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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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drein.
    Fiona wünschte, sie hätte nicht damit angefangen. Sie konnte nicht einmal sagen, wie die Unterhaltung so schnell diese Richtung genommen hatte. „Du solltest besser nicht reden. Entschuldige. Ich werde jetzt gehen und dich in Ruhe lassen.“
    Er hielt sie am Arm fest, als sie sich abwandte. „Donald Sinclair war ein harter Mann. Aber er hat dich geliebt“, brachte er hervor. „Oder glaubst du das nicht?“
    „Mich geliebt?“ Sie starrte ihn an. „Nein, das denke ich nicht, Andrew. Er hat mich nie angerufen, mir auch nie geschrieben, kein einziges Mal nach dem Unfall. Und er ist nie nach Amerika gekommen.“
    „Du bist auch nie gekommen. Du hast dich geweigert.“
    „Meinst du, ich hätte es so gewollt?“ Sie schüttelte den Kopf. Er ließ ihren Arm los, und sie wollte sich wieder zum Gehen wenden.
    „Hast du nicht?“, fragte er.
    „Nein.“
    „Warum bist du dann fortgeblieben?“
    „Es ist nicht mehr wichtig.“
    „Doch, ist es.“
    Ihr wurde klar, dass er das Thema nicht fallen lassen würde. „Als ich zehn war, schrieb ich an meinen Vater. In meinem Brief fragte ich ihn, ob ich zusammen mit Duncan für den Sommer kommen könnte. Meiner Mutter sagte ich nichts davon; ich hatte Angst, sie würde es mir verbieten. Ich dachte, sie wäre diejenige, die Vater von mir fernhielt.“ Fiona starrte über das Wasser hinaus, sie konnte Andrew nicht ansehen. Die Zurückweisung des Vaters lag so lange zurück, dass sie gedacht hatte, es würde nicht mehr wehtun. Jetzt musste sie feststellen, dass es auch nach all den Jahren noch schmerzte. „Er hat mir nie geantwortet, und Duncan flog in jenem Sommer allein nach Schottland. Dann sah meine Mutter mich eines Tages weinen, und sie fragte so lange, was mich bedrückte, bis ich ihr erzählte, was ich getan hatte. Sie sagte mir dann, warum mein Vater nie geschrieben oder angerufen hatte und warum er mich nicht sehen wollte.“ Sie wandte sich zu Andrew um. „Weil er meinen Anblick nicht ertragen konnte, Andrew, deshalb. Sicher, Mutter drückte es damals anders aus. Sie versuchte, mich zu schützen, und sagte nur, so sei er eben. Er erwarte, dass alles und jeder perfekt ist, und es sei schließlich nicht meine Schuld, dass ich nicht mehr perfekt sei. Aber ich wusste schon damals, was sie wirklich damit meinte. Ich war nicht nur einfach nicht perfekt . Ich war unansehnlich. Hässlich. Und mein Vater wollte mich nie wieder ansehen müssen.“
    „Fiona …“
    Irgendwie brachte sie ein Lächeln zustande. „Weißt du was? Er ist es, der etwas verloren hat.“
    Seine Augen sagten alles, was seine Stimme nicht konnte.
    Sie wandte den Blick ab, denn Mitgefühl wäre jetzt der Auslöser für Tränen, und sie wollte nicht weinen. „Ich weiß wirklich nicht, warum ich dir das erzählt habe.“ Doch im gleichen Moment, als sie die Worte aussprach, wurde es ihr klar: Sie hatte es ihm erzählt, weil er eine Erklärung verdiente. Er sollte wissen, weshalb sie sich so davor fürchtete, ihn ihre Narben sehen zu lassen. Er verdiente es, zu verstehen, woher ihre schlimmste Angst vor sich selbst stammte.
    „Das glaube ich nicht.“
    „Du glaubst nicht, was ich dir erzählt habe?“
    „Ich glaube nicht, dass dein Vater je aufgehört hat, dich zu lieben.“
    „Zweiundzwanzig Jahre Schweigen müssten als Beweis reichen.“
    „Ein toter Mann kann sich nicht verteidigen, Fiona.“
    Sie fasste nach seiner Hand. Ihre Augen folgten dem Weg ihrer Finger, weil sie es noch immer nicht über sich brachte, ihn anzuschauen. „Ja, er ist tot. Aber du bist lebendig. Kann ein lebendiger Mann einer Frau vergeben, wenn sie Angst davor hat, dass er sie als ebenso unvollkommen empfindet, wie ihr eigener Vater es getan hat?“
    Er verschränkte seine Finger mit ihren. „Aye, das kann er. Wenn die Frau eines Tages endlich aufhört, sich hinter ihren Ängsten zu verstecken.“

14. KAPITEL
    D  uncan und Iain warteten bereits, als Andrew im Pub ankam. Nachdem er sein Boot festgemacht hatte, hatte er sich für den Rest des Nachmittags hingelegt und geschlafen. Seine Stimme war zwar noch nicht wieder komplett zurückgekehrt, aber kräftig genug, um eine Unterhaltung zu führen. Bei seinen Freunden musste er schließlich nicht energisch auftreten; sie sollten ihm bloß zuhören.
    Andrew begrüßte die beiden und setzte sich. Duncan gab Brian ein Zeichen, und schon stand ein großzügig eingeschenkter Drink vor Andrew. Die Notwendigkeit, sich über laute Stimmen im Pub hin verständlich machen

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