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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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Vorstellungsgespräch«, sagte er. »Als was? Sucht die Pizzeria einen Fahrer? Wär’ doch genau das Richtige für dich.« Mattes überhörte den beißenden Spott und antwortete: »Nein, Chefredakteur.« Im Weitergehen hörte er seine Schwester lachen. Na, immerhin hielt sie ihn für witzig.
    Die Redaktionsräume des Hundemagazins befanden sich im Erdgeschoss eines Wohnkomplexes, der auf den ersten Blick eindrucksvoller wirkte als aus der Nähe. Die Stahlträger setzten Rost an, unter den Fensterbänken bröckelte der Putz, und die Reihe der mit handschriftlichen Namen versehenen Klingelschilder ließ auf einen schnellen Wechsel der Mieter schließen. Ein kleines Schild gab an, dass der Eingang zu ›Hassos Herrchen – Finas Frauchen‹ im Hof lag. Mattes durchquerte einen Durchgang mit überquellenden Wandbriefkästen auf der einen und zwei großen Müllcontainern auf der anderen Seite und blieb mit einem tiefen Atemzug stehen. Hier war die Redaktion? Dann hätte sie genauso gut in einer alten Baracke am Ende eines Schrottplatzes liegen können. Schön war anders. Die ZEIT residierte ganz sicher in einem imposanteren Bauwerk. An einer Tür sah er ein Schild, das zeigte, dass er tatsächlich am Ziel war. ›Hassos Herrchen – Finas Frauchen‹ stand darauf und natürlich gab es die unvermeidlichen stilisierten Hundepfotenabdrücken am Rand. An einem Fenster klebten Fensterbilder mit Hundemotiven. Langhaarige Collies, die auf Hügeln standen, während hinter ihnen die Sonne unterging, liegende Pudel, die eine Schleife um den Hals trugen und Weidenkörbe voller Welpen, um die bunte Blumen drapiert waren. Ein buntes Sammelsurium widerlich kitschiger Plastikbilder. Zu Kindergartenzeiten hätte es ihn begeistern können.
    »Ach, du Scheiße«, murmelte er und musste gar nicht erst überlegen, um zu wissen, dass es besser sein würde, einfach umzukehren und die Sache zu vergessen. Frau Althoff hatte vermutlich nicht nur gesammelte Jahrgangsordner von ›Der rote Teppich‹ im Wohnzimmer stehen, sondern malte am Abend auch noch Fensterbilder. Er hatte geahnt, dass es nichts Gutes war, als gestern Morgen noch vor dem Kaffee das Telefon klingelte. Am aggressiven Klingeln hatte er es schon erkannt. Sollte er jetzt wirklich noch reingehen oder die ganze Sache gleich vergessen? »Hi!«, säuselte eine helle Stimme hinter ihm. »Wollen Sie zu Hasso sein Herrchen und Fina sein Frauchen?«
    »Äh, …«, reagierte er verwirrt, weil er mitten aus einem seiner seltenen Entscheidungsprozesse gerissen wurde.
    »Cool«, sagte eine junge, schmale Frau, warf ihm aus kajalumkränzten Augen einen tiefen Blick zu, trippelte zur Tür und stieß sie auf. »Hier geht’s lang.« Sie hielt ihm die Tür auf, und er ging automatisch auf sie zu. Mist. Irgendetwas lief falsch. Er musste das sofort abbrechen. In diesem Moment rief die junge Frau mit lauter Stimme in den Flur hinein: »Frau Aaalthooooff. Hier iiiist eineeeeer«, und Mattes dachte: Hier ist einer? Was denn für einer? Ein Idiot? Ein Wahnsinniger, der es bis in diesen miesen Hinterhof schafft? Einer, der die morbide Stimmung mieser Hundemagazine liebt, weil er mit Leidenschaft heimlich einen Hundefriedhof betreibt? Einen kurzen Moment lang fühlte er das Bedürfnis in sich aufsteigen, sich umzudrehen und um sich schlagend und schreiend über den Hof zurück bis in sein Auto zu flüchten und dort die Türknöpfe herunterzudrücken.
    Ehe er dem Impuls folgen konnte, erschien eine ältere, damenhafte Erscheinung, die Mattes prüfend musterte. Sie schien vom Ergebnis nicht sofort begeistert zu sein. Mattes erging es ebenso. Die sah ja aus wie die Leiterin eines Mädchenpensionats. Wenn er bis jetzt nicht gewusst hatte, wie eine Spaßbremse aussah, dann hatte er gerade deutlich dazugelernt. »Tina, bitte brüll nicht so herum! Du kannst Besucher ordentlich anmelden«, sagte sie streng, ohne den Blick von Mattes zu wenden. Sehr nachdrücklich setzte sie »Danke, Tina« hinterher, was diese veranlasste, unverzüglich und wortlos nach drinnen zu verschwinden.
    »Ja, bitte?«, sagte sie zu Mattes, der sich ebenfalls veranlasst fühlte, sofort zu verschwinden. Allerdings nach draußen. Aber es war zu spät. Vor dieser Frau drehte man sich nicht einfach wortlos um. Außerdem hatte er ihre Stimme erkannt. Das war die Frau vom Telefon.
    »Ich bin Mattes Reuter«, begann er und ärgerte sich über den Kiekser in seiner Stimme. Er kiekste doch sonst nicht. »Wir haben telefoniert«, fügte er mit

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