Wie ich Brad Pitt entführte
denn sicher, dass dieser Hagedorn die Bilder persönlich erstanden hat? Viele, insbesondere die gut betuchten Kunden, überlassen diese Aufgabe normalerweise ihren Kunstberatern oder Innenarchitekten.«
Nicole überlegte kurz. »Ich glaube, das kann ich überprüfen.« Sie zog zum zweiten Mal ihr Handy aus der Hosentasche. Mist, sie hatte einen weiteren Anruf ihrer Mutter verpasst! Aber darum konnte sie sich jetzt nicht kümmern. Sie durchsuchte ihre Kontakte. Und richtig: Sie hatte Mehlmann-Larsens Telefonnummer gespeichert. »Wenn Sie noch einen Moment Zeit haben, rufe ich schnell die Verlobte des Vermissten an.«
»Sicher. Kein Problem.«
Während sie darauf wartete, dass die Verbindung zustande kam, schenkte Herr Przelomski ihr und sich selbst noch einmal Tee nach. Sie lächelte ihn dankbar an.
»Frau Mehlmann-Larsen? Kriminaloberkommissarin Kramer hier.«
Sofort bombardierte Mehlmann-Larsen sie mit unzähligen Fragen über den Verbleib ihres Verlobten. Nicole rückte das Handy etwas von ihrem Ohr ab. Mehlmann-Larsen hatte eine unglaublich durchdringende Stimme.
»Nein, nein. Wir haben noch keine Spur, aber wir arbeiten daran. Ich hatte Ihnen doch versprochen, mich …«
Ein weiterer Redeschwall unterbrach sie. Przelomski betrachtete sie verwundert. Nicole zuckte mit den Schultern. Dann holte sie einmal tief Luft und sagte mit scharfer Stimme: »Frau Mehlmann-Larsen, dafür habe ich jetzt wirklich keine Zeit. Ich muss Ihnen nur eine einzige Frage stellen, und ich bitte um eine Antwort in einem einfachen Satz.«
Przelomski lächelte ihr aufmunternd zu. Er war wirklich unglaublich nett. Aber sie musste sich jetzt konzentrieren.
»Wissen Sie, ob die Gemälde in der Wohnung Ihres Verlobten von ihm selbst oder von einer Innenarchitektin gekauft worden sind?«
Mit dieser Frage hat die gute Margot wohl nicht gerechnet. Sie war für Sekunden sogar vollkommen still. Dann antwortete sie. In drei Sätzen.
»Okay. Danke. Sie hören von mir, sobald ich mehr weiß.« Nicole drückte auf die rote Austaste und steckte das Handy wieder in ihre Hosentasche.
»Und?«, fragte Przelomski.
»Sie weiß es nicht. Sie muss mit der Innenarchitektin sprechen und ruft mich dann zurück.«
Auf einmal sah der Galerist sehr nachdenklich aus. »Woher wissen Sie eigentlich, dass die Gemälde von uns stammen?«
»Der Name Ihrer Galerie steht hinten auf dem Rahmen.«
»Oh, warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Haben Sie noch Zugriff auf die Bilder?«
»Sicher. Warum?«
»Weil jedes Bild, dass von uns verkauft und gerahmt wird, noch zusätzlich einen Nummerncode aufgeklebt bekommt. Wenn Sie mir die Bilder bringen, kann ich vorsichtig die Rahmen entfernen und den Nummerncode scannen.«
Auf einmal grölte jemand mit lauter Stimme: »Hey Anna! Wo steckt der Herr des Hauses?!«
Man konnte Annas Antwort nicht verstehen, aber im nächsten Moment flog die Tür zu Przelomskis Büro auf, und jemand stürmte herein. Er grinste fröhlich, als er auf den Galeristen zuging, aber dann spürte er wohl die Anwesenheit einer zweiten Person und drehte sich zu ihr um. Nicole erstarrte. Und auch dem Eindringling fiel vor Überraschung die Kinnlade runter.
»Was machen Sie denn hier?«
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41.
Samstag, 10.35 Uhr
D er Porsche steht nicht weit vom Café. Nervös schließe ich die Tür auf und suche hektisch nach der Mütze. Ich finde sie schließlich im Handschuhfach. Im Stillen beglückwünsche ich mich dazu, dass ich sie nicht nur achtlos auf dem Rücksitz hatte liegen lassen, wie es mir eigentlich viel ähnlicher gesehen hätte. Jetzt muss ich unbedingt diese verdammte Mütze und noch ein paar andere Sachen loswerden.
Auf dem Weg nach Hause schwirren mir die Erinnerungen an Toms Entführung durch den Kopf. Zunächst sah es so aus, als ob das mit der Entführung niemals klappen würde. Zwar kam Tom tatsächlich zwei bis drei Nächte in der Woche ins »Blue Champagne«, eine der angesagtesten Absacker-Bars in Köln, aber er war grundsätzlich nicht allein. Doch es gibt ja glücklicherweise das Internet. Und es ist wirklich erstaunlich, was man dort alles finden kann. Ich hatte nicht nur die Adresse des »Blue Champagne« gefunden, sondern auch sämtliche Fotos, die davor geschossen worden waren, analysiert. Die meisten Paparazzi stellen dabei ihre Werke mit Datums- und Zeitangabe ins Netz. So informiert, packte ich über einen Zeitraum von mehreren Wochen hinweg jeden Montag, Dienstag und Freitag meine Thermoskanne Kaffee,
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