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Wie Inseln im Strom

Wie Inseln im Strom

Titel: Wie Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O`Brien
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hatte sie immer wieder auf die Uhr gesehen, und dann war er auch noch siebenundfünfzig Sekunden zu spät erschienen. Sie hätte nicht gedacht, dass sie so lange den Atem anhalten konnte.
    Sie half gerade Becky Jared auf ein großes blau geblümtes Pferd, als sie ihn entdeckte. Er lächelte ihr zu, und es war, als hätte das Karussell sich zu drehen begonnen.
    Gefahr. Ihr Instinkt schlug Alarm. Beherrsch dich. Aber sie konnte es nicht. Ihr emotionaler Winterschlaf war endlich vorüber.
    Sie strich Becky über die roten Locken, reichte ihr die Zügel und ging dorthin, wo Adam mit zwei Hotdogs und einer Riesencola mit zwei Strohhalmen wartete.
    “Hi”, sagte er. “Ich hoffe, du hast Hunger.”
    Sie starrte auf den Hotdog, den er ihr hinhielt. Viel Senf. So, wie sie sie immer gemocht hatte. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. “Ich habe seit zehn Jahren keinen Hotdog mehr gegessen.”
    “Das sieht man.”
    “Wie meinst du das?”
    Lächelnd ließ er den Blick an ihr hinabwandern. “Du wiegst bestimmt weniger als in der Schule. Das ist nicht normal. Iss jetzt.”
    Wie gut er sich an meinen Körper erinnert, dachte sie, bevor sie in die Wurst biss und genussvoll aufstöhnte. “Das hier ist mein Abendessen. Und danach werde ich auf die Kalorienbremse treten müssen. Bis August. Es wird ein billiges Date für dich.”
    Er schmunzelte. “Da bin ich aber froh. Du glaubst nicht, was mich am letzten Wochenende eine Verabredung zum Abendessen gekostet hat.”
    Der Snack schmeckte himmlisch. “Ungefähr … fünfzigtausend Dollar?”
    “Genau. Ich habe es ausgerechnet – etwa dreihundert Dollar pro Minute.”
    Lacy nahm einen Schluck Cola. “Wow”, sagte sie. “Ein Schnäppchen.”
    Er sah ihr tief in die Augen. “Eigentlich war es unbezahlbar.”
    Das Karussell hatte angehalten. Becky Jared weinte. Lacy bemerkte, dass Silas Jared nicht auf seine Enkelin achtete, sondern Adam anstarrte.
    “Hallo, Silas”, begrüßte sie ihn freundlich. “Du erinnerst dich an Adam Kendall, nicht wahr?”
    Der alte Mann runzelte die Stirn. “Allerdings. Und ich hoffe, er erinnert sich an mein Gewehr. Und an mein Messer.” Er drohte Adam mit dem Zeigefinger. “Behandeln Sie unsere Lacy ja gut, Mr. Kendall. Ich werde nicht zulassen, dass jemand sie unglücklich macht.”
    Bevor Adam antworten konnte, eilte Jared zu seiner Enkeltochter. Er seufzte. “Ich glaube wirklich, ich bin noch nie im Leben so oft ermahnt worden, mich brav zu benehmen.”
    “Doch.” Sie leckte sich den letzten Senf vom Finger. “Hast du schon vergessen? In der Schule hattest du einen festen Termin beim Direktor.”
    Lachend nahm er ihre Hand, um loszugehen, doch dann blieb er stehen, hob die Hand, drehte sie hin und her und hob sie an, als würde er seinen Augen nicht trauen.
    “Wo ist dein Ring?”
    “Ich habe ihn abgenommen.” Sein Blick wurde noch fragender. “Ich hatte Angst, ihn zu verlieren”, erklärte sie. “Hier auf dem Jahrmarkt, zwischen all den Menschen. Ich würde ihn nie wiederfinden und …” Sie verstummte.
    “Gut”, sagte er und strich über die weiße Haut, bevor er sie mit sich zog – zur Geisterbahn. Er ging immer schneller und drängte sich durch die Menge.
    Es war ein vertrautes Gefühl. Ihre Hand in seiner, während sie ihm folgte, wohin er auch eilte. Sie spürte, wie sie Herzklopfen bekam.
    Dann sah sie plötzlich Jennifer Lansing, die sie und Adam über ein Hotdog hinweg aufmerksam beobachtete. Jennifers Augen waren schmal, der Mund gespitzt. Sie wirkte zutiefst verbittert und verkniffen.
    Lacy zuckte zusammen. Hatte sie selbst auch einmal so ausgesehen? Was für ein grauenhafter Gedanke. Sie hörte auf, sich bei den langsameren Besuchern zu entschuldigen, die sie in der Hast streifte. Das hier war ein Jahrmarkt. Es war ein herrlicher Sommertag. Es war kein Verbrechen zu drängeln.
    Als sie die Geisterbahn erreichten, trat Tina Seville gerade ins Freie. Lacy zögerte keine Sekunde.
    “Tina”, rief sie laut. So laut, wie sie ihre Stimme in der Öffentlichkeit noch nie erhoben hatte. Selbst Adam drehte sich erstaunt zu ihr um.
    Tinas Augenbrauen zuckten hoch. “Lacy”, sagte sie mit einem tadelnden Blinzeln. “Geht es dir gut?”
    “Ja. Ich muss mit dir reden”, erwiderte Lacy.
    “Jetzt sofort?”
    “Jetzt sofort”, bestätigte Lacy. “Es ist wichtig. Es geht um Gwen. Ich möchte dir sagen, dass mir nicht gefällt, wie du Gwen bei ihrem Bewerbungsgespräch beleidigt hast.”
    Tina legte die Stirn in zarte

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