... Wie Gespenster in der Nacht
mit ihr gesprochen, seit ich sie zur Hochzeit eingeladen habe. Hast du sie endlich überredet, mal wieder zu Besuch zu kommen?“
„Sie wird nicht kommen, und ich erwarte es auch gar nicht. Ich besuche sie, so oft ich kann. Sie hat Freunde in Fife gefunden, und sie mag den Job, den sie in dem kleinen Laden angenommen hat. Ich glaube, sie ist ganz zufrieden mit ihrem Leben dort.“
„Billie und ich haben vor, sie bald mal zu besuchen.“
„Das wird sie sicher freuen! Sie fragt immer nach dir und Duncan. Sie war überglücklich, als sie im Herbst April und Mara kennengelernt hat.“
Iain schnitt ein Stück von seinem Fleisch ab. „Du hast mich doch nicht gebeten, hierherzukommen, um über die guten alten Zeiten zu reden, oder?“
Andrew überlegte, wie er anfangen sollte. Er war immer jemand gewesen, der offen und direkt sagte, was er dachte. Nie hatte er Schwierigkeiten damit gehabt, seine Meinung deutlich zu machen. Doch durch seine Beziehung zu Fiona schien sich alles geändert zu haben. Jetzt gab es plötzlich so vieles, was er hinterfragte, und noch mehr, was er anzweifelte. Am stärksten zweifelte er an sich selbst und seiner Fähigkeit, die Dinge in Ordnung zu bringen.
„Kaye Gerston hat ihr Land am See an Carlton-Jones und Surrey verkauft“, sagte er schließlich unverblümt heraus.
Iain schob sich den Bissen in den Mund und sagte nichts.
„Aye, ich war auch schockiert.“ Andrew kannte den Freund zu lange und zu gut, um sich von dessen Schweigen irritieren zu lassen.
„Also haben sie endlich einen Fuß in die Tür gekriegt.“
Andrew schob seinen Teller zur Seite und lehnte sich mit dem Stuhl zurück, um Iain besser ansehen zu können. „Ich habe heute Morgen mit Kaye gesprochen. Und den restlichen Tag habe ich damit verbracht, mit jedem zu reden, der überhaupt bereit war, mir auch zu antworten.“
„Und?“
„Es gibt da mehrere, die ernsthaft über die gemachten Angebote nachdenken. John Warren, Nancy Reed, die Coopers. Letzteren gehört übrigens der größte Teil des Westufers, an dem auch meine Lieblingsbucht liegt.“
„Ich habe schon mit jedem von ihnen geredet. Ich habe ihnen zugesichert, dass ich ihnen ihr Land zu einem fairen Marktpreis abkaufe, sollten sie je verkaufen wollen.“
„Aye, das haben sie mir auch gesagt.“ Andrew griff nach dem Löffel und begann einen nervösen Rhythmus auf dem Tisch zu trommeln.
„Wenn du das tust“, Iain warf einen vielsagenden Blick auf den Löffel, „dann weiß ich, dass die Dinge schlimmer stehen, als du zugeben willst.“
„Sag, Iain, hast du irgendwas getan, um die Dorfbewohner zu verärgern?“
„Sie sind verärgert?“
„Aye. Und alle geben sie die gleiche Begründung an. Du hast mehr, als du haben solltest. Und jetzt willst du noch mehr, als dir zusteht. Duncan ist der geldgierige Amerikaner, und du bist der arrogante Gutsherr. Über mich haben sie nichts Abfälliges zu sagen. Noch nicht. Aber die Kälte bei den Gesprächen war eindeutig zu spüren. Schließlich bin ich einer der Mitternachtsmänner.“
Sehr behutsam legte Iain sein Besteck ab. Ein anderer Mann hätte vielleicht mit der Faust auf den Tisch geschlagen, aber Iains Geste hatte die gleiche Wirkung. „Ich bin immer absolut fair zu jedem hier gewesen. Ich verpachte Land weit unter Preis im Vergleich zu den anderen Pachtherren in der Gegend. Ich übernehme sämtliche Reparaturen, sobald sie anfallen. Ich erfülle höchste Ansprüche, das Verhältnis zu meinen Pächtern ist bestens – oder war es bisher zumindest. Ich verkaufe Land, wenn jemand kaufen will, und ich stelle Land und Geld zur Verfügung, wenn es für einen guten Zweck ist. Es stimmt, ich besitze mehr, als einem Menschen eigentlich zusteht, aber dieser Besitz existierte bereits, als ich zur Welt kam. Ich habe versucht, diesen Zustand zu korrigieren, wann immer es mir möglich war.“
„Mich musst du nicht überzeugen. Ich weiß, wer du bist und wie du verwaltest, was dir gehört. Und ich weiß auch, warum du Carlton-Jones und Surrey so unbedingt von Druidheachd fernhalten willst.“
„Die beiden sind Vampire. Sie werden Druidheachd das Blut aussaugen, bis keine Transfusion das Dorf noch retten kann. Sie werden sich alles nehmen, jeden Stein, jeden Felsen und auch noch das letzte Körnchen Sand im Umkreis von Meilen. Für sie ist es jetzt zu einer Frage der Ehre geworden, weil ich ihnen gedroht habe. Ich habe Carlton-Jones schon vor ein paar Monaten persönlich versichert, dass ich meinen
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