Wie ich Brad Pitt entführte
wichtig tun. Nach dem Motto: »Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, ich habe diesen Schneider heute früh beim Aldi gesehen.« Es war zum Haareraufen. Einige weibliche Anrufer hatten sogar nach Schneiders privater Adresse gefragt, um bei Kerzenschein eine Mahnwache vor seinem Haus abhalten zu können. Leider musste die Polizei die Personalien von jedem noch so verschrobenen Anrufer trotzdem penibel festhalten.
Zu allem Überfluss war dann auch noch Petersen fuchsteufelswild in die Wache gestürmt und hatte Max angeherrscht, was er sich denn dabei gedacht hätte, einfach so hinter seinem Rücken eine Telefonaktion zu starten. Und wer denn nun eigentlich die Extrakosten tragen solle. Als Max ihn darüber informierte, wer an dieser Misere schuld war, schüttelte Petersen seine geballte Faust und rief: »Wer die Musi bestellt, der zahlt auch dafür.« Dann zog er relativ friedlich wieder Leine.
Endlich fand Nicole einen Parkplatz und stellte ihr Auto ab. Schlaftrunken torkelte sie zu ihrem Wohnhaus. Doch gerade, als sie den Schlüssel aus ihrer Handtasche zog, löste sich ein Schatten von der Hausmauer und trat auf sie zu. Mit einem Schlag war Nicole wieder hellwach. Sie spannte ihre Muskeln an. Adrenalin pumpte wild durch ihren Kreislauf. Dann erkannte sie den Schattenmann.
»Was machen Sie denn hier?«
»Na, schön telefoniert?« Blitzi lächelte Nicole mit seinem jungenhaftesten, entwaffnendsten Lächeln an. Aber es schien wirkungslos an ihr abzuprallen.
»Woher wissen Sie, wo ich wohne?«
»Ich bin Ihnen hinterhergefahren.« Das stimmte noch nicht einmal, aber die Wahrheit – dass Blitzi so seine Methoden hatte, um selbst an die geheimsten Adressen zu kommen – hätte die liebe Kommissarin wahrscheinlich noch mehr gegen ihn aufgebracht.
»Das nennt man Stalking«, schimpfte Nicole wütend.
»Sie wissen doch bereits, dass ich kein Interesse an Frauen habe«, log Blitzi zweckdienlich. »Da kann ich Sie ja wohl kaum stalken.«
»Was machen Sie dann hier um diese Uhrzeit?!«
»Ich möchte mich mit Ihnen unterhalten.«
»Über was?«
»Können wir nicht schnell zu Ihnen hochgehen? Ich rede so ungern zwischen Tür und Angel.«
»Herr … ähm … Blitzi, ich bin todmüde. Können wir das nicht auf morgen verschieben?«
»Ich bin doch jetzt schon hier, und es dauert …« Er hob die Hand zum Schwur. »Indianerehrenwort … auch nicht so lange.«
Nicole stöhnte. Wahrscheinlich war die schnellste Art, Blitzi wieder loszuwerden, tatsächlich, ihn einfach mit auf einen Sprung in ihre Wohnung zu nehmen.
»Also gut. Fünf Minuten,« sagte Nicole und öffnete die Haustür. Schweigend fuhren sie im Lift bis in die fünfte Etage. Während Nicole die Wohnungstür öffnete, dachte sie kurz an ihre Einrichtung, die nicht vorhandene, aber im Grund genommen war es ihr egal, was dieser schwule Reporterfritze dachte. Sollte er sich doch ruhig über sie lustig machen.
Blitzi folgte Nicole in die Wohnung und setzte sich kommentarlos und ungefragt auf die einzige Sitzgelegenheit, ihre Matratze. Entkräftet sank Nicole neben ihn.
»Also, was ist los?«, fragte sie mit geschlossenen Augen.
»Haben die Hinweise der Anrufer schon etwas Neues ergeben?«
Nicole öffnete die Augen und musterte Blitzi kritisch. »Woher wissen Sie eigentlich von der Telefonaktion heute Nacht?«
»Es ist mein Job, so was zu wissen«, grinste Blitzi und fügte hinzu. »Obwohl … vielleicht habe ja auch ich RTL den guten Tipp mit der hilfreichen Telefonnummer gegeben.«
»Sie sind tatsächlich der Teufel in Person«, murmelte Nicole.
»Hm. Also gibt’s Neuigkeiten?«
»Nein.«
»Was hat denn der liebe Herr Kommissar auf die Frage geantwortet, was er von unserer kleinen Leenders will?«
»Dass mich das nichts anginge.«
Blitzi musterte sie erstaunt: »Ist das nicht etwas unprofessionell?«
Nicole dachte kurz nach. »Wenn diese Leenders tatsächlich mit dem Entführungsfall Schneider …« Sie blickte ihn um Bestätigung heischend an.
Blitzi nickte langsam.
»… mit dem Fall Schneider zu tun hat, dann ist das in der Tat … sagen wir mal … ungewöhnlich.«
»Und was machen Sie jetzt mit diesem ungewöhnlichen Kollegen?«, fragte Blitzi bedeutungsvoll.
»Na, nichts. Denn erstens bin ich ja offiziell gar nicht in den Fall Schneider involviert und zweitens … vielleicht ist Benninger ja auch nur im romantischen Sinne an dieser Leenders interessiert.«
»Mit einer der Verdächtigten romantisch liiert?«
»Das mit
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