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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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geschickt habe, sieht meine Wohnung zweifellos viel ordentlicher und sauberer aus als vorher. Kunststück bei den zwei Neat-Freaks, die gerade bei mir hausen. Linda wirft mir einen missbilligenden Blick zu, als ich mich entscheide, nicht mitzuhelfen, sondern meine immer noch wie geräderten Gliedmaßen auf einem Küchenstuhl ausruhe.
    »Sag mal«, eröffnet sie die Unterhaltung, »stehst du am Ende immer noch auf Tom?«
    »Wieso?«, versuche ich, Zeit zu schinden, obgleich diese Frage mir gelegener kommt als eine über Kommissar Benninger.
    »Na ja, im Schlaf hast du immer wieder ›Tom, Tom, Tom‹ gestöhnt.«
    Mist, hatte ich es doch gewusst. Auf meinen Körper ist einfach kein Verlass. »Quatsch«, sage ich im Brustton der Überzeugung. »Du hast doch selbst gesagt, dass es ein Albtraum war. Ich würde mir lieber jeden Fingernagel einzeln und ohne Narkose ziehen lassen, bevor ich was mit Tom anfange.«
    Das war jetzt mal ein guter Vergleich. Allein bei dem Gedanken ans Fingernägelziehen wird mir ganz schwindelig. Ich verabscheue Gewalt jeglicher Art. Insbesondere die, die an mir praktiziert werden soll. Vor jedem Epilieren muss ich mir deshalb grundsätzlich einen anzwitschern. Und außerdem stehe ich momentan auf niemanden. Linda sieht auf einmal sehr viel relaxter aus. Die Arme. Sie macht sich zu viele Sorgen um mich. Wenn das hier alles vorbei war, musste ich sie mal schön in den Urlaub einladen.
    »Macht’s dir was aus, wenn ich heute Abend hierbleibe?«, unterbricht Linda meine Gedanken. Linda übernachtete öfter mal an den Wochenenden bei mir und hatte praktischerweise immer eine Zahnbürste bei mir »geparkt«.
    »Natürlich nicht!«, versichere ich mit treuem Dackelblick.
    So liegen wir etwas später alle drei in meinem Bett. Tom natürlich als alter Gockel in der Mitte. Wie gut, dass Mutter in weiser Voraussicht eine Spezialanfertigung von drei Meter Breite ohne Besucherritze geordert hatte. Allmählich wurde es voll hier. Wie die meisten Männer, die ich kenne, schläft Tom in unter zwei Minuten ein und schnarcht friedlich vor sich hin, während Linda und ich uns noch eine ganze Weile über seinen Kopf hinweg unterhalten. Dann schläft auch Linda ein. Nur ich bin noch wach. Wahrscheinlich hatte ich meinen Schlafbedarf schon vorhin bei meinem Albtraum gedeckt. Was für ein bekloppter Traum. Was hat das alles zu bedeuten?
    Tom dreht sich im Schlaf, und im nächsten Moment liegt sein Oberarm quer über meiner Brust. Ein Lustmolch selbst im Tiefschlaf. Vorsichtig befreie ich mich aus seiner Umklammerung und klettere aus dem Bett. Ich ziehe meine Bettdecke runter und mache es mir auf dem flauschigen Bettvorleger bequem. Was zu weit geht, geht zu weit. Ich versuche, einzuschlafen, aber meine Gedanken fahren Achterbahn.
    Ein Kuss auf die Stirn. Mein morgiges Treffen mit dem Kommissar. Ich hatte mich entschieden, doch hinzugehen, um rauszufinden, was er nun wirklich von mir wollte. Schöne braune Augen spuken durch meinen Kopf … abwechselnd mit einer fensterlosen Gefängniszelle. Wie würde unser Treffen morgen ablaufen? Würde er mich noch mal auf die Stirn küssen? Sollte ich ihm zur Begrüßung einen Schmatz auf die Wangen drücken? So quasi, um anzudeuten, dass mir Küsse auf die Stirn nichts ausmachen? Oder würde das zu forsch wirken? Er war ganz offensichtlich jemand, der die Dinge lieber selbst in die Hand nimmt, oder?

[home]
    55.
     
     
     
    V öllig erschlagen setzte sich Nicole hinters Steuer und fuhr nach Hause. Es war schon wieder weit nach Mitternacht. Wenn sie so weitermachte, würde sie noch aus akutem Schlafmangel zusammenklappen. Schlafentzug stellte eben nicht umsonst eine der effektivsten Foltermethoden dar. Der Abend war zudem hammeranstrengend gewesen. Wenigstens hatte der Ansturm an Anrufern Benningers Date mit Melanie gründlich vermasselt. Sie war so gegen zweiundzwanzig Uhr, also etwa zur gleichen Zeit, als endlich Tim Bach im Kommissariat eintrudelte, mit einem bekümmerten Gesichtsausdruck abgedackelt. Max war noch nicht mal aufgestanden, sondern hatte ihr mit dem Telefonhörer am Ohr nur kurz zugewinkt. Herzloser Kerl!
    Er war wirklich eiskalt. Wenn Nicole gedacht hatte, dass die Frage nach Victoria Leenders ihn aus der Bahn werfen würde, hatte sie sich gründlich getäuscht.
    »Ich glaube, das geht dich nichts an«, hatte er ihr einfach ohne Umschweife erklärt, sich umgedreht und angefangen, zu telefonieren.
    Die meisten der Anrufer wollten sich natürlich sowieso nur

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