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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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ausgesprochen gut. Irgendwie erinnerte es sie an Karussellfahren im Frühling. Ihre Mutter hatte sie früher immer auf die Kirmes in den Deutzer Rheinauen mitgenommen. Manchmal waren sie auch gemeinsam in das angsteinflößende Riesenrad gestiegen und hatten aus der großen Höhe den Kölner Dom bestaunt. Das war eine der wenigen schönen Erinnerungen an ihre Kindheit.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Nicole drehte sich um. Ein elegant aussehender Herr hatte sie angesprochen. Er war schlank, grauhaarig und hatte ein intelligentes Gesicht mit ausgeprägten Wangenknochen. Sie mochte ihn auf Anhieb.
    »Ich … hätte gerne Herrn K. Prz… äh … den Besitzer der Galerie gesprochen.«
    Der freundliche Herr lächelte sie an und reichte ihr seine feingliederige Hand. »Angenehm. Kazimierz Przelomski!«
    Er sprach es wie Pschewomski aus, dachte Nicole überrascht, als sie seine Hand schüttelte.
    »Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs?«
    Nicole blinzelte. Sie hatte sich diesen Galeriebesitzer komplett anders vorgestellt. Das brachte sie kurzfristig völlig aus dem Konzept. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass dieser durchgeistigte Gentleman vor ihr ein Schwarzgeld waschender Gelegenheitsmörder sein sollte. Aber, ermahnte sie sich selbst, man sieht den Leuten ihren schlechten Charakter ja nicht immer sofort an. Vielleicht hatte er auch einfach einen härter gesottenen Komplizen.
    »Sie interessieren sich für Kunst?«, wollte Herr Przelomski von ihr wissen.
    »Ja, schon…«, erwiderte Nicole. Sie wusste auf einmal nicht mehr, wie sie das Gespräch auf das Thema Geldwäsche lenken sollte.
    »Für dieses ausgesprochen schöne Werk?«
    »Ja.«
    »Das ist eine gute Wahl. Es ist von einem jungen russischen Künstler, der mit Sicherheit noch eine große Karriere vor sich hat.«
    Oh, Russland. Vielleicht war er doch ein russischer Mafioso?
    »Sie sind auch Russe?«
    »Nein, junge Dame. Ich bin Pole. Ich komme gebürtig aus Krakau.«
    Hm. Was sollte sie nur darauf erwidern? »Wie viel soll denn dieses Bild hier kosten?«
    »Da müsste ich kurz im Katalog nachschauen. Ich bin sofort wieder da.«
    Nicole sah ihm nach, wie er hinter dem Tresen in einem anderen Raum verschwand und kurz darauf mit einer Hochglanzbroschüre in der Hand wieder auftauchte. Er nahm ein Blatt Papier aus der Broschüre, studierte es kurz und fixierte Nicole mit einem Blick aus seinen tiefgründigen grau-blauen Augen.
    »15.000.«
    »15.000 Rubel? Wie viel ist denn das in Euro?«
    »Nein nein. Das ist schon der Preis in Euro.«
    Nicole schluckte. »Ah, ich verstehe.«
    »Der Preis richtet sich nach der Größe des Werkes. Falls Sie etwas Preisgünstigeres vom gleichen Künstler wünschen, sollten Sie sich seine kleinformatigeren Bilder anschauen. Sehen Sie, dort drüben.«
    Nicole bewegte sich keinen Zentimeter von der Stelle. »Und wie kommen diese Bilder aus Russland hierher?«
    Herr Przelomski blickte sie überrascht an. Aber er schien sich über ihr Interesse zu freuen. »Wir arbeiten eng mit einer internationalen Spedition zusammen. Die Firma holt die Bilder beim entsprechenden Künstler ab, kümmert sich um die ordnungsgemäße Einfuhr und bringt mir dann die Werke frei Haus.« Er schmunzelte. »Na ja, nicht ganz frei Haus. So ein Transport ist verhältnismäßig teuer, und der Preis richtet sich selbstverständlich auch nach der Größe der Bilder.«
    »Wie heißt die Spedition, mit der Sie zusammenarbeiten?«, fragte Nicole.
    »Art on Wheels.«
    Nicole notierte sich diesen Namen in Gedanken. Sie würde dort später auch mal anrufen. »Und sind die Bilder zu diesem Zeitpunkt schon gerahmt?«
    »Nein, das machen wir auf Wunsch des Kunden hier in meiner Galerie. Aber nicht jeder Käufer möchte sein erstandenes Bild auch bei mir rahmen lassen.«
    »Ich verstehe.« Das bedeutete, dass dieser Herr Przelomski eventuell doch ein Schwarzgeldwäscher sein konnte. Nicole haderte für einen kurzen Moment mit sich selbst. Dann entschied sie sich dafür, doch mit der ganzen Wahrheit rauszurücken. Sie zückte ihre Polizeimarke. »Mein Name ist Nicole Kramer, und ich bin von der Kriminalpolizei. Ich hätte da ein paar Fragen.«
    Falls der Galeriebesitzer geschockt über diese Enthüllung war, ließ er es sich nicht anmerken. Er schaute sie gleichbleibend freundlich an: »Habe ich etwas ausgefressen?«
    Nicole behielt ihren ernsten Gesichtsausdruck bei, denn der betont flapsige Ton Przelomskis konnte auch nur ein Versuch sein, sein

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