Wie im Film
weiß, vielleicht lerne ich deinen Daddy ja doch noch kennen.“
„Oh ja ... da bin ich ganz wild drauf“, erwiderte Eric ironisch. „Lass uns bitte nicht mehr von ihm sprechen. Du hast recht, ich will eigentlich keine Werbung für ihn machen.“ Dann lächelte er jedoch, und Daniel tauchte einmal mehr in diese fantastischen Augen ein.
Es tat so gut, einfach die Zeit zu vertrödeln, während draußen auf der Straße Autos hupten und Stimmengewirr durchs Fenster zu ihnen hinauf drang.
Ohne den Versuch, ihre Pornofilmpläne in die Tat umzusetzen, würde jeder von ihnen in dieser Stadt gerade seinen eigenen Aktivitäten nachgehen, ohne zu wissen, dass es den anderen gab. Diese Erkenntnis machte Daniel fast wahnsinnig, und seine innere Stimme flüsterte ihm zu, dass er sich ernsthaft verliebt hatte ... er dementierte es nicht. Im Gegenteil. Er streckte seine Hand über den Tisch aus, und es schien selbstverständlich, dass Eric sie ergriff und sie mit ineinander verschränkten Fingern dasaßen.
„Sollen wir zum Rheinpark fahren?“, fragte Daniel, nachdem es Zeit wurde, den Tisch abzuräumen.
„Im Gras liegen? In den Himmel starren? Den Hunden beim Frisbeefangen zusehen? Ich bin dabei!“
Eric reichte Daniel die inzwischen ziemlich weiche Butter an, damit er sie in den Kühlschrank packen konnte. „Ich find’s super, dass man deinen Küchentisch auch zum Frühstücken benutzen kann“, sagte er dann schelmisch.
Daniels Stimme klang plötzlich etwas rau. „Ah, ja. Er ist ... flexibel einsetzbar.“
„Ich sag ja ... echt super!“
Die beiden feixten noch ein wenig, bis Daniel sich ein T-Shirt angezogen hatte und sie sich auf den Weg zum Park machen konnten.
Daniel musste ein paar Runden drehen, bis er endlich einen freien Parkplatz ergatterte. Bei dem Wetter schien hier Gott und die Welt unterwegs zu sein. „Hier fang!“, rief Daniel, als sie beide ausgestiegen waren. Eine Decke landete in Erics ausgestreckten Armen. „Wie praktisch“, befand er.
„So etwas sollte man immer im Auto haben, falls man mal im Schneechaos stecken bleibt“, erklärte Daniel ernst.
Eric sah zum blauen Himmel, von dem die Sonne eine geradezu ungesunde Frühnachmittagshitze zur Erde schickte.
„Die Gefahr eines Schneechaos ist im Moment relativ gering“, lachte er.
„Man weiß nie“, witzelte Daniel und schnappte sich den Rucksack, in dem er etwas zu trinken, eine Schachtel Kekse, eine Tüte Chips und zwei Äpfel untergebracht hatte.
„Haben wir genug Verpflegung, um in dieser Wildnis durchzuhalten?“ Eric sah mit gespielter Besorgnis über die gepflegten Wiesen im Park, die akkurat geschnitten und unkrautfrei waren. Die Wege waren gut bevölkert, Kinder spielten halb nackt um den riesigen Brunnen.
„Falls nicht, rufen wir den Pizzaservice. Ich habe mein Handy dabei.“
Eric nickte beeindruckt. „Dann sollte unser Überleben gesichert sein.“
„Gibst du mir deine Nummer?“, fragte Daniel, nahm das Handy aus der vorderen Tasche des Rucksacks, klappte es auf und schien zum Tippen bereit.
„Ich weiß sie nicht auswendig. Mein Handy liegt bei mir Zuhause. Ich nehme es selten mit.“
Daniel runzelte die Stirn. „Dann deine Festnetznummer?“
„Ich habe nur das Handy.“
„Ah ...“, machte Daniel und ließ sein Mobiltelefon wieder in der Tasche verschwinden, bevor er anfügte: „Du hast nur dein Handy, aber kennst deine Nummer nicht auswendig?“
Eric zuckte mit den Schultern. „Ich habe nicht viele Leute, die mich anrufen. Und ich telefoniere nicht gerne.“
Daniel nickte, wenn auch nicht sehr überzeugend. Er betrachtete Eric von der Seite, bis dieser sich zu ihm drehte. „Ich sage dir meine Nummer das nächste Mal, okay?“
„Ja. Ja. Ist okay“, versicherte Daniel mit matter Stimme.
Eric deutete auf eine Kopfweide, die gleich am Anfang des Parks stand. „Ich liebe diese Weide. Als Kind kam sie mir immer wie ein märchenhafter Baum vor, der Wünsche erfüllen kann.“
„Er ist großartig“, befand auch Daniel und ohne darüber sprechen zu müssen, traten sie beide bis an den knorrigen Stamm und legten die flache Hand daran. Es war ein merkwürdiges und vor allem schweigendes Zwiegespräch, dass nun zwischen ihnen und dem Baum erfolgte.
Daniel wurde sich erst der Ungewöhnlichkeit bewusst, die ihr Anblick wohl bot, als ein kleines Mädchen neben ihm stehen blieb und lauthals fragte: „Was machst du da?“ Ihre grünen Augen funkelten ihn neugierig an und ihre blonden Haare zottelten
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