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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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in allen Ballsportarten und somit grundsätzlich immer die Letzte gewesen, die bei Völker-, Volley- und Basketballmannschafts-Auswahlverfahren von der Bank geholt wurde. Mann, hoffentlich war das kein schlechtes Omen für das, was jetzt kommen würde.
    Statt nach links, wo es gemäß der unübersehbar angebrachten Schilder zu den Umkleidekabinen, den Tennisplätzen und der Gymnastikhalle geht, lenkt der Kommissar meine Schritte nach rechts zu einer Treppe, die uns eine Etage tiefer führt. Dort sitzt ein Mann in grauer Uniform an einer Art Rezeption. Benninger muss ihm seine Dienstmarke zeigen, bevor wir hinter einer Milchglastür verschwinden dürfen.
    Wow, die Polizei hat hier wohl ihr eigenes Sportzentrum versteckt. Clever! Vor ein paar Minuten hätte mich das alles noch zu Tode erschreckt. So quasi in der Höhle des Löwen angelangt! Aber seitdem ich weiß, dass der Kommissar mich vielleicht für unschuldig hält, fühle ich mich eigentlich ganz gut so neben Benninger, der gerade freundlich ein paar Kollegen zunickt. Oder ist das alles nur eine Finte? Will er mich in Sicherheit wiegen und hofft auf diese Weise, mir mehr Informationen entlocken zu können? Meine Schultern verkrampfen sich schon wieder ein bisschen. Ich muss weiterhin auf der Hut bleiben.
    Nachdem wir uns einen Teil der riesigen Sporthalle mit einem krankenhaus-beigefarbenen Plastikvorhang abgetrennt haben, holt Max zwei Gymnastikmatten aus einer Truhe, rollt sie aus und bedeutet mir, mich auf eine der beiden hinzuhocken. Er lässt sich auf der anderen schräg gegenüber von mir nieder.
    »Na, was meinst du, wozu das hier alles gut sein soll?«, fragt er mich. Ich zucke mit steifen Schultern.
    »Du willst meinen Muskeltonus verbessern?«, schlage ich vor.
    Er grinst. »Nein. Dein Muskeltonus ist völlig okay.« Sein Gesicht wird wieder ernster. »Aber ich möchte dich mit einigen Selbstverteidigungstechniken vertraut machen.«
    Oh! Das habe ich so nicht kommen sehen. Ich schaue ihn mit großen Augen an. »Selbstverteidigung? Aber warum denn das?«
    Max streicht sich mit einer Hand die dunkelbraunen Haare aus der Stirn. Er sieht wirklich extrem gut aus. Sehr männlich. Er könnte ohne Weiteres als der nächste Marlboro-Man gecastet werden, wenn es den denn noch geben würde.
    »Ich finde, ein Frau sollte sich im Ernstfall gegen einen Angreifer zur Wehr setzen können«, erläutert er. »Das ist für alle Frauen wichtig, aber insbesondere für so attraktive wie dich.«
    Ich bin geschmeichelt, obwohl das Kompliment ziemlich dick aufgetragen ist.
    Wir fangen mit ganz normalen Dehnübungen an. Er scheint recht zufrieden mit meiner Gelenkigkeit zu sein, die noch von ein paar Jahren Ballett in meiner Teenagerzeit stammen dürfte.
    »Du musst dir jederzeit deiner Umgebung bewusst sein.« Sitzend faltet der Kripomann seinen perfekten, v-förmigen Oberkörper auf die langen Beine. »Achte auf die Signale, die dir dein Unterbewusstsein über Leute und Situationen gibt. Sei bereit.«
    Das klingt ja, als müsste ich demnächst mit Godzilla kämpfen. Wusste er, wen er hier vor sich hatte? Zumindest bis jetzt hatte mein Leben ja so rein gar nichts Gefährliches an sich. Bisher hatte ich mir eigentlich immer mehr Sorgen um mein seelisches als um mein körperliches Wohl gemacht. Aber ich beuge mich, ohne zu murren, brav über meine Beine, wobei mein Rücken eher einen VW-Käfer-Buckel bildet, anstatt völlig flach – ja geradezu »Lamborghini«-windschnittig, wie bei ihm – aufzuliegen. Er grätscht die Beine und wiederholte seinen »Lamborghini« erst auf dem linken, dann auf dem rechten Bein.
    »Wenn du kannst, solltest du selbstverständlich einem Angriff oder Kampf immer aus dem Weg gehen.«
    Unwillkürlich muss ich in mein linkes Knie grinsen. Ja, bin ich denn Rocky? Oder ein cholerischer Kampfsportfanatiker? Ich hatte mich seit der Grundschule nicht mehr gerangelt, und selbst da war es mehr um ungebührliches Schubsen als um richtige »Kämpfe« gegangen.
    »Man muss sich immer unter Kontrolle haben, selbst wenn man provoziert wird«, doziert Benninger tapfer weiter und umgreift seine beiden Fußgelenke so spielerisch leicht, als hätte man ihm die Achillessehnen rausoperiert.
    Schließlich stehen wir wieder aufrecht voreinander. »Selbstverteidigung – leicht gemacht« mit Max Benninger kann also beginnen. Zum Auftakt legt er mir seine beiden Hände locker um den Hals und fordert mich auf, seinen Griff mit einer schnellen, von unten kommenden

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