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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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„War Fiona bei Sara?“
    Duncan vermied es, Andrew anzusehen, was ungewöhnlich war. „Sie ist noch immer dort.“
    Einen Moment lang war Andrew ehrlich verwirrt. „Wer? Sara?“
    „Fiona. Ich fürchte, Saras Zustand hat sich verschlimmert. Eine von diesen Entzündungen, die von einer Sekunde auf die andere Komplikationen auftreten lassen. Fiona hat mich mitten in meinem Meeting angerufen. Sie hat gesagt, sie will bleiben, und wenn es die ganze Nacht dauert. Sie hat sich geweigert, das Mädchen allein zu lassen, bis sie Genaueres weiß.“
    „Du hast sie dort zurückgelassen?“
    Ihre Blicke trafen aufeinander. Duncan kniff die Augen zusammen. „Sie hat mir keine andere Wahl gelassen. Warst du nicht derjenige, der mir ausführlich erklärt hat, dass ich sie ihr Leben leben lassen muss?“
    Andrew stellte sich vor, wie Fiona im antiseptischen Raum am Ende des Ganges saß. Er stellte sich die kleine Sara vor, mit einem vom Fieber hochroten Gesichtchen im unbarmherzigen Griff des Schüttelfrosts. Er schüttelte den Kopf. „Hättest du es mir gesagt, Duncan, wenn ich nicht gefragt hätte?“
    „Ich habe bei dir angerufen, kaum dass ich zu Hause war. Als du nicht ans Telefon gingst, kam ich runter in den Pub, um zu sehen, ob irgendjemand vielleicht weiß, wo du zu finden bist.“
    Andrew stand auf. „Ich fahre hin. Ich werde zusammen mit ihr warten.“ Er ging davon aus, dass Duncan protestieren würde.
    Doch der nickte nur. „Ich wäre beruhigter, wenn du das tun würdest.“
    Den größten Teil ihres Lebens hatte Fiona damit zugebracht, die Kunst des Stillsitzens zu perfektionieren. Sie hatte gelernt, geduldig zu warten, sich damit zu begnügen, was ihr gegeben wurde, und keine Wunder zu erwarten. In ihrem Kopf hatte sie sich Geschichten ausgedacht, um die langen einsamen Stunden zu füllen, und als sie alt genug gewesen war, hatte sie diese Geschichten auf Papier übertragen.
    Sie hatte am College Kunst studiert, sicher, aber für eine begnadete Künstlerin hatte sie sich nie gehalten. Ganz gleich, wie sehr sie sich auch um Präzision bemühte … Ihre Illustrationen und Zeichnungen waren nie mehr als flüchtige Impressionen, stimmungsvolle Bildcollagen voll von Emotionen, die sie selbst nie hatte erfahren dürfen. Die Professoren hatten sie ermuntert, diese Richtung beizubehalten, doch es waren die kommunikationsfreudigeren Studenten, die die Preise und das allgemeine Lob eingeheimst hatten.
    Die Abschlussklasse hatte dann alles geändert. Mit absoluter Hingabe hatte Fiona sich dem letzten Projekt gewidmet: der Illustration eines Kinderbuches. Bis dahin hatte sie nicht einmal geahnt, dass solche Leidenschaft in ihr lebte. Und anstatt sich an eines der vorgegebenen Märchen zu halten, hatte sie eine ihrer eigenen Geschichten illustriert. Was die Geburtsstunde von Stardust, dem Wasserdrachen im Serenity Lake, gewesen war. Statt der verlangten Bleistiftskizzen lieferte sie präzise gefertigte Tuschezeichnungen ab, koloriert mit zarten Aquarellfarben. Der Dozent war überwältigt gewesen, genau wie auch die Verlegerin des Kinderbuchverlags, die dessen Freundin war.
    Als Resultat hatte Fiona einen Vertrag erhalten. Die Geduld, die sie seit ihrer Kindheit verfeinert hatte, war nicht einmal nötig geworden. Ohne überhaupt einen Bewerbungsbrief losgeschickt zu haben, hatte ihre kometenhafte Karriere ihren Anfang genommen.
    Fiona wusste, wie viel Glück sie gehabt hatte, und sie wachte eifersüchtig über dieses Glück. Einen weiteren solchen Glücksfall hatte sie nie erwartet, im Gegenteil. Sie hatte hart gearbeitet, um das erste Buch zur Veröffentlichung zu bringen, so wie sie auch für jede Fortsetzung hart gearbeitet hatte. Sie war Perfektionistin, erstellte hundert Zeichnungen, um letztendlich nur eine davon für gut genug zu befinden. Sie hatte Tage und Monate in Aquarien und Zoos zugebracht, um sich die geschmeidigen, wendigen Bewegungen der Wasserbewohner einzuprägen, hatte stundenlang an Seen gesessen, um das Wiegen von Ried und Schilf zu studieren, um den Wind zu beobachten, der durch die Blätter fuhr, um die goldenen Lichter zu verfolgen, die die Sonne auf Wellen und Wasseroberfläche zauberte.
    Selten ging sie ohne ihren Zeichenblock außer Haus. Und heute hatte sie ihn mitgebracht, um die Kinder auf Saras Station zu unterhalten. Schon vor Wochen hatte sie herausgefunden, wie gut dieser kleine Trick funktionierte: Wenn die Kinder es müde wurden, sich Fionas Geschichten anzuhören, bat sie sie, sich

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