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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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sich noch nicht bei dir über mich beschwert?“
    „Mit keinem Wort.“
    „Ich spiele Dudelsack, wenn ich nachdenken muss.“
    Sie sah zu ihm auf, die Wangen vom Mondlicht geküsst, der Mund weich und verletzlich. „Oh, ich möchte dich spielen hören!“
    „Du wirst sicherlich anders darüber denken, sobald du mich erst gehört hast.“
    „Das Risiko gehe ich ein.“
    Ihre Augen leuchteten erwartungsvoll, und das Herz zog sich schmerzhaft in seiner Brust zusammen, bevor es hart zu schlagen begann. Er müsste es eigentlich besser wissen. Andrew wusste sehr genau, wer und was er war. Ebenso wie er wusste, was sie sich wünschte und was sie brauchte. Sie war die Prinzessin, gefangen im Turm, die einen Prinzen brauchte, der zu ihrer Rettung kam. Doch er war kein Prinz. Er war der Sohn eines betrunkenen Fischers, eines Highlanders, der nie mehr hatte sein wollen, nie mehr als genau das, was er gewesen war.
    Und was war er im Moment anderes als ein Mann, der Fiona in den Armen halten wollte?
    Seine Hand schien einen eigenen Willen entwickelt zu haben, stahl sich an ihrem Arm empor, hin zu ihrer Schulter, ihrem Hals, ihrem Haar. Seine Finger schoben sich in die seidige Lockenmähne, bis ihr Gesicht dem seinen zugewandt war. Mit dem Daumen streichelte er ihre Wange. Sein Daumen war rau, ihre Haut dagegen weich wie Blütenblätter der ersten Frühlingsblumen. Zögernd, behutsam, geduldig strich er über ihren Mundwinkel. Sie schnappte fast unmerklich nach Luft, aber er spürte, wie sie sich verspannte.
    „Welche … sonstigen Risiken bist du bereit, einzugehen?“, fragte er leise.
    „Ich bin mir nicht sicher.“ Ihre Augen wurden groß. „Es macht mir Angst.“
    „Tut es das?“ Er strich mit der Daumenspitze sanft über ihre Unterlippe. „Und ist das alles, was es tut, Fiona?“
    „Was habe ich dir schon zu bieten?“ Sie legte ihre Hand an seine Wange, um sein Kopfschütteln aufzuhalten. „Es ist mehr als nur der Mangel an Erfahrung oder falsche Bescheidenheit. Du siehst nur einen Teil von mir, Andrew. Aber da ist mehr.“
    Er dachte an das, was niemand von ihm zu sehen bekam. Dachte an die Nächte, wenn er allein zu Hause saß und in die Dunkelheit starrte. An die Tage, wenn er sich mit hektischer Betriebsamkeit beschäftigt hielt, um den düsteren Grübeleien und nagenden Zweifeln zu entkommen. „Verlange ich etwa von dir, dass du perfekt sein musst?“
    „Ich bin alles andere als perfekt.“
    „Das Gleiche gilt für mich.“
    „Versuchst du absichtlich, mich misszuverstehen?“
    „Ich verstehe sogar sehr genau. Aber tust du das auch?“ Er neigte den Kopf und küsste sie auf den Mundwinkel, wo vorhin noch sein Daumen gelegen hatte. Ihr Mund war verlockend wie eine süße Frucht, wie eine süße verbotene Frucht. Seine Zungenspitze folgte dem Weg seines Daumens über die volle Unterlippe. Der warme Atem ihres leisen Seufzers strich über seinen Mund, aber sie wich nicht zurück. Er zog sie in seine Arme, ein sicherer Hafen voller Wärme und Geborgenheit, und küsste sie. Ihr Mund schmeckte so berauschend, lockte mit unschuldiger Nachgiebigkeit. So wie auch ihr Körper nachgiebig wurde, sich langsam an seinen schmiegte, eine schrittweise Verschmelzung, begleitet von kaum hörbaren Seufzern, Zentimeter um Zentimeter.
    Er war nie ein Mann gewesen, der mit Frauen spielte. Weder übte er Druck aus, noch versuchte er zu betören. Die Frauen waren immer auf ihn zugekommen, Frauen, die weder Versprechen erwarteten noch Besitzansprüche stellten. Frauen, denen sein warmes Lächeln gefiel und seine großen starken Hände. Frauen, die Freundinnen blieben, selbst wenn sie nicht länger Geliebte waren.
    Frauen, so ganz anders als die Frau, die er nun in seinen Armen hielt.
    Fiona.
    Es war neu für sie, zu küssen, sich küssen zu lassen – und sie das zu lehren, war erregender, als er sich je hätte erträumen können. Er genoss die flüchtigen Vorstöße ihrer Zunge ebenso sehr, wie er sich nichts sehnlicher, fast schmerzhaft wünschte, als dass sie zu einer gründlichen Erkundung ansetzen würde. Er zog sie noch näher an sich heran, fühlte, wie sich ihre sanften Rundungen an seine Brust pressten. Langsam, vorsichtig. Als hätte sie Angst davor, dass er etwas entdecken könnte, das ihn enttäuschen würde.
    „Fiona“, flüsterte er an ihren Lippen, und dann wiederholte er ihren Namen an ihrer Wange. Seit jener Nacht, als er sie in dem Zimmer geküsst hatte, in dem sie beinahe ums Leben gekommen wäre, trug er

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