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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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Krawatte. Er konnte sich ein paar Brocken Kölsch in seinem Hochdeutsch immer nur sehr schwer verkneifen.
    »Vielen Dank!« Während Max seine Melanie noch mit einer drei Tage alten Kölnischen Rundschau versorgte, stand Nicole unschlüssig im Raum und überlegte, ob sie jetzt nicht doch einfach nach Hause gehen sollte. Sollte Max doch in seinem eigenen Saft schmoren! Er hatte sich ganz offensichtlich für Melanie schick gemacht und trug sogar einen Anzug! Der ihm leider Gottes auch noch ganz hervorragend stand.
    »Also, was ist los, Nicole? Bist du dabei? Tim versucht, auch herzukommen, aber er muss erst noch einen Babysitter organisieren.«
    Nicole trat näher an ihn heran. »Aber zunächst beantwortest du mir mal eine Frage«, flüsterte sie eindringlich und beobachtete, wie Melanie, die außer Hörweite saß, die Zeitung aufschlug.
    Max schaute sie überrascht an. »Na, dann schieß los. Worum geht’s?«
    Nicole erwiderte betont ruhig seinen Blick und stellte sich innerlich auf die drohende Auseinandersetzung mit ihrem Kollegen ein. Okay, es war an der Zeit, die Bombe platzen zu lassen. »Max, was läuft denn da eigentlich zwischen dir und dieser Leenders?

[home]
    53.
    Irgendwann am Samstagabend
     
     
     
    D as Schlimmste ist dieses konstante Gekreische. Dieser unglaubliche Lärm, der sich aus einzelnen »Tom-Tom-Toooooom-Rufen« zusammensetzt. Die Geräuschkulisse haut mich jedes Mal wieder um, wenn wir über den roten Teppich und durch die Masse von kreischenden Fans marschieren. Dabei ist das der einzige Moment, in dem er meine Hand hält. Sobald wir die Fotografen auf der anderen Seite des roten Teppichs erreicht haben, lässt er los. Er lacht, dreht und wendet sich im Blitzlichtgewitter. Und ich steh daneben.
    Heute ist da natürlich keine Ausnahme. Dabei haben sich die Stylisten solche Mühe mit mir gegeben. Ich stecke in einem silbernen Glitzerfummel mit langer Schleppe. Bisschen schwer, drin zu gehen, aber vielleicht erbarmt sich wenigstens so mal eine Illustrierte, ein Bild von uns zusammen zu veröffentlichen und nicht nur eins von Tom allein oder – noch schlimmer – mit bezaubernd schönen Starlets. Dann könnte die Bildunterschrift lauten: »Tom Schneider mit Ehefrau – glücklich wie am ersten Tag!« Anstatt immer nur »Tom Schneider – umgeben von einem ganzen Pulk schöner Frauen«. Ob die Journalisten manchmal an die Gefühle der Ehefrauen dachten, wenn sie ihr Geschmiere fabrizierten?
    Ich blicke an mir herunter. Meine neue Oberweite steht mir gut. Tom war zwar erst dagegen gewesen, aber jetzt gefiel ihm die neue Körbchengröße 75 D. Die Schmerzen hatten sich in Grenzen gehalten, genau, wie es der Doktor vorhergesagt hatte. Toms Presseagentin zeigte sich von meiner Entscheidung begeistert, und Zack wirft mir seitdem begehrliche Blicke zu. Hoffentlich kamen wir heute mal vor vier Uhr nachts nach Hause, und Tom war nicht wieder zu erschöpft, um zu … na ja …, es ist schon eine ganze Weile her, seitdem wir das letzte Mal so richtig … Aber vielleicht konnte ich ihn heute mal früher weglotsen.
    Jetzt sind die Fotografen fast fertig. Tom schäkert noch schnell ein wenig »on camera« mit einer Schauspielkollegin, und dann betreten wir gemeinsam die »LANXESS arena«: Alles läuft streng nach Zeitplan, schließlich wird die Vergabe des »Goldenen Doms« live im Fernsehen übertragen. Tom sitzt in der ersten Reihe zwischen Veronica Ferres und Jessica Schwarz. Ich weiter hinten. Natürlich hätte ich auf einen Sitzplatz neben ihm bestehen können, aber dann wird er wahrscheinlich weniger oft im Fernsehen gezeigt; schließlich will niemand eine Unbekannte auf der Mattscheibe sehen. Wir müssen an seine Karriere denken.
    Die Vergabe der Preise zieht sich ganz schön lange hin. 129 Kategorien. Geht hier eigentlich irgendeiner auch ohne Preis wieder weg? Aber Tom scheint sich zu amüsieren. Ich blicke durch mein mit Swarovski-Steinen besetztes Opernglas. Ja, doch, er sieht zufrieden aus. Dann kommt der große Moment. Bester Schauspieler des Jahres. Letztes Jahr hatte ihm Daniel Brühl den Preis vor der Nase weggeschnappt. Tom war unbeschreiblich wütend und deprimiert gewesen. Ich schicke schnell ein Stoßgebet zum Himmel. Bitte, bitte, lieber Gott, mach, dass er heute gewinnt. Unerträgliche Spannung, als Markus Lanz die Namen der Nominierten vorliest.
    »Und der ›Goldene Dom‹ für den besten Schauspieler des Jahres geht an …«
    Kleine Kunstpause.
    Bitte, bitte, bitte, lieber

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