Wie heiratet man einen Highlander
lassen oder auch nach einem Schal, den der Wind angeblich weggeweht hatte, obwohl sich an diesem Tag kein Lüftchen regte.
Wenn sie daran dachte, wie sie selbst dabei mitgemacht hatte, die Diener abzulenken, wurden ihre Wangen heiß. Damals hatte sie an nichts anderes denken können als an ihren Wunsch, von MacLeans starken Armen umschlungen zu werden. Oder daran, wie sehr sie sich nach seinen heißen Küssen sehnte und ... Sie verscheuchte die Erinnerungen. Das war ein für alle Mal Vergangenheit und noch unbedeutender als der nicht vorhandene Wind, von dem MacLean damals gesprochen hatte.
Sie zwang sich zu einem Lächeln und wandte sich Mary zu. „Wenn ich zurückkomme, nähe ich dir ein Reitkostüm. Wir können den blauen Samt von deinem alten Mantel benutzen und den goldfarbenen Abendumhang, den Mutter in dem großen Koffer auf dem Dachboden aufbewahrt. Die Farben passen perfekt zusammen, und an den Stellen, wo der Stoff abgetragen ist, nähen wir ein paar silberne Blumen auf; dann fallen sie niemandem auf. So habe ich es auch bei einem meiner neuen Kleider gemacht.“
Robert vergaß für einen Augenblick sein gelangweiltes Mann-von-Welt-Gehabe und schnaubte: „Du hast also vor, die hohe Gesellschaft mit ein paar klug platzierten Stoffblumen zum Besten zu halten? Sie werden deinen Trick innerhalb von Sekunden durchschaut haben.“
Caitlyn faltete einen dunkelblauen Seidenschal zusammen und legte ihn in die Reisetasche. „Oh, sie werden es nie herausfinden. Das ist ihnen schon früher nicht gelungen.“ Nun stellte sie ein Paar Satinschuhe in den Reisekoffer neben die anderen. „Nur drei Paar Abendschuhe. Ich wünschte, ich hätte noch mindestens zwei Paar mehr.“
William, der im Türrahmen lehnte, zog die Brauen hoch und erkundigte sich mit einem Funkeln in den Augen: „Wie viele Paar Abendschuhe braucht man denn für eine schlichte Einladung aufs Land?“
„Es ist keineswegs eine schlichte Einladung!“, protestierte Mary. „Caitlyn ist in das Schloss einer echten lebendigen Duchess eingeladen!“
„Ich sollte mindestens ein Paar Schuhe für jede Farbe haben, in der ich ein Kleid besitze. Aber ich werde eben so zurechtkommen müssen.“ Caitlyn legte das letzte Kleid in den Koffer und zupfte es sorgfältig zurecht, bevor sie den Deckel zuklappte. „Ich befürchte immer noch, dass Mutter jeden Moment hereinkommt und verkündet, sie hätte es sich anders überlegt.“
„Das wird sie nicht tun“, erklärte Robert in überlegenem Ton. Caitlyn musterte ihn erstaunt. „Woher willst du das wissen?“ „Ich habe gehört, wie sie mit Vater gesprochen hat. Mutter glaubt, dass es dir gelingen wird, dich die paar Wochen zu benehmen. Sie meint, du hättest wunderbare Fortschritte gemacht, was dein Temperament betrifft. Obwohl du es wohl kaum während der letzten drei Monate verloren haben dürftest. Und“, er grinste, „sie hofft, dass du einen passenden Mann kennenlernst.“
Caitlyns Wangen glühten. „Ich will keinen passenden Mann kennenlernen. “ Sie wollte einfach nur eine Gelegenheit haben, den Namen ihrer Familie reinzuwaschen und ihren Eltern zu beweisen, dass sie aus ihrem schrecklichen Fehler gelernt hatte.
Eine Sache machte sie an der ganzen Angelegenheit besonders wütend: Niemand schien MacLean auch nur die geringste Mitschuld zu geben, dabei hatte er genauso großen Anteil an Trionas zerstörtem Ruf wie Caitlyn. Wäre er nicht in vollem Bewusstsein so faszinierend gewesen, hätte sie ihm nicht die geringste Beachtung geschenkt. Doch von dem Moment ihrer ersten Begegnung an hatte er sie verspottet und provoziert, und sie besaß nun einmal nicht die Selbstbeherrschung, darauf nicht einzugehen.
Eines war sicher: MacLean war entschlossen gewesen, sie zu küssen. Das wusste sie, weil er es ihr gesagt hatte, als sie sich zum dritten Mal begegnet waren. Natürlich hatte sie darauf völlig unangemessen geantwortet, nämlich: „Versuchen Sie es nur!“ Und damit hatte alles angefangen.
Zwischen ihnen hatte unverkennbar eine starke Anziehung geherrscht, heiß und drängend, die in Caitlyn Gefühle auslöste, wie sie sie nie zuvor empfunden hatte. Ein Kuss von Alexander MacLean verwandelte sie in ein bebendes Etwas, das nur aus wilder Leidenschaft bestand. Schlimmer noch, sie war süchtig nach ihm wie nach Schokolade, und ehe sie sich’s versah, bemühte sie sich, mehr und mehr von diesen Küssen zu bekommen. Deshalb nahm sie immer größere Risiken auf sich, um seine Aufmerksamkeit zu
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