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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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gefällt mir Tom noch ungleich besser als der sehr buddhistisch angehauchte Gere. Warum können nicht alle Männer so sein wie Tom?
    Männer! Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist männlich. Es gibt also über drei Milliarden Männer auf dieser Welt. Tendenz zunehmend!! Da sollte man doch wirklich meinen, zumindest einen einzigen annehmbaren finden zu können? Fehlanzeige! Wenn man von den drei Milliarden mal die abzieht, die wegen ihres Alters, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer geografischen Verfügbarkeit und ihres familiären Status nicht infrage kommen, dann bleiben vielleicht gerade noch zehn übrig. Von denen fallen noch diverse Ex-Freunde raus. Und dann hat man den Salat.
    Als ich Tom das erste Mal sah, packte ich gerade Stefans Armani-Anzüge in Rotkreuzkartons. Zutiefst bekümmert beseitigte ich die letzten Spuren meines Ex-Freundes.
    Dabei hatte ich wirklich gedacht, Stefan sei anders. Vor ihm waren meine Erfahrungen mit Männern zumeist von hormon- und alkoholgesteuerten Fehlentscheidungen geprägt. Nach einer endlosen Parade umtriebiger Kameramänner, muskelbepackter, aber leider leicht unterbelichteter Sportler, viel zu sensibler Künstler und etwas zwielichtiger Klubbesitzer war Stefan so erfrischend normal und unverdorben. Er war Anwalt mit eigener Kanzlei. Außerdem sah er gut aus, hatte tolle Manieren und beeindruckte neben meinem Vater sogar Linda.
    Okay, Stefan war mit seinen edlen Anzügen und manikürten Fingernägeln vielleicht ein klein wenig spießig und hatte nicht viel Zeit für mich. Aber, was soll ich sagen? Liebe – oder das, was man manchmal dafür hält – macht eben blind, und so taten diese Kleinigkeiten unserer Beziehung keinen Abbruch. Im Gegenteil, sieben Monate lang war unser Leben zu zweit recht entspannt und dramenfrei – erst recht, als er vorschlug, sich zu verloben. Unser Zusammensein gestaltete sich dann zunächst auch höchst harmonisch, bis zu dem Tag, an dem ich Stefan knutschend im Café mit einer anderen sah. Obwohl er zu seiner Verteidigung etwas von einer alten Freundin faselte und dass es sich nur um einen harmlosen Begrüßungskuss gehandelt hätte, beendete ich unsere Beziehung auf der Stelle. Ich hatte zwar keinen Blick auf seine »alte Freundin« erhascht – Stefans Gesicht versperrte die Aussicht –, aber ich erkannte sehr wohl einen intensiven Zungenkuss, wenn ich ihn erblickte.
    In der nächsten Zeit, während ich still vor mich hin litt, fiel mein Blick jeden Donnerstag auf die »Bunte«, die meine Mutter trotz Abwesenheit abonnierte. Das Glamourmagazin mit der »Leidenschaft für Menschen« wurde ihr von Frau Seibl nachgeschickt, damit sie in Sachen deutscher Fernsehprominenz immer auf dem Laufenden blieb. Artig und zuverlässig informierte »Bunte« über frisch verliebte, frisch entliebte, frisch entbundene und wahrscheinlich weniger frische, weil kürzlich abgelebte Stars und Sternchen.
    Auf dem Cover einer Ausgabe prangte damals der frisch getrennte George Clooney, dessen Liebeskummer, gleichwohl für Herrn Clooney (»George trifft sich schon wieder mit seiner Ex!«) als auch für die Damenwelt (»Hurra, er ist wieder zu haben!«) mehr Anlass zur Freude zu sein schien. Warum waren Herr Clooney und ich nur so verschieden? Meine Trennung von Stefan fand zwar auch relativ öffentlich statt, das heißt in dem Restaurant, in das ich ihn geschleppt hatte, um ohne Schreierei und in Anwesenheit von Linda mit ihm Schluss zu machen – aber weder hatte danach die gesamte Männerwelt ob meiner neu gewonnenen Freiheit frohlockt, noch hatte ich die Notwendigkeit gesehen, mich mit meinem vorletzten Ex zu treffen, der inzwischen glücklich verheiratet war und mit seiner Frau gerade das zweite Kind erwartete.
    Was hatte Herr Clooney, was ich nicht hatte? Warum lächelte er charmant und charismatisch trotz ergrautem Haupt und schlappen sechzehn Jahren mehr auf dem Buckel, während ich mich mit meinem voranschreitenden Alter (einunddreißig, nächsten September!), einer stetig wachsenden Anzahl an Ex-Freunden und der Tatsache, dass das Älterwerden mir keinesfalls mehr Ruhe oder inneren Frieden beschert hatte, herumschlagen muss!
    Dabei ist dreißig die magische Grenze für weiblichen Liebeskummer! Schon mal aufgefallen? Spätestens dann haben die meisten Frauen keinen Liebeskummer mehr, sondern heiraten. Selbst wenn der Auserwählte nicht die erste Wahl, sondern vielleicht nur die dritte oder vierte ist! Oder sie machen Karriere. Oder beides. Auf jeden

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