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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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sich schnell hinter Tom in Sicherheit zu bringen versucht, als Linda drohend einen Schritt auf ihn zu macht.
    »Hey, lass den Quatsch!«, knurrt Tom, der gerade im »Boulevard« blättert. Er blickt kurz auf. »Zack, reg dich ab. Die Linda ist schon okay!«
    Völlig perplex blicken Linda, Zack und ich ihn an. Aber Tom blättert ungerührt weiter. Linda reißt sich mal wieder als Erste zusammen. »Danke für die Blumen, Tom. Aber wer hat dich denn nach deiner unwesentlichen Meinung gefragt?« Es klingt trotzdem sehr sanft, ja fast gerührt. Dann atmet sie tief durch und wendet sich wieder an Zack. »Wollen Sie vielleicht ’nen Kaffee?« Er nickt. Das sich anbahnende Duell scheint bis auf Weiteres verhindert! Krisensituation entschärft! Ich stecke meine Nase wieder in den Kleiderschrank.
    Den restlichen Nachmittag verbringen wir mit Kartenspielen. Genauer gesagt mit Pokern. Natürlich immer schön jeder gegen jeden. Tom gewinnt neun von zehn Spielen. Sein Pokerface ist einfach unschlagbar, und zudem hat er einen »Royal Flash« und ein »Full House« nach dem anderen. Meines Erachtens schummelt er, aber er ist viel zu gut, als dass ich ihn auf frischer Tat überführen könnte. Unseren Einsatz tätigen wir in braunen und weißen Kandiszuckerstückchen, da weder Linda noch ich Lust auf die von Tom vorgeschlagene Stripteasevariante hatten. In Anbetracht von Toms Gewinnsträhne eine weise Entscheidung. Die beiden männlichen Vertreter unseres kleinen Haushalts sind aber sowieso hochzufrieden.
    Der »Sonntags-Boulevard« bringt insgesamt zwei Doppelseiten über Toms Verschwinden. Kunststück, der Artikel scheint federführend von einem riesigen Tom-Fan, einem Typen namens Blitzi, verfasst, der selbstverständlich alle Foto- und anderen Archive auf den Kopf gestellt hat, um eine halbe Doktorarbeit über das Thema »Tom Schneider – a superstar in the making« zu verfassen. Zack reibt sich beglückt die Hände.
    Leider, leider erwähnen die Artikel aber auch das erste Mal öffentlich, dass Tom nicht freiwillig untergetaucht ist. Das hässliche Wort »Entführung« prangt mindestens zwölfmal in Überschriften und an verschiedenen Textstellen. Aber die Polizei sucht Tom ja schon seit Tagen. Da ließ sich dieser Sachverhalt wohl nicht weiter vertuschen. Zack und Tom scheinen dies auch nicht weiter schlimm zu finden, aber mir ist schon ein bisschen mulmig zumute. Schließlich habe ich heute Nachmittag noch ein Date mit dem Mann, der diese Entführungsgeschichte aufklären soll. Himmel!
    Zusammengefasst kann man im »Boulevard« Folgendes lesen und sehen:
    Jede Menge Fotos von Tom, die von harmlos-schnuckelig bis zu erotisch-peinlich reichen und die von Linda und mir aufs Ausgiebigste mit abfälligen Kommentaren bedacht werden.
Die genaue, zeitliche Abfolge der Entführung. Neben dem Abdruck meiner ursprünglichen E-Mail an RTL über Toms zukünftige Abwesenheit kann man hierbei auch das (für mich neue) von Zack aus ausgeschnittenen Buchstaben zusammengeklebte Erpresserschreiben bewundern, das sehr nebulös und ohne große Überzeugung enorm viel Geld fordert, damit Tom freigelassen wird.
Eine Kurznotiz, die besagt, dass sich die Produktionsfirma von »Charles Bukowski – ein Leben im Suff« keinen anderen als eben jenen Tom Schneider für die überaus anspruchsvolle Rolle des Protagonisten vorstellen kann.
    Zack ist der festen Überzeugung, dass Tom sich bereits in einer Woche »aus eigener Kraft von seinen Entführern befreien können wird«, um endlich die bereits von Zack aufgesetzten Verträge mit der »Charles Bukowski«-Produktionsfirma zu unterzeichnen. Kurz gesagt: alles im grünen Bereich.
    Die Uhrzeiger meiner übergroßen, modernen Küchenuhr scheinen sich irgendwie heute schneller als sonst zu bewegen. Nie sind mir so viele Stunden so kurz vorgekommen. Jedes Mal, wenn schon wieder eine halbe Stunde wie im Flug vergeht, macht mein Herz vor lauter Aufregung einen kleinen Hüpfer. Hoffentlich habe ich die richtige Entscheidung getroffen. Oberflächlich betrachtet, wirkt der Kommissar ja ganz nett, aber was heißt das schon? Ich werde die ganze Zeit über extrem vorsichtig sein müssen, denn ich glaube nicht, dass er der Typ ist, der mich aus reiner Sympathie nicht verhaftet. Mein Hals ist trocken, und mein Magen fühlt sich wie eine verschrumpelte Dörrpflaume an. Kein Wunder, dass ich so grottenschlecht pokere. Null Konzentration.
    Aber schließlich springen die Zeiger doch noch auf fünfzehn Uhr. Ich warte mit

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