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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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kurz nach fünfzehn Uhr beziehungsweise kurz vor meinem Date mit Benninger, so urplötzlich in meiner Diele gestanden hatte, war niemand Geringerer als Stefan, mein Ex-Freund. Sprachlos starrte ich ihn an.
    »Überraschung!«, lächelte Stefan und machte Anstalten, mich zu umarmen. Das ließ mich wieder aus meiner Schockstarre erwachen.
    »Was machst du hier?«, herrschte ich ihn an und trat einen Schritt zurück, um wieder eine angemessene Distanz zwischen uns herzustellen. Über sein gut aussehendes Männergesicht huschte ein Schatten.
    »Freust du dich denn gar nicht, mich zu sehen? Nachdem du mich nicht zurückgerufen hast, dachte ich, ich schaue mal persönlich vorbei! Wie geht es dir, mein Schatz?«
    Ich horchte plötzlich auf. Stefan kam mir auf einen Schlag so merkwürdig unsicher vor. Sein Ton hatte fast nach Betteln geklungen. Die ganze sorgfältig kultivierte Fassade des selbstsicheren Mannes bröckelte. Dahinter erschien … ja was eigentlich? Ein kleiner Junge? Ich konnte es nicht genau identifizieren. Erst jetzt fiel mir auf, dass Stefan irgendwie auch nicht ganz so wie aus dem Ei gepellt aussah wie sonst. Seine etwas längeren Haare wirkten ungekämmt und seine Kleidung … Hä? Er trug ein zerknittertes KAPUZENSHIRT! War er etwa … der Kapuzenmann, der bereits seit Tagen vor meiner Eingangstür in einem Auto schlief? Ich hatte durch die blöde Kapuze sein Gesicht nie so genau erkennen können.
    »Stefan! Was ist nur los mit dir?«, fragte ich ihn entsetzt.
    »Vicki, du fehlst mir so. Ich glaube … ich kann ohne dich nicht leben. Ich … kampiere schon seit Tagen vor deiner Tür und warte darauf, dass …«
    Ach du grüne Neune! Mein Ex wollte mich wiederhaben. Außerdem konnte jede Sekunde Benninger vor der Tür stehen. Und dem wollte ich nun auf gar keinen Fall meinen offenbar liebeskranken Ex präsentieren! Ich brauchte dringend Hilfe, und da kam nur eine einzige Person infrage: »LINDA!«
    Stefan blickte mich verstört an. Ich streichelte ihm einmal liebevoll über die Wange, und er schmiegte sein Gesicht in meine Hand. Himmel!
    »Stefan, ich kann jetzt leider gerade nicht. Muss gleich weg, aber Linda …«
    Wie auf Stichwort kam Linda genau in diesem Augenblick um die Ecke gebogen und blieb vor Überraschung stehen.
    »… wird sich um dich kümmern«, sprach ich meinen Satz zu Ende.
    »Aber Vicki, Stefan kann doch nicht hierbleiben«, sagte Linda verstört. Diese neuesten Verwicklungen schienen auch sie in den Grundfesten ihrer Persönlichkeit zu erschüttern. »Wir haben doch schon Besuch!«, zischte sie durch die Lippen, sodass nur ich es hören konnte.
    »Ja, aber ich kann ihn doch auch nicht in diesem Zustand wieder auf die Straße schicken!«, zischte ich zurück.
    »Darf ich vielleicht nur mal kurz duschen? Meine Wohnung ist so einsam ohne dich. Ich ertrage es einfach nicht mehr«, flüsterte Stefan tieftraurig.
    »Na klar kannst du hier duschen«, beeile ich mich zu sagen. »Hier unten in der Gästedusche. Kein Problem. Und dann kann Linda …«, ich werfe ihr einen Blick zu, der keinen Widerspruch duldet, »… dir von unserem
Besucher
ein paar nette Klamotten leihen, okay?!«
    Stefan schien sich zu entspannen. »Wann kommst du denn wieder?«, fragte er mich.
    »Ich weiß nicht, aber wenn du willst, kannst du ja im Gästezimmer auf mich warten.«
    Linda zog eine wütende Fratze. Sie hatte wahrscheinlich keine Lust, auf mehr als einen Typen gleichzeitig aufzupassen. Zumal die beiden sich ja wohl auf keinen Fall treffen sollten.
    »Nee, ist schon gut. Nach der Dusche ziehe ich Leine. Ich rufe dich aber heute Abend noch mal an, okay?« Sein Dackelblick suchte nach Bestätigung in meinen Augen.
    Ich nickte und versuchte, mir meine Erleichterung nicht anmerken zu lassen, aber Linda atmete hörbar auf.
    »Klar, so machen wir das.« Ich hörte mich wie eine fürsorgliche Krankenschwester an. In dem Moment klingelte es wieder an der Haustür.
    »Okay, tschüssi, Stefan.« Ich schob ihn durch die Foyertür in Richtung Gästedusche. »Linda kümmert sich jetzt um dich!« Ich zog sie am Arm hinter uns her, und sie folgte widerwillig. Als sie beide in der Wohnung verschwunden waren, zog ich die Foyertür mit einem tiefen Seufzen fest hinter mir zu. Himmel, war das eine knappe Kiste gewesen.
    Dabei hatte das Treffen mit dem Kommissar einigermaßen zivilisiert angefangen: Als ich die Tür öffnete, stand Benninger schon lächelnd in seiner blauen Adidas-Hose vor mir. Auf dem ebenfalls blauen

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