Wie immer Chefsache
zwei Seiten.«
»Ich bin schon an einem Typen dran, der Holzspielzeuge für Hunde vertreibt. Den müsstest du anrufen und am besten heute noch besuchen.«
Mattes schüttelte den Kopf: »Das geht nicht. Kannst du bitte …?«
»Nee, tut mir leid, ich bin mehr als genug mit meinen Seiten beschäftigt. Du weißt, wie knapp wir sind.«
»Schon o. k.«
Er legte auf. Also noch ein Termin mehr, aber es musste sein, wenn der Bericht noch ins Heft sollte. Wo war eigentlich die Adresse von dem Typen mit den Rezepten für Hundekekse hingekommen? Der schrieb ganze Backbücher darüber, und eigentlich hatte er eines davon kaufen und Astrid schenken wollen. Die lag immer noch über ihrer 65-Kilo-Marke, obwohl sie alle paar Tage mit Mina und dem Blick auf die Pulsuhr durch den Park hetzte.
In der gemeinsamen Konferenz am Nachmittag stellte Mattes fest, dass sie hinter der Zeit zurücklagen. Ihm war immer noch unwohl, und er konnte sich nicht entscheiden, ob er etwas essen sollte oder lieber nicht. Der Gedanke an Essen verursachte ihm Übelkeit, aber ganz ohne ging es auf Dauer auch nicht. Außerdem war ihm furchtbar warm. Mit ungewohnt scharfer Stimme sagte er: »In fünf Tagen ist Abgabe, und wir haben noch 14 unfertige oder sogar leere Seiten. Leute, das geht nicht! Zu diesem Zeitpunkt müssten wir normalerweise den Feinschliff machen und nicht mehr am Grundsätzlichen arbeiten.«
»Wir arbeiten, so viel wir können«, wandte Nadine ein.
»Legt noch was drauf!«, verlangte Mattes.
Peter sah ihn regungslos an und sagte keinen Ton.
»Was ist los?«, fragte Mattes und drängte: »Bist du mit allen Seiten durch? Was ist mit den Mops-Welpen?«
Betont langsam verschränkte Peter die Arme vor der Brust und sagte kalt: »In diesem Ton ja nun mal gar nicht.«
»Was heißt in diesem Ton?«, fragte Mattes aufgebracht. »Ich frage dich nach deiner Arbeit und möchte wissen, wie es aussieht.«
»Es läuft«, sagte Peter, »aber es ist zu viel. Du hast mal versprochen, dass es beim nächsten Heft weniger Arbeit geben würde, aber es wird immer mehr.«
»Vielleicht musst du dich anders organisieren?«, schlug Mattes spitz vor. »Oder macht die jugendliche Freundin zu viel Stress?«
Frau Althoff guckte ihn kritisch an, was ihn sofort nervte. Ich bin wirklich nicht gut drauf, dachte er und fragte ungeduldig: »Kann mal einer das Fenster aufmachen?« Er nestelte an seiner Jacke herum, um den Reißverschluss zu öffnen.
Wenn nur diese stechenden Kopfschmerzen nicht wären. In zwei Stunden hatte er den Termin mit dem Hundespielzeug-Typen, was eine Autofahrt von fast einer Stunde bedeutete. Zeit, die er nicht hatte.
»Nadine, den Spielzeug-Artikel musst du übernehmen, ich habe heute zu viel zu tun, aber es muss einer hin.«
Nadine schüttelte energisch den Kopf: »Das geht auf gar keinen Fall. Ich habe noch zwei Telefongespräche, die ich dringend für die Artikel führen muss, und ich muss auch noch schreiben. Peter braucht die Texte, um sie einbauen zu können.«
»Dann muss Peter fahren!«
Peter grunzte: »Ich mache die Layouts und Fotos, aber ich mache keine Interviews.«
Mattes schlug ungehalten auf den Tisch und wurde laut: »Es ist ja wohl kein Problem, ein paar Fragen zu stellen und zu hören, was der Typ antwortet. Dazu müsste deine Schulbildung ausreichen.«
Peter stand auf: »Du kannst mich mal!«, und verließ den Raum.
Mattes spürte, wie ihm die Luft wegblieb. Er atmete schneller und hatte trotzdem das Gefühl, nicht genug Sauerstoff zu bekommen. Und diese scheiß Kopfschmerzen! Was war denn heute mit allen los? Nadine weigerte sich, einen Auftrag zu übernehmen, und Peter ging einfach. Das war ein Grund für eine fristlose Kündigung. Wenn es ihm hier zu viel wurde, sollte er gehen. Es gab genug Spitzen-Grafiker, die nur darauf warteten, ihn zu ersetzen. War dem das nicht klar? Und was wollte die Althoff jetzt? Er sah sie undeutlich vor seinem Gesicht und konnte nicht genau bestimmen, ob sie weit weg stand oder ganz nah war. Es rauschte in seinen Ohren. Was war denn los? Waren die alle verrückt geworden? Sie sahen unscharf aus und bewegten sich wie in Zeitlupe, und es war laut, aber er konnte sie nicht verstehen und sein Kopf dröhnte … Er schloss kurz die Augen.
Als er sie wieder öffnete, lag er auf dem Boden, Peter hielt seine nach oben gestreckten Beine fest und Nadine legte ihm ein feuchtkaltes Handtuch auf die Stirn. Frau Althoff stand mit dem Telefonhörer in der Hand neben ihm und guckte
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