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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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Erfolges dozierte, dachte Mattes an Astrid. Sie sprach doch ständig über Erfolg und wie man den erreicht. Hätte er nur mal besser zugehört, wenn sie ihn volltextete. Als die Reihe wieder an ihn kam, erklärte er souverän, dass es mit dem Erfolg wie beim Rudern sei. »Man darf nicht einfach mit dem Paddel aufs Wasser hauen, sonst kommt man nie auf die Insel. Es gilt, die Küste im Blick zu haben und mit Kraft auf den Strand zu gelangen.«
    »Das ist ein schönes Bild«, lobte die Moderatorin und fragte: »Das gilt natürlich auch für die Mitarbeiter, die quasi im selben Boot sitzen.«
    »Natürlich«, bestätigte Mattes. »Jeder bekommt ein eigenes Paddel.«
    Was für einen hirnrissigen Quatsch erzählte er hier eigentlich? Und für so was bekam seine Schwester viel Geld. Er blieb im Verlauf der Sendung bei Bildern, redete anschaulich von Holztonnen, die Wasserfälle hinunterrasten und nicht zu bremsen waren, und von Ideen, die sich wie die federleichten Flugschirme des Löwenzahnes ausbreiteten. Die nüchterne Moderatorin war hingerissen und lobte ihn anschließend für seine Fähigkeit, hochkomplizierte Wirtschaftsvorgänge verständlich und sogar ein wenig poetisch darstellen zu können.
    »Sie sollten überlegen, diese komplexen Themen mit Ihren Worten zu erklären und in einem Buch zu veröffentlichen«, schlug sie vor.
    Mattes, der froh war, dass alles vorbei war, grinste erleichtert: »Ich werde es ›Im Holzfass durch den Orinoko‹ nennen.«
    Im Holzfass durch den Orinoko werde ich die Althoff schicken, wenn sie mich nochmal in so eine Sendung schickt, dachte er dabei grimmig.
    Kurz vor Abgabe der neuen Ausgabe in die Druckerei gab es den üblichen Stress. Einige Artikel waren noch nicht fertig, mehrere große Fotos mussten ausgetauscht und zwei Werbeseiten gegen redaktionelle getauscht werden. Mattes kam morgens schon übermüdet in die Redaktion und wusste, dass er vor Mitternacht kaum zuhause sein würde. Mittendrin stellte ihm Frau Althoff Steinle-Bergerhausen durch.
    Mattes stöhnte: »Herr Dr. Steinle-Bergerhausen, Sie wissen doch, dass wir in den letzten Tagen vor der Abgabe unter Volldampf stehen. Da sind wir personell alle gefordert.«
    »Darum rufe ich an.«
    »Wollen Sie mitmachen?«, fragte Mattes, aber es klang nicht, als erwarte er eine Antwort.
    Steinle-Bergerhausen lachte gekünstelt: »Lieber Herr Reuter, ich werde an ganz anderen Stellen benötigt. Aber in der Tat geht es um Ihre Personalstrukturen. Der Verlag hat meinen Vorschlag aufgegriffen, die Redaktion des ›doggies live‹-Magazins ganz neu zu konzipieren.«
    Mattes riss die Augen auf: »Nicht Ihr Ernst! Was haben Sie vor?«
    Steinle-Bergerhausen schien sich am anderen Ende der Telefonleitung in Positur zu bringen: »Da ›doggies live‹ unter meiner … sagen wir mal … Schirmherrschaft in den letzten Monaten zu einem äußerst erfolgreichen Magazin geworden ist, ist es nicht mehr vertretbar, das Top-Premium-Produkt des Hauses weit entfernt in einem Hinterhof zu produzieren. Wir haben uns entschieden, die Redaktion in wesentlich größere Räume zu bringen und deutlich mehr Mitarbeiter einzusetzen.«
    »Moment mal!«, stoppte Mattes. »Unter Ihrer ›Schirmherrschaft‹ hieß ›doggies live‹ noch vor einigen Monaten ›Hassos Herren – Finas Frauchen‹, und die Auflage lag bei knapp 5 000 Exemplaren, von denen nicht alle verkauft wurden. Dass sich einiges geändert hat, lag ganz bestimmt nicht an den Planungen des Verlagshauses. Und ob eine größere Redaktion und weitere Mitarbeiter zu diesem Zeitpunkt erforderlich sind, ist in meinen Augen fraglich. Es läuft alles sehr gut.«
    »Es wird noch besser laufen«, versprach Steinle-Bergerhausen selbstbewusst. »Im Schoße des Mutterhauses gibt es ganz andere Möglichkeiten.«
    »Im Schoße des Mutterhauses? Was soll das heißen?«, fragte Mattes misstrauisch.
    Steinle-Bergerhausen war gut gelaunt: »Sie ziehen natürlich nach Hamburg. Die Redaktionsräume werden gerade frei geräumt, und ich habe mein Büro dann gleich nebenan. Entscheidungen mit kurzen Wegen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Mattes fuhr auf: »Wir ziehen nicht nach Hamburg! Das können Sie vergessen!«
    Dr. Steinle-Bergerhausen war darauf vorbereitet: »Falls der ein oder andere Ihrer Mitarbeiter seinen neuen Einsatzort nicht bei uns sieht, haben wir eine kleine Abfindung und einen Auflösungsvertrag bereitliegen. Und Sie bekommen hier Top-Leute in die Redaktion.«
    Mattes blieb eine Weile ruhig

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