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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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reichen Mannes war? Verity also drehte sich nach ihm um, als er an ihnen vorbeikam, und danach hörte er sie mit ihren Begleiterinnen kichern. In diesem Moment wurde Alan endlich klar, dass Verity nie mehr als Spott und Hohn für ihn übrig haben würde. So beschloss er, sich in dieser Nacht im See zu ertränken. Er wartete bis zur Dunkelheit, damit niemand ihn sehen und vielleicht aufhalten würde. Er stahl ein kleines Boot, das am Ufer vertäut lag, und ruderte bis in die Mitte des Sees. Ich fürchte, er war kein sehr mutiger junger Mann. Die kühnen und tapferen MacDougalls kamen erst viel später.“ Dieses Mal blinzelte sie Andrew zu.
    „War dieser Alan tatsächlich einer Ihrer Vorfahren, Andrew?“, fragte Gow spöttisch.
    Andrew stellte sich vor, Gows Beine würden dort sitzen, wo die Arme waren, und umgekehrt. Das Bild amüsierte ihn derart, dass er ohne Anstrengung grinste.
    „Alan stahl das Boot nämlich nur, weil er befürchtete, er würde gleich wieder ans Ufer klettern, sollte er sich ins flache Wasser stürzen. Das Problem war nur, dass Alan nicht besonders kräftig war.“
    „Weil die kräftigen MacDougalls ja erst viel später kamen, nicht wahr?“, warf Gow ein.
    „Kennen Sie die Geschichte etwa schon?“, fragte Fiona mit dem harmlosesten aller Gesichter.
    „Langsam glaube ich, ich werde das Ende der Geschichte nie erfahren.“
    „Nun, wie gesagt, unser Alan war nicht sehr kräftig, und so dauerte es fast die ganze Nacht, bis er endlich in der Mitte des Sees ankam. Hatte ich übrigens schon erwähnt, dass er überhaupt keinen Orientierungssinn besaß?“
    „Die MacDougalls mit Orientierungssinn kamen sicher erst viel später.“ Muriel schmunzelte vergnügt.
    „Nein, ich glaube, Orientierungssinn haben die Mac-Dougalls nie gehabt, oder, Andrew?“
    Er wollte nichts anderes tun, als sie unter Deck zu ziehen und sie zu küssen, bis ihr Hören und Sehen verging. Sie verwandelte sich vor seinen Augen. Er sah die Fiona, die sie geworden wäre, hätte das Feuer ihr nicht Selbstwertgefühl und Mut geraubt.
    „Auf jeden Fall … Als Alan endlich die Mitte erreichte, graute bereits der Morgen. Er wollte sich erst ein wenig ausruhen, bevor er sich umbrachte – warum, verstehe ich allerdings nicht ganz. Doch weil der Himmel immer heller wurde und die Sonne schon fast aufging, wurde ihm klar, dass er sich beeilen musste, ganz gleich, wie erschöpft er auch sein mochte. Also stand er auf, hielt sich die Nase zu – auch das ist mir ziemlich unverständlich – und sprang über Bord.“
    „Ich dachte, die Geschichte handelt von dem Seeungeheuer?“, meldete sich Gow.
    „Oh, das tut sie auch. Sehen Sie, nämlich genau in dem Augenblick, als Alan aus dem Boot sprang, tauchte das Ungeheuer aus dem Wasser auf, und Alan landete auf ihrem Rücken.“
    Gow stöhnte. Andrew auch, nur nicht ganz so vernehmbar.
    Fiona war in ihrem Element. „Da saß er nun, unser armer Alan, auf dem Rücken des schrecklichen Seeungeheuers, wie ein mittelalterlicher Rodeo-Cowboy. Der Wassertod hatte einen gewissen Reiz für ihn gehabt. Er hatte sich vorgestellt, wie er als aufgedunsene Wasserleiche ans Ufer trieb und alle Frauen im Dorf um ihn weinten. Weil er sich gedacht hatte, sein Körper würde dann nicht mehr so mager aussehen. Und wenn Verity ihn dann sah, würde sie sich Vorwürfe machen, weil sie ihn verschmäht hatte. Allerdings konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er besser aussehen würde, wenn er in tausend kleine Stücke zerbissen wurde. Also tat Alan das Einzige, was er tun konnte: Er schrie.“
    „Das hätte wohl jeder getan“, kommentierte Violet.
    „MacDougalls Darling ist ein sanftes Wesen. Sie würde niemandem etwas zuleide tun. Sie weidet am Uferrand und ernährt sich von Riedgras und Blättern, alle Fische sind ihre Freunde. Nur wusste Alan, der erste MacDougall, der sie zu sehen bekam, das natürlich nicht. Die klugen MacDougalls …“
    „Kamen nämlich erst viel später“, riefen die drei Bootsgäste unisono.
    „Richtig. Und während unser Alan sich die schwächlichen Lungen aus dem Hals schrie, bekam unser Ungeheuer Angst und bäumte sich machtvoll auf. Alan flog im hohen Bogen durch die Luft und landete wieder mitten im Boot. Zuerst war er völlig verdattert, er konnte sein Glück kaum fassen. Doch dann hob das Wesen seinen Kopf aus dem Wasser, direkt vor ihm, und schaute ihn an …“
    „Und dann?“, fragte Gow.
    „Und Alan erkannte, dass sie viel schöner, viel

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