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Wie Inseln im Strom

Wie Inseln im Strom

Titel: Wie Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O`Brien
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erfunden. Oder etwa doch, Lacy?”
    Irgendwie gelang es ihr, ihm in die Augen zu schauen. Sie hätte es ihm gestern Abend erzählen sollen. Könnte sie doch nur die Zeit zurückdrehen und es ihm sagen, während sie in seinen Armen lag. Dann hätte sie niemals erfahren, dass er fähig war, sie so gnadenlos zu verurteilen.
    “Nein”, flüsterte sie. “Sie hat die Schwangerschaft nicht erfunden. Die hat es wirklich gegeben. Für kurze Zeit.”
    Für so kurze Zeit. Der Schmerz und die Trauer jener letzten Stunden kehrten in ihr zurück, und mit ihnen kam die Enttäuschung darüber, wie ungerecht Adam sein konnte. Wie konnte er es wagen, sie so zu behandeln? Sie brauchte sein Verständnis nicht, sie wollte seinen Trost nicht. Und erst recht verlangte sie nicht, dass er ihr verzieh.
    Er hatte kein Recht, sie zu verurteilen. Damals wäre seine Meinung ihr vielleicht wichtig gewesen, aber jetzt nicht mehr. Nicht, wenn er sie zehn Jahre zu spät äußerte.
    Sie straffte die Schultern und sah ihn an.
    “Du sagst, du hast es nie gewusst. Aber du hättest es wissen können, Adam. Wenn du angerufen hättest. Wenn du geschrieben hättest. Du hättest daran denken sollen, dass es passiert sein könnte, findest du nicht? Bevor du weggegangen bist. Du warst nicht so naiv. Du wusstest, woher die Babys kommen.”
    “Ich weiß, dass ich mitschuldig bin, Lacy. Ich weiß es wirklich. Ich habe dir doch gerade gesagt, dass ich dich nicht verurteile.”
    Fast hätte sie gelacht. Aber es hätte schrecklich geklungen, also beherrschte sie sich.
    “Oh doch, das tust du”, widersprach sie. “Es ist ganz offensichtlich, dass du mich verurteilt hast, ohne mich vorher auch nur ein einziges Mal zu fragen, was damals passiert ist. Weißt du was, Adam? Ich denke, du hast vollkommen recht. Du solltest tatsächlich gehen. Schließlich ist das doch deine Spezialität, oder?”
    Er hob die Hand, aber sie wich zurück. “Das ist nicht fair”, protestierte er. “Als ich vor zehn Jahren gegangen bin, wollte ich zurückkommen. Du wusstest, dass ich es wollte.”
    “Nein, das wusste ich nicht.” Ihr Stimme klang nicht richtig, sie war viel zu scharf und schneidend, also senkte sie sie und begann noch einmal. “Ich hatte dich angefleht, bei mir zu bleiben, aber das war dir egal. Dir war nur wichtig, dass du endlich zu Geld kommst.”
    “Ja, für uns”, sagte er. “Verdammt, Lacy. Für uns.”
    “Ich wollte kein Geld, Adam, ich wollte dich. Aber das konntest du mir nicht glauben, was? Du hast mir übel genommen, dass ich dich zurückhalten wollte.”
    “Nein, so war es nicht. Wir haben damals beide Dinge gesagt, die wir nicht wirklich meinten. Aber du wusstest, was ich für dich fühlte. Du wusstest, dass ich wiederkommen würde.”
    “Aber wann?”, fragte Lacy atemlos. “Wann, Adam? Nach einem Jahr? Fünf? Zehn? Du hattest mir ja nicht einmal genau gesagt, wohin du wolltest …”
    “Weil ich es nicht konnte. Ich wusste es erst später. Und da warst du schon …”
    “Sei ehrlich zu dir, Adam, wenigstens dieses eine Mal. Du wolltest einfach nur nicht, dass ich dich anrief, dir schrieb, dich bat, nach Hause zu kommen. Du warst eisern entschlossen, erst dann nach Pringle Island zurückzukehren, wenn du alle mit deinem neuen Reichtum beeindrucken konntest.” Betrübt schüttelte sie den Kopf. “Du wirfst mir vor, für Geld schlimme Sünden begangen zu haben, Adam? Und was ist mit dir?”
    Er runzelte die Stirn, als würde ihr unbändiger Zorn ihn überraschen. Sie selbst überraschte er auch. Zehn Jahre lang hatte sie ihre Emotionen unterdrückt. Wie bequem für alle! Aber das würde sie nie wieder tun, und was sie jetzt empfand und herausließ, war Wut.
    “Es steht dir nicht zu, mich zu verurteilen, Adam. Du hast das Recht dazu vor zehn Jahren verloren, als du auf die Fähre gestiegen bist und diese verdammte Insel verlassen hast. Ich musste zurückbleiben und die Folgen tragen. Verdammt!”
    “Lacy …”
    Sie wollte nichts mehr hören. Unsanft riss sie ihren Korb hoch. Margeriten fielen auf den Rasen. “Fünf Jahre lang habe ich mir von Malcolm sagen lassen müssen, ob ich gut oder schlecht, wertvoll oder wertlos war. Das lasse ich mir nie wieder bieten. Auch nicht von dir. Erst recht nicht von dir.”
    “Lacy, du …”
    “Geh”, unterbrach sie ihn und hoffte inständig, dass der Zorn ihr helfen würde, den Schmerz im Zaum zu halten, bis sie im Haus war. “Nimm deine selbstgerechte Art mit und geh dorthin, wo du

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