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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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Sweatshirt prangte das Kölner Polizeiemblem mit den zwei Domspitzen, bei dessen Anblick es mir allerdings wieder etwas mulmig zumute wurde.
    Benninger hingegen wirkte so, als könne ihn selbst ein Erdbeben nicht aus der Ruhe bringen. Und dann das: Er gibt mir die Hand zur Begrüßung! Dabei hatte ich ihm meine Wange quasi kussgerecht hingehalten. Also hatte ich den Kuss doch entschieden überbewertet! Oder ob Lindas blödes Sweatshirt schuld war? Bei dem Gedanken muss ich abgrundtief seufzen, was mir einen amüsierten Seitenblick von ihm einbringt.
    »Na! Schon gespannt, was dich jetzt erwartet?«, fragt er mich.
    Ich schüttelte den Kopf. »Aber ich lass mich gerne überraschen!«
    »Wie findest du eigentlich Tom Schneider?«
    Max’ Frage erwischt mich völlig auf dem falschen Fuß. Vor einer Sekunde gondeln wir noch völlig friedlich in Richtung Sürth, und jetzt das.
    »Äh, wie meinst’n du das?«, stottere ich verlegen.
    »Na ja, magst du ihn als Schauspieler?«, hakt der Kommissar nach.
    »Ähm, ja, doch schon«, quetsche ich aus mir heraus. Verdammt, er hatte bei der Hausdurchsuchung bestimmt meine »Südstadt«-Sammlung bemerkt. Dass mir ausgerechnet jetzt so ein dummer Schnitzer unterlaufen muss. Aber vielleicht ist ja noch nicht alles zu spät. »Doch … eigentlich mag ich ihn in ›Südstadt‹ ganz gern«, ergänze ich schnell. Und weil Angriff die beste Verteidigung ist, füge ich noch ein nonchalantes »Wieso fragst du?« hinzu und mustere ihn äußerlich gelassen, innerlich gespannt wie ein Flitzebogen.
    Benninger sieht auf einmal recht grimmig drein. »Mir geht der Typ langsam echt auf den Senkel.«
    »Wieso das denn?«, frage ich wirklich überrascht.
    »Ach, die ganze Geschichte stinkt doch meilenweit gegen den Wind. Keine Zeitung, keine Fernsehsendung, ohne dass der verdammte Kerl nicht mindestens zehnmal erwähnt wird. Da sahnt doch gerade irgendjemand mächtig ab!«
    Mir bleibt der Mund offen stehen. Hat man da noch Töne? Offenbar ist Kommissar Benninger dem guten Tom viel stärker auf den hübschen Fersen, als ich mir in meinen wildesten Träumen vorgestellt hatte. Und weil mein Hirn gerade auf Hochtouren arbeitet und anscheinend dabei mein Sprachzentrum mal wieder vollständig blockiert‚ antworte ich zum zweiten Mal an diesem Nachmittag mit einem leicht verblödeten »Äh … wie meinst’n du das?«
    Bevor er mir antwortet, parkt er den Volvo vor einem dunkelgrauen bunkerartigen Betonkomplex. Er zieht die Handbremse an und dreht sich vollständig zu mir um.
    »Weißt du, Vicki, das alles kommt mir wie ein völlig abgekartetes Spiel vor.« Er blickt mich intensiv an. Seine Augen durchbohren mich, so als könnte er in die tiefsten Abgründe meines leider doch recht schuldigen Gewissens sehen. Ich erröte unter seinem Blick, aber er sieht gentlemanhaft darüber hinweg. Dann zuckt er plötzlich mit den Schultern. »Ich werde es rausfinden. Und wenn das Ganze nur so ein dämlicher PR-Gag ist, dann wird man ihn und seine Hintermänner schon dafür zur Verantwortung ziehen.«
    Ich sitze stockstill im Wagen und wünsche mir nichts sehnlicher, als ihm die ganze Wahrheit erzählen zu können. Vielleicht würde er einfach darüber lachen. Vielleicht würde er einfach so »Vicki« sagen und mich auf die Stirn küssen. Aber … ich trau mich nicht. Er hatte gerade so kalt und geschäftsmäßig ausgesehen, so als wollte er Tom gleich einbuchten. Und ich kann Tom, Linda, Zack und letztendlich natürlich auch mich selbst doch nicht einfach so verraten. Oder? Ich bin so unschlüssig wie nie zuvor in meinem Leben. Aber dann erinnere ich mich plötzlich an meinen Vater und sein neuestes Steckenpferd – die Politik –, und mein Dilemma ist beendet. Nein, ich kann Max nichts davon erzählen. Das ist leider ausgeschlossen. Zu viel unkontrollierbarer Wirbel. Nicht auszudenken, was mein Vater dazu sagen würde. Der übrigens trotz Abschiedsbrief noch immer nicht aufgekreuzt ist! Ob er meinen Schrieb für einen Scherz hielt? Oder bin ich ihm wirklich so hoffnungslos egal?
    »Kommst du?«
    Max hält die Autotür auf und lässt mich aussteigen. Krampfhaft bemühe ich mich, an etwas anderes zu denken, und blicke mich erst einmal um. Auf der Eingangstür des Bunkers steht in großen Siebzigerjahre-Buchstaben: »Sportzentrum-Süd«. Beim Reingehen riecht es ziemlich streng nach Desinfektionsmittel, was bei mir sofort unliebsame Erinnerungen an meinen Grundschulsport heraufbeschwört. Ich war eine völlige Niete

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