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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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nicht. Können die Herren im Verlag nicht mal überlegen? Die können so was Großes nicht unter 20 000 starten. Ich würde sogar behaupten, dass es 30 000 sein müssen.«
    Mattes entschied spontan: »Das habe ich auch gesagt. Und wissen Sie was? Ich bin der bevollmächtigte Leiter des Projektes, und ich gebe 30 000 in Auftrag. Ach was, 40 000. Wenn, dann wollen wir es ja richtig machen.«
    Er lachte mitreißend, obwohl sich seine Magengrube empfindlich zusammenzog. Was machte er da gerade?
    »Sie sind endlich mal jemand, der Entscheidungen treffen kann«, lobte der Mann von der Druckerei. Mattes hatte das Gefühl, in einem überhitzten Zimmer zu sitzen, als er sein Gegenüber fragen hörte: »Kann ich das schriftlich haben? Nur, damit es kein Missverständnis gibt?«
    »Aber natürlich«, sagte Mattes souverän. »Frau Althoff wird es Ihnen rüberfaxen.«
    Er legte den Hörer auf und blieb still sitzen. Wenn es auf der Welt jemanden gab, der freiwillig immer weiter in den Sumpf lief, dann war er es. Sein ganzes Leben lang hatte er gepokert und immer wieder Gewinne eingefahren, aber die Einsätze waren niedrig gewesen und er merkte es kaum, wenn er mal verlor. Jetzt gab es zum ersten Mal einen Einsatz, der eindeutig zu hoch für ihn war. Im Laufe des Tages würde in der Druckerei ein Fax ankommen, auf dem er sich dafür verantwortlich zeigte, dass der Verlag einen enormen Geldbetrag in eine Magazinentwicklung steckte, die gar nicht erwünscht war.
    40 000 statt 5 000 Exemplare.
    Das war mehr als volles Risiko.
    Das war Wahnsinn.
    Mit einem tiefen Luftzug setzte sich Mattes aufrecht hin und wählte die Nummer von Frau Althoff. Wenn er jetzt nicht souverän klang, würde sie sich einfach weigern.
    »Bitte schicken Sie heute noch ein Fax mit folgenden Eckdaten an die Druckerei: Seitenanzahl 48, vierfarbig, Hochglanz, Papierdicke 170 Gramm, Auflagenhöhe 40 000. Mein Name und meine Durchwahl drunter.«
    »Sie sind komplett durchgedreht!«, sagte sie entsetzt.
    »Wie immer Chefsache, Frau Althoff, ich weiß, was ich tue«, gab er als Antwort und legte auf.
    Sein Blick fiel auf Mina, die den Kopf auf ihre Pfoten gelegt hatte und ihn von unten herauf ansah. Durfte man Hunde mit in den Knast nehmen, wenn man wegen Betrugs einige Jahre absitzen musste? Wahrscheinlich eher nicht, wegen der blanken Angst der Justiz, dass der Hund einen Fluchttunnel graben könnte.
    Muckis Gekläffe im Flur riss ihn aus den Gedanken. Er hörte Peter Plattler durch den Flur schlurfen und verärgert »Ruhe, sonst bring ich dich kochfertig zum Chinesen!« rufen. Eine unverständliche, aber eindeutig empörte Bemerkung von Frau Althoff folgte. Die Vorstellung von »Mucki süß-sauer« als Nummer 52 auf der Speisekarte amüsierte Mattes. Was ließ sie ihren Hund denn frei im Flur laufen, wenn sie doch wusste, dass der nur nervte? Und warum war Peter eigentlich erst jetzt in die Redaktion gekommen? Ohne Außentermine begann die Arbeitszeit immer noch um neun Uhr. Es wurde Zeit, dass er sich um die Disziplin in der Redaktion kümmerte. Fast gleichzeitig mit Nadine kam Mattes an Peters Zimmer an, das wegen seiner gerade erst erfolgten Ankunft ungewohnt rauchfrei war, aber trotzdem stark nach Nikotin roch.
    »Hast du die Fotos?«, fragte Nadine ungeduldig und nahm damit die Frage vorweg, die auch Mattes als zweites gestellt hätte. Seine erste Frage wäre die nach dem Grund der späten Ankunft gewesen, aber die hielt er vorerst zurück, denn Peter murrte schlecht gelaunt: »Geht’s auch etwas langsamer? Ich bin gerade erst aus dem Bett raus«, und startete seinen Computer.
    Seit Mattes die Fotos von Saskia Hoffmann im Café gesehen hatte, glaubte er fest an das Talent seines Grafikers als Fotograf. Als die ersten Bilder der gestrigen Hundeschlitten-Veranstaltung auf dem Bildschirm erschienen, strahlte er zufrieden. Phantastisch! Wenn der Text von Nadine ebenso gut war, würde das mindestens eine Vier-Seiten-Story ergeben. Vielleicht konnten sie sie sogar auf fünf ausweiten und zwei der Fotos groß auf eine Doppelseite bringen.
    »Großartig!«, sagte Mattes anerkennend und beschloss, nicht auf den späten Arbeitsbeginn einzugehen. Das kam ihm plötzlich gar nicht mehr so wichtig vor. Er klopfte Peter auf die Schulter: »Mach mir mal eine Vorauswahl für vier bis fünf Seiten«, und nickte Nadine zu, die lächelnd auf den Bildschirm guckte: »Das gibt ein sensationelles Heft!«
    Der Tag verging rasend schnell, und Mattes schaffte es nur knapp,

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