Wie immer Chefsache
vorbereitete und Nadine Artikel schrieb oder Anzeigenkunden ansprach? Er selber würde ja auch über seinen Texten hängen. Er machte das alles ja nicht für sich, sondern für das gesamte Team. Schon während er darüber nachdachte, wusste er, dass das gesamte Team ihn mit Freude in eine Jauchegrube werfen und anschließend geteert und gefedert aus dem Hinterhof jagen würde, wenn er Wochenendarbeit vorschlagen würde. Aber sie würden schon erkennen, was er ihnen Gutes getan hatte, sobald das Magazin erfolgreich an die Spitze schoss. In drei Wochen war es so weit.
Die Gesellschaft auf dem Flur löste sich still auf, und Mattes begab sich an seinen Schreibtisch. Er genoss das Gefühl, ein Vorbild für die gesamte Mannschaft zu sein, ein Chef, der keinen Augenblick lang auf die Uhr blickte, der keine Sonderstellung einnahm und zum Feierabend erst gedrängt werden musste. So hatte er sich das in den ganzen Jahren immer vorgestellt: ein Team, das gemeinsam auf ein Ziel hinarbeitet und das alle privaten Interessen zurückstellt, wenn das Projekt es erfordert. So wie jetzt. Unglaublich, wie er die Mitarbeiter immer wieder motivieren konnte. Die Gene für eine leitende Position hatte er eben immer schon gehabt.
Mattes setzte sich wieder vor seinen Computer und recherchierte weiter über Sportarten, die zusammen mit Hund betrieben werden konnten und die bei richtiger Anwendung zur Gewichtsreduktion verhelfen konnten.
Als er im Internet einige mögliche Experten dazu gefunden und ihre Kontaktadressen notiert hatte, fiel sein Blick auf die Uhr. Es war schon nach 18 Uhr. In der Redaktion herrschte konzentrierte Arbeitsstille, und Mattes horchte versonnen auf das leise Klappern von Nadines Tastatur. Sie waren alle dran und zogen mit. Großartig. Sogar Tina sortierte mit ihren behandschuhten Händen immer noch Ordner im Regal um.
Plötzlich fuhr er hoch. Es war Freitag! Um 19 Uhr wartete Alex im Tennisclub auf ihn. Scheiße, das war jetzt mehr als ungünstig, nachdem er eben den dicken Chef markiert hatte. Sollte er Alex absagen? Nein, Alex war wichtig, die Stunde war ein fest abgesprochener Termin, und er hatte sie schon in der letzten Woche vorzeitig abgebrochen. Mist! Schnell fuhr er seinen Computer runter, rief Mina und verließ das Zimmer.
»Frau Althoff, ich muss dringend weg«, rief er durch die geschlossene Tür und nuschelte schwer verständlich etwas von einem Geschäftstermin, in der Hoffnung, dass sie nicht nachfragen würde. Jetzt schnell weg, ehe jemand reagieren konnte.
Er war fast am Ausgang, da hörte er, dass eine Bürotüre mit Schwung geöffnet wurde und Peter mit wütender Ironie auf den Flur rief: »Es kommt auf jeden an! Keiner darf sich rausnehmen!«
Das waren eindeutig seine eigenen Worte gewesen. Mattes tat so, als würde er sie nicht hören.
Alex saß in der Tennishalle und las Zeitung. Er blickte hoch: »Sieben Minuten zu spät. Seit du ernsthaft arbeitest, wirst du unzuverlässig.«
Schnaufend ließ sich Mattes neben ihn fallen. »Als Chef ist man morgens der Erste und abends der Letzte.«
Alex sah ihn spöttisch an: »Aber du doch nicht!«
Er folgte Mattes Blick, der konzentriert den beiden spielenden Frauen auf dem Nachbarfeld zusah.
»Ist die Linke nicht die Frankenfelder?«, fragte Mattes halblaut.
Alex nickte verwundert: »Ja, aber die ist doch locker fünfzehn Jahre älter als du und außerdem verheiratet.«
Er bekam einen Ellbogenstoß in die Seite, und Mattes sagte: »Aber ich hab sie mal mit einem Hund gesehen, und ihr Mann ist im Vorstand eines dicken Autokonzerns.«
»Ja, und?«
»Wart’s ab! Wenn die aufhören zu spielen, quatsch ich sie an.«
Alex guckte verständnislos: »Mattes, ehrlich, ich versteh ja, dass du zurzeit massiv sexuell unterversorgt bist, aber so schlimm kann’s doch gar nicht sein! Ist noch alles klar bei dir?«
Mattes griff nach seinem Schläger: »Komm, wir spielen eine Runde und ich zeig dir, wie klar ich bin!«
Den ersten Satz verlor Mattes knapp, weil er unkonzentriert blieb und immer wieder einen Blick auf das Nachbarfeld warf, um den dortigen Aufbruch nicht zu verpassen.
»Was ist los mit dir?«, rief Alex, der den sonst üblichen Kampfgeist vermisste.
Mattes schlug einen Ball an ihm vorbei ins Aus und antwortete: »Ich kann nicht mehr abschalten. Es dreht sich alles um das Magazin.«
Alex grinste: »So kenne ich dich gar nicht. Abschalten war immer deine Stärke. Wenn du etwas immer und überall konntest, dann abschalten.«
Mattes zog
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