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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Angel auf den Bootsboden fallen und packte seinen Bruder beim Kragen.
    „Verdammt, Peter! Sitz endlich still! Du bist heute anscheinend völlig verblödet! Kein Funken Verstand mehr übrig!“ Er drückte Peter auf die Bank und hielt ihn fest, bis das Schaukeln endlich nachließ.
    „Ich muss meine Angel zurückholen, Jamie!“ Peter sah auf das Wasser und hörte sich regelrecht verzweifelt an. „Und wenn ich mir das so anschaue, sollten wir deine wohl auch besser gleich mitholen.“
    Jamies Griff am Kragen seines Bruders lockerte sich. Auch er schaute jetzt auf die Wasseroberfläche. „Verfluchter Mist!“ Den Bootsboden hatte er wohl völlig verfehlt. Seine Angelrute trieb auf Armeslänge entfernt neben der seines Bruders auf dem Wasser. Die Wellen, die das schaukelnde Boot verursachte, hatten beide Ruten längst außer Reichweite getrieben. Lange konnte es auch nicht mehr dauern, bevor das Eigengewicht sie nach unten ziehen würde. Schon jetzt begannen sie langsam zu sinken. „Doppelt verfluchter Mist!“
    „Wir müssen rudern. Schnell!“
    „Wir haben keine Ruder im Boot, du Idiot! Du wolltest doch, dass ich sie rausnehme, weißt du nicht mehr? Jamie “, ahmte er überspitzt nach, „ die brauchen wir nicht, die nehmen nur Platz weg. “
    „So was hab ich nie gesagt!“
    Feindselig funkelten sie einander an, aber da sie beide ihre Lektion gelernt hatten, rührte keiner von ihnen auch nur einen Muskel.
    „Also, was machen wir jetzt?“, fragte Peter schließlich.
    Jamie sah in den Himmel auf. „Ich denke, wir stellen uns besser darauf ein, Wasser zu schöpfen, wenn der Regen kommt.“ Wie zur Bestätigung platschte der erste dicke Regentropfen auf seine Stirn und lief an seiner Nase herab. „Dreimal verfluchter Mist!“ Er hörte sich nur noch resigniert an.
    „Gütiger Herr im Himmel! Ich mag keinen Regen, Jamie. Du weißt doch, was passiert ist!“
    „Hier draußen sind keine Gespenster! Und was gibt es hier schon, wovor man uns noch warnen könnte, oder? Das hätte doch jetzt überhaupt keinen Sinn mehr.“
    Ein Blitz spaltete den Himmel, und wie auf Kommando begann das Boot zu schwanken. Wind kam auf, zog über den See. Mit jeder Böe wurde das Schaukeln stärker. „Wenn wir Glück haben, ist es nur ein kurzes Gewitter und gleich wieder vorbei“, schrie Jamie gegen das Donnergrollen an. „Bleib sitzen und halt dich fest. Und wenn dir der Magen hochkommt … dann kommt er dir eben hoch.“ Er tastete auf dem Boden nach der Dose, in der er die Köder aufbewahrte, schüttelte die Köder über den Bootsrand und reichte seinem Bruder die Dose. Er selbst musste sich mit einer kleineren Dose begnügen, die erbärmlich nach seit Ewigkeiten totem Hering stank.
    Der Sturm brachte die Dunkelheit mit. Es wurde schlagartig nachtschwarz, obwohl die Sonne eigentlich noch am Horizont stehen müsste. Der Wind heulte über die Wasseroberfläche und spritzte Gischt ins Boot. Jamie stellte den Jackenkragen hoch, doch das bot nur kläglichen Schutz. Schnell drang ihm die Kälte bis ins Mark, und der Miene seines Bruders nach zu urteilen, ging es Peter ebenso elend wie ihm.
    Das kleine Boot schaukelte tollkühn auf den stetig wachsenden Wellen, als sei es für keinen anderen Zweck gebaut worden. Doch Jamie war klar, dass es, sollte der Sturm stärker werden, irgendwann umschlagen würde. Keiner, der in den Loch Ceo fiel, hatte je jemandem davon berichtet. Das Wasser war viel zu kalt, um es lebendig bis ans Ufer zu schaffen.
    Angst machte sich in Jamie breit. Was erst nur Zweifel gewesen waren, wurde jetzt viel stärker. Hatte er vielleicht irgendein höheres Wesen verärgert? Oder noch schlimmer, ein Wesen von da unten – aus der Hölle? Hatte er vielleicht einmal zu oft das Versprechen gebrochen, das er vor einem Jahr abgelegt hatte? Seit jenem Tag am Ufer des anschwellenden Baches war er doch öfter zur Kirche gegangen. Sogar so oft, dass der Pfarrer sich jetzt an seinen Namen erinnerte. Das musste doch sicher für jeden Mann reichen, oder?
    „Guck! Da!“ Peter lehnte sich vor und rüttelte an Jamies Knie. „Da hinten! Da kommt uns jemand retten!“
    Lag es vielleicht daran, dass er immer noch Whisky trank? Dabei trank er wirklich nicht mehr viel, und niemals zu viel. Der Barmann im Pub hatte seinen Namen praktisch schon vergessen.
    „Jamie, bist du taub? Da kommt ein Boot. Ein Boot!“
    Jamie sah auf und folgte mit dem Blick dem ausgestreckten Arm seines Bruders. Peter zeigte in die Dunkelheit. Jamie kniff

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