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Wie Inseln im Strom

Wie Inseln im Strom

Titel: Wie Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O`Brien
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Falten. “Habe ich das?”
    “Ja, das hast du. Und noch schlimmer, du hast mir etwas in den Mund gelegt. Du hast ihr erzählt, ich hätte etwas sehr Grausames gesagt – etwas, das ich nie sagen würde.”
    Tina wirkte empört. Derartige Dinge besprach man nicht in aller Öffentlichkeit. Man besprach sie am besten überhaupt nicht.
    “Meine Liebe”, begann Tina spitz. “Ich habe lediglich gesagt, dass Gwen sich wie ein …”
    “Genau”, unterbrach Lacy sie. “Du! Du hast es gesagt, Tina, nicht ich. Mein einziger Fehler war, dir das durchgehen zu lassen. Aber das wird sich ändern. Du wirst meine Stieftochter in meiner Gegenwart nie wieder beleidigen. Zufällig halte ich Gwen nämlich für eine sehr intelligente, sehr tapfere junge Frau. Ich bin sicher, du wirst es noch bereuen, dass du sie nicht eingestellt hast.”
    Tinas Entrüstung wirkte schon fast komisch. “Lacy, hast du den Verstand verloren?”
    Lacy lächelte. “Den Verstand verloren?” Sie fühlte Adams Wärme, als er aufmunternd ihre Hand drückte. “Nein, Tina, ganz im Gegenteil. Ich habe ihn endlich gefunden.”
    Sie hörte Adam schmunzeln, als Tina Seville mit hochgerecktem Kinn davonstolzierte.
    “Gut gemacht”, lobte er leise.
    “Danke. Es hat sich gut angefühlt.”
    “Natürlich.” Er lächelte. “Ich denke, wir sollten die Geisterbahn auslassen. Wenn man einem solchen Ungeheuer gegenübergestanden hat, kann einen so leicht nichts mehr erschrecken.”
    Drei Stunden später wusste Lacy, dass Adam sich geirrt hatte. Sie fühlte sich verletzlicher als je zuvor. Zwar hatten Jennifer und Tina mit ihren verstaubten Ansichten über korrektes Verhalten keine Macht mehr über sie. Aber an ihre Stelle war eine neue Angst getreten – die vor ihren eigenen Gefühlen.
    “Komm schon. Es ist die letzte Fahrt”, drängte Adam und führte sie zum Riesenrad. “Ich passe schon auf, dass du nicht herausfällst.”
    Also stieg sie mit ihm in eine Gondel und ließ sich nach oben in den abendlichen Himmel fahren. Der Wind war kühl, und er legte beide Arme um sie.
    Sie sah nach unten, bis ihr schwindlig wurde. Und sie sah etwas, das sie nicht erwartet hatte.
    Sie sah sich mit Adam schlafen – hier oben in der schwankenden Gondel, dort unten auf einem kreisenden Karussellpferde und drüben im Irrgarten, wo die vielen Spiegel ihre nackten Körper endlos reflektieren würden.
    Und dann, so plötzlich, wie sie gekommen waren, verschwanden die Bilder wieder. Das Riesenrad drehte sich weiter und brachte sie auf die Erde zurück. Als sie mit wackligen Knien aus der Gondel stieg, wusste Lacy, was ihr am allermeisten Angst machte.
    Dass sie dabei war, sich zum zweiten Mal in Adam Kendall zu verlieben.

13. KAPITEL
    “D u musst wirklich nicht bleiben”, sagte Lacy zu Adam, als sie das Riesenrad hinter sich ließen, während überall um sie herum die Lichter ausgeschaltet wurden. “Es sind genug Wartungskräfte hier. Und ein Wachmann. Mir wird schon nichts passieren.”
    Er legte den Arm noch fester um ihre Schultern. “Ich möchte aber bleiben.”
    Sie protestierte nicht. Gemeinsam machten sie sich auf einen Kontrollgang über das Gelände des Vergnügungsparks. Vom Atlantik her zog Nebel auf, aber Lacy ließ selbst die Picknicktische nicht aus. Sie fanden vergessene Pullover, verlorene Uhren, Sonnenbrillen und Schlüssel und legten alles in den Kasten mit den Fundsachen.
    Aber zwischendurch fanden sie immer wieder zueinander. Eine Berührung der Hände, wenn sie sich über einen Tisch beugten. Ein Kuss, wenn sie sich unter einem Baum begegneten. Ein kurzer Walzer, als sie am Kettenkarussell und seiner noch immer spielenden Orgelmusik vorbeikamen.
    Jedes Mal dauerte es ein wenig länger. Jeder Kuss wurde leidenschaftlicher, jede Berührung intimer. Lacys Verlangen wuchs beständig, und sie wusste nicht, wie sie so weitermachen sollten, ohne irgendwann …
    Als sie den Irrgarten erreichten, wäre sie am liebsten hineingegangen, so sehr fesselte sie das Bild, das ihr auf dem Riesenrad durch den Kopf gegangen war. Der Gedanke, von ihrer endlos widergespiegelten Sexualität umgeben zu sein, war erregend.
    Aber Adam zog sie weiter zum Ausgang. Der Nebel war fast undurchdringlich.
    “Adam”, sagte sie.
    Er sah sie an. “Was denn?”
    “Ich will dich”, flüsterte sie. “Ich will mit dir schlafen. Jetzt.” Sie atmete tief durch. “Hier.”
    Er streichelte ihr Gesicht. “Ich weiß, Liebling.” Seine Stimme war heiser. “Ich weiß.”
    Dann führte er

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