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Wie im Film

Wie im Film

Titel: Wie im Film Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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zwinkerte noch einmal, dann ging sie durch den Flur zur Treppe, und wie immer sah ihr Gang so aus, als würde sie gerade über die Bühne flanieren. Daniel sah ihr hinterher und schloss dann leise die Tür. „Vielleicht sollte ich mal versuchen, dass sie mich irgendwann angezogen sieht“, sagte Eric und verdrehte die Augen.
    „Guter Plan. Übrigens, deine Hände sind zu klein.“
    Eric senkte sofort erschrocken den Kopf und prüfte die Aussage von oben, denn immer noch hatte er die Hände vor seinen Genitalien verschränkt.
    „Du willst mich verarschen“, brummte er dann.
    Daniel lachte gestehend. „Mach dir keine Sorgen. Sie hat nur deine Augen gesehen.“
    Eric runzelte die Stirn. „Ich bin total verpennt“, warf er dann selbstkritisch ein.
    „Naja, das Blau jedenfalls ist schon wach.“ Daniel trat nun an Eric heran und umfasste locker dessen Nacken.
    „Eigentlich wollte ich dich mit einem Frühstück überraschen, nicht mit einem unangekündigten Besuch.“
    „Und jetzt?“ Eric setzte einen Dackelblick auf.
    „Jetzt ist es keine Überraschung mehr“, erwiderte Daniel, beugte sich vor und küsste den anderen sanft auf die geschlossenen Lippen. „Geh ins Bad, ich werde mal sehen, ob ich ein Nicht- Überraschungs-Frühstück organisiert bekomme.“
    Das Leben konnte manchmal verdammt perfekt sein. Eric war zu ihm zurückgekehrt! Sie hatten eine gemeinsame Nacht verbracht. Und nun war Eric in seinem Badezimmer mit was auch immer beschäftigt — das war fast wie das ganz normale Leben ... nur besser!
    Selbst das Kaffeemehl landete diesmal komplett im Filter, ohne ihm die halbe Spüle vollzukrümeln. Als der Kaffee gurgelnd durch die Maschine lief, suchte Daniel die Sachen wieder zusammen, die er schon am Abend zuvor auf das Tablett gepackt hatte. Dann kämpfte er mit dem Toaster, der seit einiger Zeit zickig reagierte, wenn er seinen Job tun sollte. Erst als Daniel sah, dass die Glühfäden zu einem knalligen Orange wechselten, brummte er dem Gerät einen anerkennenden Laut zu.
    Der Kaffeeduft begann, sich mit dem des gerösteten Brotes zu vermischen. Daniel deckte rasch den Tisch. Es war eigenartig, es für zwei zu tun. Zwar hatten ein paar One-Night-Stands durchaus bei ihm gefrühstückt, aber aus irgendeinem Grund hatten sowohl Daniel als auch seine Liebhaber für eine Nacht, es vorgezogen, einen schwarzen Kaffee im Stehen zu trinken und allenfalls ein belegtes Toastbrot hinunter zu schlingen.
    Daniel dachte nach. Zuletzt hatte er den Tisch für zwei gedeckt, als seine Mutter eine Nacht bei ihm verbracht hatte, weil er sich eine üble Grippe eingefangen hatte, die ihn hoch fiebern ließ.
    Wagemutig hatte seine Mutter sich der Ansteckungsgefahr ausgesetzt, um ihn zu pflegen. Und wenn er es genau bedachte, war eher sie es gewesen, die den Tisch gedeckt hatte, um ihn dazu zu bewegen, sich seinem Kreislauf zuliebe wenigstens kurz vom Krankenlager zu erheben.
    Diese Geschichte war nun mindestens ein halbes Jahr her. Ihn befiel ein schlechtes Gewissen, als er daran dachte, wie genervt er jedes Mal war, wenn er auf dem Display seines Handys sah, dass sie versucht hatte, ihn zu erreichen. Aber vielleicht war das alles ganz normal ... ein naturbedingt schlechtes Gewissen, welches man den Eltern gegenüber empfand, weil man irgendwann die Undankbarkeit besessen hatte, sich sein eigenes Leben einzurichten. Dass dieses Leben dazu führte, dass seine Mutter bei jeder seiner Krankheiten gleich die gefürchtete Immunschwäche in Betracht zog, machte die Sache nicht unbedingt leichter.
    Es ärgerte ihn, unweigerlich in düstere Gedanken abzudriften. Als Eric die Küche betrat, blickte Daniel ihn an und lächelte. Offensichtlich war es ihm jedoch nicht schnell genug gelungen, seine Sorgen zu vertreiben, denn Eric stutzte einen Moment und fragte dann vorsichtig: „Soll ich gehen?“
    Das Gurgeln der Kaffeemaschine verstummte im gleich Augenblick, was Daniel zusätzlich irritierte.
    „Nein ... wieso fragst du mich das ständig?“
    Eric, der in seine Kleidung vom Vortag geschlüpft war, nestelte an seinen bereits geschlossenen Hemdknöpfen.
    „Ich will mich nicht aufdrängen, das ist alles“, erwiderte er leise. Daniel machte einen unwirschen Laut, dann fixierte er den anderen mit gefurchter Stirn. Seine Stimme klang bedächtig. „Sag mal ... du hast bislang nur von deinem Vater gesprochen. Was ist eigentlich mit deiner Mutter?“
    Sofort verdüsterte sich Erics Miene und es war klar, dass er wenig begeistert

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