Wie heiratet man einen Highlander
auf und ab gegangen, und am vorher klaren Nachthimmel war ein brodelndes, gefährliches Unwetter aufgezogen. Selbst jetzt noch, Monate später, erschauderte Georgiana bei der Erinnerung an jene Nacht. Sie kannte die Gerüchte um den Fluch der MacLeans, doch vor diesem Erlebnis hatte sie nicht daran geglaubt.
Er verzog den Mund. „Ich würde eher eine Spülmagd heiraten als diese Frau.“
„Du bist viel zu klug, um dich von ihr in die Falle locken zu lassen“, schmeichelte Georgiana. „Ich hoffe, die Anwesenheit des Mädchens wird nicht allzu peinlich sein. Meine anderen Gäste werden sich fragen, warum ich so ein ungehobeltes Geschöpf eingeladen habe.“
„Du musst dir keine Sorgen machen; Caitlyn hat sich während ihres Aufenthalts in London äußerst vornehm herausgeputzt. Selbst Brummei erwähnte das, und du weißt, dass es schwer ist, vor den Augen dieses Dandys Gnade zu finden.“
Leise Befürchtungen stiegen in ihr auf. „Wie alt ist Caitlyn? Zwanzig, nicht wahr?“
„Dreiundzwanzig. “
„Wie spaßig. Zwischen deinem und ihrem Alter liegt dieselbe Anzahl an Jahren wie bei Humbolt und seiner jungen Frau“, meinte sie im Plauderton und warf MacLean unter dichten Wimpern einen prüfenden Blick zu.
Alexanders Gesichtsausdruck wurde starr, und Georgiana verbarg ein Lächeln. Viscount Humbolt war MacLeans bester Freund gewesen. Zu jedermanns Überraschung hatte Humbolt sich im Alter von zweiundvierzig Jahren bis über beide Ohren in eine Frau verliebt, die fast zwanzig Jahre jünger war als er. Seine Mutter, die geglaubt hatte, ihr Sohn würde niemals heiraten, war überglücklich gewesen, doch Alexander hatte große Vorbehalte gegen diese ungleiche Verbindung gehabt. Humbolt war allerdings nicht bereit gewesen, sich Bedenken, die seine Braut betrafen, anzuhören.
Das Glück des Viscounts war dann auch nur von kurzer Dauer gewesen. Die frischgebackene Viscountess war eine unersättliche Frau, die während der folgenden sieben Jahre ihrem Ehemann zahllose Szenen in der Öffentlichkeit machte, ihn immer wieder demütigte und ihn schließlich finanziell ruinierte.
Eines Tages fand Humbolts Finanzberater den Viscount tot auf, eine Pistole in der Hand. Unter dem Briefbeschwerer auf seinem Schreibtisch lag ein Abschiedsbrief, in dem er seine Frau verfluchte. Der Brief war für diejenigen, die ihn von Herzen geliebt hatten, jedoch kein Trost.
Der Tod seines Freundes hatte MacLean zutiefst getroffen. Selbst jetzt noch, vier Jahre später, wurden seine Augen dunkel und seine Lippen bleich, wenn jemand diese Zeit erwähnte. „Ich habe kein Interesse an Caitlyn Hurst, falls du das meinst“, blaffte er.
„Ich bin sicher, dass du dich nicht für sie interessierst“, versuchte Georgiana ihn zu besänftigen. „Du bist viel zu kultiviert für eine Pfarrerstochter. Ich fand ja auch immer, dass Clarisse viel zu jung und zu schön für Humbolt war. Er hätte ahnen können, wie es enden würde. Sie wollte an sein Geld, und nachdem sie es hatte ... Im Grunde hat sie ihn die ganze Zeit an der Nase herumgeführt.“
Alexanders Miene wurde wachsam, und seine Augen funkelten irritiert. „Vielleicht.“
Es beruhigte sie, dass er nicht widersprach. Er hatte für sehr junge Frauen nie etwas übriggehabt, doch sie befürchtete, dass Caitlyn Hurst vielleicht anders war. Was auch immer er einmal für dieses Mädchen empfunden haben mochte, diese Gefühle waren vorbei, nachdem Caitlyn dafür gesorgt hatte, dass ganz London über ihn tratschte.
Mit einer ungeduldigen Geste erhob er sich aus seinem Sessel. „Ich muss mich auf den Weg machen. Der Duke of Linville und ich sind zu einem Ausritt verabredet. Er will sein neues Pferd ausprobieren.“
Georgiana ließ ihren Blick über seine breiten Schultern gleiten und betrachtete seine eng sitzende Jacke, die auf der Höhe seiner schmalen Hüften endete, die kräftigen Schenkel...
„Finden meine Reithosen deine Zustimmung?“
Hastig hob sie den Blick. Sie schaute ihm in die Augen, während ihre Wangen anfingen zu brennen und sie sich bemühte, ihre Lippen zu einem hoffentlich ironischen Lächeln zu verziehen. „Du kannst mir meine kostbaren Erinnerungen nicht zum Vorwurf machen.“
„Solange dir bewusst ist, dass es nur noch Erinnerungen sind.“ Er senkte den Blick und fügte leise hinzu: „Ich hoffe, du betrachtest meine Bitte um Unterstützung unter dem Aspekt des Freundschaftsdienstes und interpretierst nicht mehr hinein.“
Ihr gelang ein mattes Lächeln.
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