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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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zusammen shoppen gehen.«

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    56.
    Sonntag, 10.55 Uhr
     
     
     
    Ü ber diese verrückten Gedanken muss ich wohl doch noch eingeschlafen sein, denn als ich aufwache, liege ich noch immer vor dem Bett, und die kalte Oktobersonne scheint mir bereits ins Gesicht. Von Tom und Linda, meinen zwei kleinen Frühaufstehern, ist weit und breit keine Spur. Ich finde sie unten am perfekt gedeckten Frühstückstisch – wie aus »Vogue Living«. Tom hat sogar schon sein Sportprogramm absolviert und erzählt Linda gerade von seinem Charles-Bukowski-Projekt.
    »Hallo, Schlafmütze!«, grüßen sie hämisch grinsend, als ich mich zu ihnen an den Tisch setze.
    »Hm«, grunze ich zurück. Ich bin nun mal kein Morgenmensch. Verschlafen gieße ich mir eine Tasse Kaffee ein, als das Telefon klingelt. (Linda hatte darauf bestanden, das Telefonkabel wieder einzustecken.) Für eine Schrecksekunde gucken wir uns alle drei verdutzt an. Dann steht Linda auf, geht zum Telefon und hebt den Hörer ab.
    »Hier bei Leenders«, sagt sie mutig in die Muschel. Dann zieht sie erstaunt die Augenbrauen in die Höhe. »Ja, das stimmt. Und Sie?« Bei der Antwort des Anrufers nimmt ihr Gesicht einen grimmigen Ausdruck an. Ohne ein weiteres Wort zu dem armen Teufel am anderen Ende der Leitung hält sie mir den Hörer hin. »Vicki, für dich.«
    Nein, sie klingt entschieden »not amused«, wie man bei der englischen Königin sagen würde. »Ja?«, frage ich zögerlich in den Hörer.
    »Hallo Vicki! Ich hoffe, ich weck dich nicht?«
    Es ist Kommissar Benninger. »Nein, überhaupt nicht«, beeile ich mich zu versichern. Ob mir das ein paar Pluspunkte bei ihm einbringen würde? »Ich bin schon seit Stunden wach.«
    Ich beobachte, wie Linda Tom etwas ins Ohr flüstert. Dann sehen beide entsetzlich böse in meine Richtung. Tom zeigt mir ein »Kopf-ab-Zeichen«, indem er sich mit der flachen Hand von links nach rechts über den Hals fährt. Ich drehe ihm und Linda den Rücken zu. Die können mich mal.
    »Vicki? Bist du noch dran?«
    »Klar!«
    »Ich wollte dich fragen, ob du schon was früher Zeit hast?«
    Oh Gott, ich weiß nicht recht. »Sicher, um wie viel Uhr kommst du?«
    »So gegen halb vier?« Max’ Stimme klingt sehr warm und herzlich.
    »Okay«, sage ich nüchtern. Vielleicht mache ich gerade einen Riesenfehler. Na und, es wäre ja nicht mein erster, denke ich grimmig.
    »Und, Vicki, du, ähm …?«
    »Ja?«
    »Bitte zieh dir Sportklamotten an.«
    Was? Sport? »Ähm. Was hast du denn so vor?«, frage ich leicht aus dem Konzept gebracht.
    »Überraschung«, erwidert er geheimnisvoll. »Bis später.«
    Es knackst in der Leitung. Er hat tatsächlich aufgelegt. Verwirrt lege ich den Hörer zurück auf die Gabel, als im nächsten Moment eine Welle der Entrüstung über mich hinwegspült: Linda und Tom lassen ihrem Unmut freien Lauf.
    Nach einer hart und unfair geführten Diskussion – ich hatte sogar die »Er-hat-mich-auf-die-Stirn-geküsst«-Bombe platzen lassen – setze ich mich durch. Tom und Linda müssen zugeben, dass Absagen jetzt nicht mehr infrage kommt. So kurz vor unserem Treffen – es ist immerhin schon elf Uhr – kann ich unmöglich Unpässlichkeit oder eine vergessene frühere Verabredung vortäuschen, ohne zu riskieren, dass Herr Benninger noch misstrauischer wird, als er wahrscheinlich ohnehin schon ist.
    Stattdessen durchwühle ich im Ankleidezimmer meine Sportklamotten nach etwas Praktischem, das trotzdem gut aussieht. Linda steht ungnädig im Türrahmen und gibt ungefragt Ratschläge. Sie lehnt gerade mein bauchfreies Traumtop aus silbernem Lycra mit einem spontanen »zu nuttig« ab, als es an der Tür klingelt.
    »Mann, das geht ja hier zu wie aufm Bahnhof!«, schimpft sie, während ich vor Angst zusammenzucke. Kann das wirklich schon der Kommissar sein?
    Es ist Zack. Mit dem dicken »Sonntags-Boulevard« unterm Arm. Er und Linda umkreisen sich nach der gegenseitigen Vorstellung durch Tom wie zwei Schwergewichtsboxer im Ring.
    »Sie haben ja feine Geschäftspraktiken! Nötigung und Erpressung hab ich so in noch keinem Managerhandbuch entdeckt. Aber man lernt ja nie aus«, eröffnet Linda gefährlich ruhig den Schlagabtausch und lässt den Spitzbäuchigen nicht aus den vor Ärger leicht zusammengekniffenen Augen.
    »Ach, Sie müssen das Mannweib sein, das hier versucht, den Ton anzugeben«, gibt Zack süffisant zurück. »Tom hat mich schon über Sie aufgeklärt.«
    Linda ist locker zwei Köpfe größer als der kleine Agent, der

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