Wie Inseln im Strom
zur Überraschung des Wartungsarbeiters. Mit offenem Mund starrte er sie an, als sie auf den Bootssteg kletterte.
“Hallo”, sagte sie freundlich. “Darf ich Sie bitten, mich zu meinem Wagen zu begleiten?”
Als Adam auf dem Hotelparkplatz aus dem Wagen stieg, überlegte er, ob er von der Halle aus Travis anrufen sollte. Er wollte noch nicht schlafen, sondern in der Bar noch ein paar Runden Billard zu spielen.
Aber wenn Gwen bei Travis war? Vielleicht war es besser so, denn er würde ohnehin nur über Lacy reden können. Er würde seinem Freund von Booten und Engeln und Hot Dogs und Wundern erzählen, und der arme Kerl würde ihn vermutlich für betrunken halten.
Also ging Adam zur Rezeption und ließ sich seine Post geben. Dann holte er sich aus der Bar einen Scotch mit Wasser und setzte sich in den Innenhof. Der Pool wurde um Mitternacht geschlossen, und außer ihm war niemand mehr dort. Er machte es sich auf einer der Liegen bequem und starrte auf das wie magisch leuchtende Blau, bis er davon träumte, in dem warmen Wasser mit Lacy zu schlafen.
Die Vorstellung war so herrlich, dass er das Klick-Klack hoher Absätze als Störung empfand. Außerdem wollte er allein sein und nicht mit irgendeiner zum Flirt aufgelegten Frau plaudern.
“Da sind Sie ja! Endlich!”
Er drehte sich zu ihr um. Es war Gwen.
“Der Typ an der Rezeption hat mir erzählt, dass Sie hier draußen sind. Ich habe zwei Stunden auf Sie gewartet. Wo waren Sie denn? Dieser dämliche Jahrmarkt hat doch um zehn zugemacht, oder?”
Sein innerer Geigerzähler schlug heftig aus. Gwen war aufgebracht. Adam kannte sich mit Frauen aus, und diese hier war kurz vor dem Explodieren.
Mit einem stummen Seufzer lehnte er sich zurück. “Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass Sie mich sprechen wollten. Ich habe Lacy noch auf einem Kontrollgang begleitet.”
Offenbar hatte er genau das Falsche gesagt. Denn Gwen kniff die Augen zusammen und schnaubte abfällig. “Kontrollgang? Nennt man das jetzt so? Ist ja krass.”
Was hatte sie da in der Hand? Sie umklammerte es, als wäre es eine Bombe. So unauffällig wie möglich sah Adam hin. Es war ein dicker Umschlag.
Und warum schien sie vor Wut zu kochen? Hatte sie getrunken?
Sie funkelte ihn an. “Gott, was für eine Enttäuschung Sie doch sind”, zischte sie. “Sie kamen hier an wie der große böse Exfreund, der Lacy durchschaut hat und ihr endlich sagen will, was er von ihr hält. Aber ich wusste, dass Sie das nicht lange durchhalten. Sie sind erst einen Monat auf der Insel, und sie hat Sie schon zu einem ihrer sabbernden Schoßhündchen gemacht.”
“Ich protestiere”, erwiderte er lächelnd. “Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nie sabbere.”
“Oh doch, das tun Sie. Alle tun es.” Sie ließ sich auf den Liegestuhl neben seinem fallen und legte den Umschlag auf den Tisch. “Aber ich wette, Ihr Mund wird trocken, wenn Sie sich das hier ansehen.”
“Was ist es denn?”
“Das Testament meines Vaters.” Sie schlug die Beine übereinander. “Ich glaube, Sie werden es sehr interessant finden.”
“Warum?”
“Weil es Ihnen viel über Lacy verrät. Wer sie wirklich ist.”
“Ich weiß, dass sie viel Geld geerbt hat, Gwen.” Er machte ein Pause. “Genau wie Sie. Und das macht Sie doch auch nicht zu einem bösen Menschen, oder?”
Sie zog eine Augenbraue hoch. “Wissen Sie auch, wie sie an das Geld gekommen ist?”
Adam wollte das alles gar nicht hören. Es würde ihm nie gefallen, dass Lacy Malcolm Morgans Frau gewesen war, aber er hatte sich damit abgefunden. Er wollte es hinter sich lassen.
“Natürlich wissen Sie es nicht”, fuhr Gwen fort. “Weil Sie das Testament nicht kennen.” Sie schob ihm den Umschlag zu. “Wie gesagt, Sie werden es sehr interessant finden.”
“Es geht mich nichts an”, entgegnete er kühl. “Das einzig Interessante ist, warum Sie unbedingt wollen, dass ich es lese.”
Gwens bitteres Lachen hallte vom Wasser wider. “Oh, es geht Sie etwas an, Adam. Das Testament ist etwas kompliziert, aber ich habe es verstanden und kann Ihnen erklären, was darin steht.” Sie faltete die Hände auf dem Schoß.
“Also … Lacy war schwanger, als sie meinen Vater heiratete. Er wollte nicht, dass sie das Baby bekam. Erst sagte sie Nein, aber dann hat er sein Testament geändert. So, dass sie keinen Cent erbt, wenn sie innerhalb des ersten Jahres ihrer Ehe ein Kind zur Welt bringt.”
Mit schief gelegtem Kopf musterte sie ihn. “Keinen Cent. Verstehen
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