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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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Karriere und den direkten Weg zum Ziel kaum noch entkommen können. Darin war sie Weltmeister. Egal auf welche Weise er es verhindern konnte, aber Astrid dürfte von diesem neuen Kapitel in seinem Leben nie etwas erfahren!

D er nächste Morgen begann sehr früh. Täglich um sieben Uhr aufstehen – das war schon ein überzeugender Grund, den Posten gar nicht erst anzutreten. Als Freiberufler bei einem Stadtteilmagazin hatte man deutlich angenehmere Arbeitszeiten, sofern man es schaffte, die frühen Termine an Kollegen abzugeben. Mattes wunderte sich, dass er es trotzdem erstaunlich schnell aus dem Bett schaffte. Duschen, Kaffee, dann mit Mina eine Runde um den Block. Unterwegs trafen sie Berry, einen langhaarigen, temperamentvollen Freund von Mina, der mit seiner Halterin unterwegs war, die ebenfalls langhaarig, aber, im Gegensatz zu ihrem Hund, recht sanft war. Mattes freute sich. Berrys Frauchen hatte auf ihn eine vergleichbare Anziehungskraft wie Mina sie auf Berry ausübte. »Ach, da ist ja die Mina. So früh schon unterwegs?«, sagte Berrys Halterin, und Mattes spürte, dass sich ihr freudiges Lächeln auch auf ihn bezog. Die Hunde sprangen nebeneinander über die Wiese, und er wechselte mit Berrys zweibeiniger Begleitung ein paar Worte übers Wetter und dass es bestimmt bald richtig warm sein würde. Wieso kannte sie eigentlich seinen Namen nicht? Er war für sie immer nur ›Minas Herrchen‹. Als ob nur sein Hund wichtig sei.
    Aber wie hieß sie eigentlich? Es ärgerte ihn, dass er aus den Gesprächen wusste, dass Berry drei Jahre alt und kastriert war, gerne auf dem Sofa schlief und sich im letzten Sommer eine Scherbe in die Pfote getreten hatte, die in der Tierklinik he rausoperiert werden musste, aber viel wichtiger wäre jetzt doch zu wissen, wie seine Halterin hieß. Sollte er einfach mal fragen? »Ich muss los«, lächelte die nette, namenlose Dame, rief nach Berry und nickte Mattes zu. »Tschüss«, sagte sie, und vermied eine Anrede. Dann beugte sie sich zu Mina herunter. »Tschüss, Mina. Bis bald!« Tschüss, Berrys Frauchen, dachte Mattes. Der Tag begann nicht schlecht. Eine nette, attraktive Frau, ein frühlingshafter Morgen und eine neue Stelle. Was würde Berrys Halterin wohl sagen, wenn sie wüsste, dass Minas Herrchen ab heute Leiter eines Hundemagazins war? Er merkte, dass eine Art Energieschub ihn hellwach und sehr motiviert in den ersten Arbeitstag schickte. Ey, komm mal runter, du trittst nur einen neuen Job an, es ist nichts Besonderes, versuchte er sich zu bremsen. Du gehst in einen versifften Hinterhof, den du als Geschäftsadresse peinlichst verschweigen wirst, und schreibst kleine Artikel über Hunde, die keinen interessieren. Aber trotzdem spürte er eine prickelnde Vorfreude.
    Um kurz nach acht rief er Alex an, der um diese Zeit schon arbeitete.
    »Ich bin gestern da gewesen und ich hab den Job«, erklärte Mattes und versuchte betont cool zu bleiben.
    Alex stieß einen leisen Pfiff aus. »Gut. Und du bist tatsächlich Chefredakteur?«
    »Ich glaube schon. Es ist aber alles nicht ganz dicht bei denen. Ich guck mir den Laden heute mal an, und wenn es unterirdisch ist, bin ich sofort wieder weg. Da ist eine Althoff, von der muss ich dir unbedingt erzählen. Es ist unfassbar. Kannst du dich an Frau Mahlzahn von Jim Knopf erinnern? Den schrecklichen alten Drachen, der die Kinder gefangen hält? Das ist die Althoff. Ich weiß selber nicht, warum ich unterschrieben habe.«
    Alex lachte. »Ich bin gespannt. Da sitzt unser Mattes auf einmal im Chefsessel. Neben Frau Mahlzahn. Glückwunsch!«
    »Gratulier mir erst, wenn ich weiß, ob es ein Chefsessel ist oder ein alter Holzstuhl. So wie ich die Althoff einschätze, besitzt den einzigen Sessel in der Firma SIE.« Er stockte: »Ich weiß nicht mal, ob ich ein eigenes Büro habe.«
    Am anderen Ende der Leitung war ein tiefes Lachen zu hören.
    »Typisch. Du hat echt ein Talent für so was«, sagte Alex. »Wir sehen uns übermorgen in der Tennishalle. Schön, dass du mal aus deiner Lethargie gekommen bist.«
    Lethargie? Alex hatte aufgelegt, und Mattes schüttelte verwundert den Kopf. Er war nicht lethargisch, er überblickte nur sehr geschickt, wo sich ein Einsatz lohnte und wo nicht. Wenn sich die Gelegenheit ergab, griff er sofort zu, aber die meisten Angebote waren nicht mal den Aufwand des Zugreifens wert. Diesmal hatte er zugegriffen, auch wenn das nicht aus Überzeugung geschehen, sondern eher durch unglückliche Zufälle gelenkt worden

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