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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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bei der Druckerei anrufen musste, um das Monatsmagazin zu bestätigen. Die durften dort gar nicht erst misstrauisch werden, weil der Verlag sich nicht meldete.
    Astrid war ins Auto eingestiegen und trieb mit ungeduldigen Handbewegungen ihre Tochter an, die betont langsam auf der Beifahrerseite einstieg und dabei motzte: »Es wird Zeit, dass ich selber Auto fahren kann und nicht mehr von dir abhängig bin.« Astrid schoss zurück: »Du musst nur eine halbe Stunde früher aufstehen, dann bekommst du den Bus und musst nicht mit mir fahren. Glaub ja nicht, du darfst später mal mein Auto benutzen.«
    »Ja, ja, ja«, leierte Meike, schob die Unterlippe beleidigt vor und starrte stumm aus dem Seitenfenster.
    Mattes klopfte an die Scheibe, hinter der Robin saß. »Wir gehen nächste Woche ins Kino«, versprach er. »Such dir einen Film aus, und wir machen einen Männerabend.«
    Robin strahlte ihn an. Astrid mahnte sofort: »Einen Kinderfilm, Robin! Nicht, dass Mattes dich wieder in einen Actionfilm schmuggelt.«
    »Natürlich!«, beteuerten Mattes und Robin fast gleichzeitig und guckten wie die Unschuldslämmer.
    Meike kurbelte das Seitenfenster herunter. »Mattes«, flötete sie, »gehst du auch mal mit mir und meinen Freundinnen ins Kino?«
    »Das kann ich doch auch machen!«, warf Astrid ein. Meike sah Mattes an, verdrehte genervt die Augen und betonte: »Ich meine ohne meine Mutter.«
    Mattes grinste: »Klar, machen wir!«, und ihm ging durch den Kopf, dass selbst hochkomplizierte Hunde nicht so kompliziert wie sechzehnjährige Mädchen waren.
    In der Redaktion saß Nadine schon am Bericht über die Schlittenhunde, und das Geklapper ihrer Tasten drang ununterbrochen in den Flur. Tina stand mit dünnen, weißen Baumwollhandschuhen am Kopierer. Sie blickte Mattes verzweifelt an: »Das geht nich. Ich kann die Blätter gar nich anfassen mit so Handschuhen. Der Arzt ist voll am spinnen.« Vergeblich versuchte sie das oberste Blatt zu fassen und rief ungeduldig: »Menno, die Scheißhandschuhe sind voll der letzte Kack!«
    Frau Althoff erschien aus ihrem Büro und mahnte: »Tina, bitte nicht diese Ausdrucksweise!«
    »Frau Althoff«, jammerte sie, »ich kann mit den Dingern nicht kopieren. Kann das nicht heute ein anderer machen?«
    Frau Althoff warf Mattes einen Blick zu, auf den der sofort abwehrend die Hände hob und sagte: »Also ich nicht!«
    »Das wäre nicht mein Vorschlag gewesen, Herr Reuter«, stellte sie klar und entschied: »Tina, du räumst heute die Ordner im Regal um. Ich erkläre dir, in welcher Reihenfolge ich sie brauche. Es ist dringend, darum ist es gar nicht schlecht, dass wir das heute vorziehen können.« Mit vollkommen ernster Miene ging sie an Mattes vorbei und bewegte kurz ein Augenlid. Hatte sie ihm gerade zugezwinkert oder war ihr etwas ins Auge geflogen? Er traute sich nicht, darüber eine Entscheidung zu treffen, zog es im Zweifelsfall aber vor, dass das Zwinkern einem Fremdkörper im Auge galt. Eine zu vertrauliche Althoff war ihm unheimlich.
    Der Verantwortliche in der Druckerei war nach dem Telefongespräch, das Mattes mit ihm führte, nicht völlig beruhigt, wollte aber zunächst abwarten und schloss nicht aus, dass im Verlag mal wieder Mist gebaut worden war. Er notierte die doppelte Seitenanzahl und dass sowohl Papier als auch Bindung geändert werden sollten.
    »Es wird das Exklusiv-Premium-Magazin des Verlages«, hatte Mattes ihn zugequatscht, »und es darf in der Produktion deutlich mehr als vorher kosten.«
    »Was ist denn bei denen los? Sonst sparen die doch, wo sie können«, wunderte sich der Mann von der Druckerei.
    »Diesmal nicht«, sagte Mattes und wurde vertraulich: »Es hat noch höchste Geheimhaltungsstufe, darum reden Sie bitte nicht im ganzen Betrieb darüber, aber das Magazin wird den Markt sprengen!«
    »Das heißt, Sie brauchen auch eine höhere Auflage als bisher?«, fragte der Mann.
    Oh, an die Auflagenhöhe hatte Mattes nicht gedacht, aber natürlich war die bei einem Regionalmagazin nicht besonders hoch. Entrüstet fragte er: »Haben die beim Verlag etwa auch noch nichts zur Auflage gesagt? Denen werde ich was erzählen! Da läuft ja nichts glatt.«
    »Typisch!«, bestätigte der Mann und fragte: »Soll ich anrufen und nachfragen?«
    »Nein, nein«, wehrte Mattes sofort ab. Das fehlte noch! »Wir hatten uns für die doppelte Auflagenhöhe entschieden«, erklärte er kurz entschlossen.
    Der Mann am anderen Ende des Telefons wirkte nicht zufrieden: »Das reicht doch

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