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Wie ich Schriftsteller wurde

Wie ich Schriftsteller wurde

Titel: Wie ich Schriftsteller wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Golluch
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Paula
anders. Und ist das die Art von Erfahrung, die ich in meinem Roman wiedergeben
sollte? Meinem Charisma als Schriftsteller wäre das sicher nicht zuträglich.
Bukowski war zwar ständig betrunken, aber nie ein Volltrottel. Am besten lasse
ich mir das alles noch einmal durch den Kopf gehen, bevor ich irgendetwas niederschreibe

     
    Ob es anderen Männern genauso geht? Manche haben ganz eigene
Theorien zum Thema Frauen. Bertolt z.B. meint, es sei sinnvoll, einmal im Leben
seine Frau zu wechseln. So gegen die 40, einfach gegen eine jüngere
austauschen. Wechseljahre eben. Frauen über 40 werden zwar noch nicht
nennenswert hässlich, aber im Zusammenleben kompliziert bis unausstehlich, und
man kann nicht mehr wirklich etwas mit ihnen anfangen. Ich selber hatte, als
die Sache mit Paula geschah, die 40 noch lange nicht erreicht, hätte aber zu
diesem Zeitpunkt ganz gern eine Frau um die 40 gekannt, die mir die
entscheidenden Ratschläge hätte geben können. Nein, nicht meine Mutter, die war
in Sachen Erotik eher unterbelichtet. Sonst hätte sie ja nicht meinen Vater
geheiratet. So eine erfahrene, reife Frau, die den hochpotenten, aber irgendwie
noch viel zu unerfahrenen Jüngling mit ihren lebensklugen Weisheiten in die
Welt der Liebe einführt.
     
    Sonst ergeht es mir noch wie meinem Freund Uwe, eingeholt
von den Katastrophen des Alltags. Der ist auch Schriftsteller, hält sich in
Momenten maßloser Selbstüberschätzung für eine Reinkarnation von Uwe Johnson,
und erotisch wirkt das erstaunlicherweise sehr gut. Die Frauen bewundern und
umschwärmen ihn. Aber neulich sagte ihm sein Verleger, dass es jetzt an der
Zeit sei, sich nach einem guten Psychiater umzusehen. Auf Uwes Nachfrage fuhr
er fort: Die gequirlte Kacke, die er in den letzten Monaten produziert habe ...
es gäbe da so eine Gartenpflanze, die hieße „Je länger, je lieber“, aber so
verhielte es sich mit seinen Texten gerade nicht. Wie soll ein Mann damit
weiterleben? Uwe verlor, so belastet, zwei von seinen drei Freundinnen und
heiratete schließlich in Torschlusspanik die letzte. Übrigens die hässlichste.
     
    Oder mein Freund Lars Wolke, der neue Neo Rauch. Er hatte
ein Jura-Studium abgebrochen und wollte unbedingt Künstler werden. Jetzt gehört
er zur Gruppe der Neuen X-Beliebigkeit, malt Bilder, die sich von anderen
x-beliebigen Bildern anderer Künstler ungefähr so intensiv unterscheiden wie
ein Verkehrsschild vom anderen und wartet auf den großen Durchbruch. Er
streicht Leinwände in zarten Pastelltönen an und findet das äußerst sensibel,
weil er seine Leinwände so ungeheuer kreativ in Pastelltönen bepinselt, wie es
sonst niemand außer ihm kann.
     
    Als neulich seine Freundin versehentlich in eines seiner
Meisterwerke trat, das er zum Trocknen auf den Boden gelegt hatte, und es
einfach in den Müll warf, war er mehr als sauer. Schlimmer noch ihre Reaktion
auf seinen Protest: Auf seine Nachfrage, was sie denn da mit seinem Meisterwerk
mache, antwortete sie:
     
    „Entsorgen. Davon hast du doch noch Dutzende! Und kaufen tut
den Müll ja ohnehin keiner.“
     
    So glashart können Frauen sein. Er war am Boden zerstört und
suchte sich sofort eine neue Kunststudentin für die niederen Dienste im
Atelier, die er langfristig gegen seine jetzige Freundin austauschen konnte. So
hatte er es bei ihr auch schon gemacht. Ich glaube, Künstler vertragen keine
Kritik.

Augenblicke, die man nicht zurückholen kann
    Es ist wieder soweit. Vor meinem geistigen Auge sehe ich nichts
als Möpse, Titten, Ärsche, wenn ich nicht auf den Modus Zwangsintellekt schalte. Ja, diese Kraftausdrücke, ich mag sie auch nicht, jedenfalls nicht im
Normalzustand, und wenn ich nicht gerade absolut scharf bin, vertrete ich als
professioneller Schriftsteller eher das Prinzip der Umschreibung.
     
    Pia zum Beispiel hatte ausgeprägte mütterliche Qualitäten. Melissa
saß auch auf dem härtesten Stuhl bequem. Und mit Eva konnte man sich verbal im
Bett kaum austauschen.
     
    Aber selbst diese verbalen Umständlichkeiten machen mich an
diesem Mittwoch ungeheuer scharf. Ich untersuche meinen Rechner auf die richtigen
Porno-Links. Gerade habe ich eine enorm überzeugende Seite gefunden, als es
klingelt. Ich schalte den Bildschirm ab und öffne. Es ist Paula, sie will mal
eben reinschauen, gucken, wie es mir geht, und als sie den Rechner sieht, will
sie nur mal eben schnell ihre E-Mails checken und schaltet den Monitor ein …
     
    „Oh,

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