Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
Vom Netzwerk:
hierfür geboren wurden? Bist du inzwischen etwa genauso abergläubisch wie die Einheimischen, die Mara für einen Geist oder eine Fee hielten?“
    „Zuweilen frage ich mich ernsthaft, ob sie damit wirklich so falsch lagen“, brummte Duncan und lächelte nicht dabei. „Manchmal passieren hier Dinge …“
    „Aye“, bestätigte Iain, „das tun sie.“
    Andrew starrte die beiden Männer an, die ihm näher standen als Brüder. Seit ihrer Geburt waren ihre Leben miteinander verwoben, doch in diesem Moment fragte er sich, ob er die beiden je so klar gesehen hatte. Er war immer damit zufrieden gewesen, seine Freunde das sein zu lassen, was er nicht war. Nie war Iains Rolle als Anführer infrage gestellt worden. In eine privilegierte – und tragische – Welt hineingeboren, hatte er immer mit leichter Hand verwaltet, was ihm hinterlassen worden war, und über sein Leben und das derer, die von ihm abhingen, mit aristokratischem Mitgefühl und Genauigkeit bestimmt.
    Duncan war der Ungestümste von ihnen dreien gewesen. Bei der ersten Gelegenheit, die sich ihm geboten hatte, war er in die Welt hinausgeprescht und hatte sich mit Intelligenz und Können sein eigenes Königreich erobert. Selbst jetzt, da ihm die Rolle als Ehemann und Vater wichtiger war als der finanzielle Erfolg, hatte er das Hotel in eine sprudelnde Einnahmequelle umfunktioniert und begann nebenbei noch mit dem Aufbau eines neuen Geschäfts.
    Andrew hatte immer genau gewusst, wer er war. Er war Terence MacDougalls Sohn. Er besaß mehr als genug Charme und ein gutmütiges Wesen, die ihn durchs Leben brachten. Doch nun wurde ihm plötzlich klar, dass Iain und Duncan trotz ihrer eigenen Stärken immer mehr in ihm gesehen hatten als er selbst.
    Als hätte er Andrews Gedanken gelesen, hob Duncan an: „Du hast vielleicht den Rest der Welt an der Nase herumführen können, aber uns konntest du nie täuschen. Wir wissen ganz genau, wozu du in der Lage bist, Andrew! Iain und ich haben alles getan, was wir tun konnten. Ich habe Martin und Nigel Paroli geboten, als sie das Hotel aufkaufen wollten. Iain hat sie abgewehrt, als sie es auf sein Land abgesehen hatten. Jetzt ist es an der Zeit, dass du auf die Bühne trittst. Du hast das Vertrauen der Dorfbewohner, so wie wir es nie hatten und nie haben werden.“
    Andrew starrte auf sein leeres Glas. Drei Whiskys hatte er schon gehabt, und er wollte noch einen. Wollte er damit die Stimme zum Schweigen bringen, die ihm zuflüsterte, dass seine Freunde sich irrten? Wollte er den vierten Drink, weil er tief in seinem Herzen immer gewusst hatte, dass er nicht anders war als sein Vater und eines Tages genau wie er enden würde? Oder wollte er mit dem Alkohol seinen Verstand betäuben, weil er Angst davor hatte, den ihm gebührenden Platz an der Seite von Iain und Duncan einzunehmen? Mehr zu sein, als er jemals für möglich gehalten hatte?
    Genau wie Fiona.
    Zum ersten Mal verstand er Fionas Ängste. Und zum ersten Mal wurde ihm klar, wie heimtückisch seine eigenen Ängste waren.
    „Sonntagabend in einer Woche, um sieben. Falls wir dann die Kirche haben können“, sagte er schließlich. „Mach einen Aushang in der Hotellobby und einen hier im Pub, Duncan. Ich hänge den Termin bei Cameron’s auf und rede mit den Dorftratschen. Dann können wir wenigstens sicher sein, dass wirklich jeder davon erfährt.“ Er stand auf und sah auf seine Freunde. „Ich vermute, es ist völlig unwichtig, ob das hier der Grund ist, weshalb wir geboren wurden, oder ob es einfach nur ein Problem ist, das wir aus dem Weg räumen müssen. Wir werden es gemeinsam durchstehen, und ich bin froh, euch an meiner Seite zu wissen.“ Für einen Moment schien es, als wollte seine Stimme ihm wieder den Dienst versagen, sie rutschte eine volle Oktave tiefer. „Nirgendwo im ganzen Universum gibt es bessere Freunde als euch“, brummte er.
    Er war schon immer der Sentimentalste von ihnen dreien gewesen. Doch jetzt standen Duncan und Iain gleichzeitig auf, und die drei Mitternachtsmänner umarmten einander.
    Das Licht im Pub flackerte und erlosch. Eine ganze Weile lang herrschte absolute Stille.
    Dann begann Andrew laut zu lachen.
    Den ganzen Abend schon hatte Fiona beobachtet, wie die dunklen Gewitterwolken sich über Druidheachd zusammenzogen; der Stromausfall kam also keineswegs überraschend. Irgendwo dort, wo das Gewitter bereits tobte, war wahrscheinlich eine Leitung zusammengebrochen.
    Sie saß am Fenster ihrer Wohnung und sah auf den kleinen Park

Weitere Kostenlose Bücher