernen.
    Während evolutionäre Erklärungen sich am besten eignen, wenn man erklären will, was die Menschen gemeinsam haben, fängt die Entwicklung manchmal die Entstehung unserer Unterschiede ein. Das dürfte auf der Hand liegen: Niemand wäre überrascht über die Nachricht, dass Erwachsene, die fließend Koreanisch sprechen, in der Regel schon als Kinder ständig mit dem Koreanischen in Kontakt gekommen sind, oder dass Erwachsene, die das Judentum praktizieren, in der Regel als Juden aufgewachsen sind. Andere auf Entwicklung gegründete Erklärungen jedoch können recht interessant sein.
    Manches spricht dafür, dass die Unfähigkeit von Erwachsenen, räumlich zu sehen, auf eine schlechte Sehfähigkeit in einer entscheidenden Kindheitsphase zurückzuführen ist. Manche Autoren haben die Ansicht vertreten, das Selbstbewusstsein erwachsener Männer werde dadurch beeinflusst, wie jung sie waren, als die Pubertät begann (weil man – wenn auch nur vorübergehend – größer ist als Gleichaltrige und deshalb einen besseren Status genießt). Es wurde behauptet, intelligentere Erwachsene seien häufiger Erstgeborene (weil später geborene Kinder sich in einer Umwelt befinden, die im Durchschnitt intellektuell weniger anregend ist). Kreative Erwachsene sind häufiger später geboren (weil sie gezwungen waren, sich ihre eigenen, charakteristischen Nischen zu suchen). Liebesbeziehungen von Erwachsenen werden durch ihre Beziehung zu den Eltern in der Kindheit beeinflusst. Die Schmerzempfindlichkeit eines Mannes hängt davon ab, ob er als Baby beschnitten wurde oder nicht.
    Mit Ausnahme des Beispiels mit dem räumlichen Sehen weiß ich nicht, ob solche Erklärungen stimmen. Aber sie sind elegant, sie liegen nicht auf der Hand, und manche sind sogar beinahe schön.

John McWhorter
Wie kommt man von einem Hummer zu einer Katze?
    Linguist; Senior Fellow, Manhattan Institute for Policy Research; Autor von What Language Is (And What It Isn’t and What It Could Be)
    Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass aus der »Ader«, die wir aus einer Garnele entfernen sollen, bevor wir sie essen, nichts herauskommt, was wir auch nur entfernt als Blut bezeichnen würden? Sieht der Schleim nicht eher wie eine Art Nahrungsrückstand aus? Genau das ist er auch. Bei Garnelen kommt man unmittelbar durch den Rücken an den Verdauungstrakt heran, denn dort liegt er. Auch das Herz befindet sich dort – so ist es bei allen Gliederfüßern, dem Stamm der Tiere, zu dem Krebse und Insekten gehören. Wer sich dagegen für den Hauptnervenstrang der

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