Wie ich Brad Pitt entführte
Blitzi! Obwohl ich diesen Namen echt nervig und kindisch finde.«
Blitzi zuckte mit den Schultern.
»Blitzi, ich habe mit dem Verleger gesprochen, und er ist mit mir einer Meinung. Die Hummel macht ihre Sache gut. Wirklich gut. Und wie ich, hat auch er deine … na, sagen wir mal … Starallüren … gründlich satt. Reporter haben sich ihrem Blatt unterzuordnen und nicht umgekehrt. Wir können es uns nicht leisten, dass die Mehrheit der Leser unser Blatt mit nur einem einzigen Mitarbeiter assoziiert. Deshalb wäre das jetzt eigentlich eine schöne Sollbruchstelle.«
Blitzi klammerte sich an den Armlehnen seines Stuhles so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. »Ihr schmeißt mich raus?«, flüsterte er heiser. »Trotz der ›Tom-Schneider-Story‹?«
»Nicht so schnell«, sagte der Gnom, der ganz augenscheinlich Blitzis Kummer in vollen Zügen genoss. »Vielleicht kommen wir ja doch noch ins Geschäft. Aber zu unseren Bedingungen.«
»Und die wären?«
Der Gnom rieb sich mit dem Zeigefinger über seine fettig glänzende Knollennase. »Die Tom-Schneider-Geschichte hat unserer Auflage ein kleines Zwischenhoch beschert. Das ist schon richtig. Bisher ist der Absatz eigentlich stetig gesunken. Von täglich 400.000 Exemplaren in den Siebzigerjahren auf durchschnittlich magere 180.000, und das, obwohl wir inzwischen nicht nur in Köln selbst, sondern auch im Kölner Umland und sogar in den anderen deutschen Großstädten verkaufen. Dem lieben Internet sei Dank! Aber die letzten Tage haben wir es wieder auf rund 250.000 verkaufte Zeitungen gebracht.« Er hielt kurz inne.
»Und?«
»Und? Also du kriegst deine heiß geliebte Kolumne wieder, wenn du es mit deiner Story schaffst, ein einziges Mal wieder auf die ursprünglichen 400.000 zu kommen.«
Blitzi schlug mit der geballten Faust auf die Armlehne. »Aber das ist doch gar nicht möglich.« Er fixierte den Gnom mit einem mörderischen Blick. »Und außerdem, was nützt euch das denn, wenn die Auflage nur an einem einzigen Tag wieder so hochschießt?«
»Das lass mal unsere Sorge sein«, sagte der Gnom gelassen. »Da ist übrigens noch eine zweite Sache, die wir von dir wollen.« Der Gnom machte eine Kunstpause. »Der Verleger hat da noch ein Hühnchen mit dem alten Leenders zu rupfen. Außerdem steht er dessen politischen Ambitionen sehr skeptisch gegenüber.«
»Und?«, fragte Blitzi bereits zum zweiten Mal.
»Er will, dass du diesen Leenders so durch die Gosse ziehst, dass er nicht mehr aufsteht. Er will, wenn du mit ihm fertig bist, die Eier des alten Leenders zusammen mit seinen politischen Absichten auf einem silbernen Tablett zum Frühstück serviert haben.« Er blickte Blitzi fest in die Augen. »Kapiert?«
Blitzi schluckte. Dann nickte er.
[home]
58.
Sonntag, 15.30 Uhr
W ir fahren in Benningers altem dunkelblauen Volvo-Kombi, der mir schon von der Müllcontainerepisode her bekannt ist. Das heißt, der Kommissar fährt, und ich gucke ihn unsicher vom Beifahrersitz aus an. Die ganze Situation ist völlig surreal. Einerseits so merkwürdig vertraut, als würde ich den Kommissar schon seit einer ganzen Ewigkeit kennen. Andererseits bin ich so randvoll mit nervöser Energie, dass ich meine Knie unterm Handschuhfach festklemmen muss, damit sie nicht unkontrolliert rumzappeln. Wahrscheinlich interpretiere ich viel zu viel in dieses »Date« mit dem Kommissar. Vielleicht hat er nur tatsächlich nichts Besseres vor, als mit mir an einem ganz stinknormalen Sonntagnachmittag Sport zu machen. Ob jemand kurzfristig abgesprungen ist und er einen Partner für diese geheimnisvolle Sportart braucht, die wir heute Nachmittag betreiben wollen? Oder haben Tom und Linda doch recht, und er sucht ausschließlich eine weitere Gelegenheit, um mich zu überführen?
Auf einmal zucke ich zusammen. Benningers Hand hat soeben meine berührt. Wie elektrisiert ziehe ich meine Hand auf den Schoß und blicke in sein Gesicht. Aber anscheinend war dieser Hautkontakt völlig unbeabsichtigt, denn er schaut immer noch entspannt geradeaus und scheint sich ganz auf den Verkehr zu konzentrieren.
Mann, Vicki, reißt dich zusammen, ermahne ich mich selbst. Tatsächlich verfügt sein Auto über eine handbetriebene Gangschaltung, und unsere Hände hatten beim Schalten in den vierten Gang offenbar rein zufällig miteinander Bekanntschaft geschlossen.
»Du bist so ruhig heute«, sagt er plötzlich. »Alles okay?«
»Hm!« Mann, wenn der wüsste.
Der Jemand, der vorhin,
Weitere Kostenlose Bücher