Wie ich Brad Pitt entführte
der Verdächtigten ist doch nur so eine Vermutung von Ihnen, oder?«
Blitzi zuckte mit den Schultern. »Was, wenn es wirklich so wäre?«
Nicole versuchte, sich zu konzentrieren. Was wollte dieser Typ nur von ihr? Was hatte er – außer, dass er darüber berichtete – mit dem Fall Schneider zu tun? »Warum erzählen Sie mir das alles?«, herrschte sie Blitzi an. »Was springt da für Sie heraus?«
»Fragen Sie mich doch lieber mal, was für Sie dabei herausspringt …«
»Waas?«
»Gute Presse. Und Sie wissen doch, was gute Presse bedeutet? Eine bombensichere Beförderung!«
Nicole schluckte. Ob da was Wahres dran war? »Und für Sie? Was springt da für Sie heraus?«
Blitzi schnellte plötzlich hoch. »Kann ich vielleicht was zu trinken haben?«
»Bedienen Sie sich in der Küche.«
Wenige Minuten später ließ sich Blitzi – diesmal mit zwei eisgekühlten, bereits geöffneten Flaschen Kölsch bewaffnet – neben ihr auf der Matratze nieder. Er reichte Nicole eine der Flaschen, setzte sich dann seine an den Mund und nahm einen tiefen Schluck. Nicole hielt sich die Flasche an ihre glühend heiße Stirn.
»Trinken Sie mal, dann geht gleich alles besser!«
Nicole tat, wie ihr geheißen wurde, und ließ sich das wunderbar kalte Nass durch die Kehle laufen. »Also … lenken Sie mich nicht ab … was springt da für Sie raus?«
»Frau Kramer … ich bin Reporter. Mir ist es vollkommen egal, ob meine Story sich um den von einer reichen Erbin entführten Soap-Star dreht oder um eine reiche Erbin, die von einem korrupten Polizisten vor Strafverfolgung geschützt wird. Hauptsache, ich habe die Sache exklusiv, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Nicole blickte ihn sprachlos an. »Was ist denn mit der Wahrheit? Müssen Sie nicht die Wahrheit rausfinden? Unbescholtene Bürger vor falschen Verdächtigungen schützen und so?«
Blitzi nahm noch einen Schluck Kölsch. »Die Wahrheit. Ein großes Wort. Aber was heißt das schon? Die Wahrheit bedeutet doch für jeden von uns etwas anderes. Täglich werden Bürger mit der sogenannten Wahrheit beschissen. Kleines Beispiel gefällig?«
Nicole nickte.
»Ohne Fleiß kein Preis, heißt es. Harte Arbeit zahlt sich aus. Aber was ist denn dann mit all diesen Internet-, Fußball- und Reality-Star-Millionären? Die wissen doch gar nicht, was harte Arbeit bedeutet. Die waren doch nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort.« Er lächelte spöttisch. »Oder, wenn uns unsere Lehrer erzählt haben: ›Hauptsache, du hast dein Bestes gegeben!‹ Als wenn unser Bestes jemals genug gewesen wäre. Ich arbeite lieber nach dem Motto: ›The winner takes it all‹!«
Nicole blinzelte ihn an. Er hielt sie bestimmt für naiv. Aber sie glaubte noch immer an all diese Wahrheiten.
Und an die Liebe,
setzte ihr Unterbewusstsein spöttisch hinzu.
Das hat sich ja auch ganz großartig für dich ausgezahlt. Vielleicht sollte du doch einfach mal aus deinem Dornröschentraum aufwachen und …
»Aber jetzt sprechen wir noch mal über das, was für Sie in dieser Sache drin ist«, unterbrach Blitzi die Gedankengänge ihres Unterbewusstseins. »Beziehungsweise, was Sie zu tun haben.«
Nicole klammerte sich an ihrer Bierflasche fest, machte aber keine Anstalten, Blitzi Einhalt zu gebieten.
»Also, wenn ich Sie recht verstanden habe, arbeiten Sie an einem anderen Vermisstenfall.«
Nicole nickte.
»Und in diesem Zusammenhang haben Sie ein Foto von der kleinen Leenders gesehen. Das ermächtigt Sie doch zweifellos ein … sagen wir mal … gesteigertes Interesse an dieser Person zu haben, oder?«
Nicole zuckte mit den Schultern.
»Nun kommen wir zu Ihrem Kollegen Benninger. Der kümmert sich auffallend freundlich um diese Person, an der Sie ein gesteigertes Interesse haben und die anscheinend auch in Benningers aktuellen Fall involviert ist. Da stellt man sich doch unwillkürlich die Frage, warum?« Blitzi macht eine kleine Kunstpause. »Und mehr verlange ich doch gar nicht. Finden Sie einfach heraus, was dieser Benninger mit der kleinen Leenders vorhat.«
Nicoles müdes Gehirn kapitulierte. Das klang eigentlich wirklich logisch. So gesehen, war es wirklich ihre Pflicht, das zu tun, was dieser Reporter von ihr verlangte. »Okay.«
Blitzi strahlte sie an. »Super.«
Dann blickte er sich erstaunt um – so, als ob er erst in diesem Augenblick bemerkt hätte, dass ihre Wohnung geradezu wüstenartig leer war – und fügte trocken hinzu: »Gerade erst eingezogen? Ich glaube, wir sollten mal
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