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Wie Inseln im Strom

Wie Inseln im Strom

Titel: Wie Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O`Brien
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Sie, was ich meine? Daddy ändert sein Testament – und plötzlich gab es auch kein Baby mehr.”
    Adam sah sie an. Ihre Augen glitzerten, und er fragte sich, ob es nicht nur die Wut war, die Gwen antrieb. Vielleicht war es der Schmerz. Vielleicht hasste sie Lacy, weil sie sie einmal hatte lieben wollen.
    Das kannte er nur zu gut. Unerfüllte Liebe verwandelte sich in Verbitterung. Er hatte es selbst durchgemacht.
    “Gwen”, begann er. “Hören Sie doch endlich auf damit. Meinen Sie nicht, dass Sie vielleicht nur etwas falsch verstanden …”
    “Falsch verstanden?” Sie stand auf. “Ich war dabei. Ich war noch klein, und sie haben mir nichts erzählt, aber ich habe gehört, wie sie sich stritten. Sie werden es nicht glauben, aber damals hat Lacy viel geweint.”
    Obwohl er es nicht wollte, gab er einen Laut von sich.
    “Ja, es war hart”, sagte sie. “Mein Vater verstand es, seinen Willen durchzusetzen. Zuerst war es nur ein Vorschlag, dann übte er Druck aus. So machte er es immer. Er versuchte, einen zu überreden, und wenn das nicht funktionierte, wurde er gemein.”
    Adam schwieg.
    “Sie müssen mir nicht glauben. Lesen Sie das Testament. Und falls Sie denken, dass ich es gefälscht habe, gehen Sie zum Nachlassgericht. Die haben es in den Akten. Schwarz auf weiß.”
    Sie ging davon – offenbar zufrieden, dass sie ihren Fisch an der Angel hatte und er jetzt am Haken zappelte.
    Nach ein paar Schritten blieb sie stehen und drehte sich um. “Los, Adam, zählen Sie eins und eins zusammen. Hätte sie ein Baby bekommen, hätte sie gar nichts geerbt.” Sie zuckte mit den Schultern. “Und jetzt sehe ich ein verdammt reiche Witwe, aber ich sehe kein Baby. Sie etwa?”

14. KAPITEL
    L acy war im Garten und pflückte Margeriten und Rittersporn für den Strauß, der immer im Eingangsbereich stand. Hamlet lag neben ihr im Gras, spielte die große Raubkatze und starrte auf eine gar nicht vorhandene Beute im Steinkraut.
    Eigentlich hätte sie ins Krankenhaus fahren müssen. Seit Jahren arbeitete sie selbst am Sonntagnachmittag, weil sie in den ruhigen Stunden mehr bewältigte als an den fünf hektischen Werktagen zusammen.
    Aber heute war das Wetter einfach zu schön, um im Büro zu sitzen. Die Sonne schien vom strahlend blauen Himmel herab, und in der Luft lag der frische salzige Geruch des Ozeans. Wenn man leise war, konnte man fast glauben, dass man die Brandung an der zwei Meilen entfernten Küste hörte.
    Ja, heute hielt sie es im Haus einfach nicht aus. Sie fühlte sich auf wunderbare Weise lebendig und freute sich über jeden Schmetterling, der die Butterblumen umschwirrte.
    Und außerdem war sie sicher, dass Adam anrufen würde. Sie schaute zur Veranda hinüber, wo sie das schnurlose Telefon auf das Geländer gelegt hatte. Bestimmt würde es bald klingeln. Bis dahin würde sie genügend Blumen in ihren Korb legen, um einen besonders schönen Strauß zu machen.
    Sie überlegte gerade, ob sie sie erst einmal ins Wasser stellen sollte, da hörte sie, wie die Pforte geöffnet wurde. Sie hob sofort den Kopf und sah Adam auf sie zukommen.
    “Adam!” Sie spürte, wie ihr warm wurde, als hätte selbst der Klang seines Namens etwas zutiefst Erotisches. Sie lächelte ihm entgegen. “Ich habe gehofft, dass du kommst.”
    Er blieb zwei Schritte vor ihr stehen. Irgendetwas stimmt nicht, dachte sie verwirrt. Sie hatte fest damit gerechnet, dass er sie umarmen würde. Aber er machte keine Anstalten dazu, sondern stand steif und starr da.
    “Ich bin gekommen, um mich von dir zu verabschieden.” Auch seine Stimme klang steif.
    Hatte sie richtig gehört? Sie runzelte die Stirn. “Du reist ab? Wohin?”
    “Ich muss zurück nach New York. Ich war länger hier, als ich sollte. Länger, als ich vorhatte.”
    “Nach New York”, wiederholte Lacy leise. “Du meinst … für immer?”
    “Ja.” Er sah ihr in die Augen, aber sein Blick war ausdruckslos. Sie las nichts darin, was ihr helfen könnte, ihn zu verstehen. “Oder wenigstens für eine Weile. Ich lebe seit zwei Jahren dort, länger, als ich an irgendeinem anderen Ort gelebt habe, seit ich von Pringle Island fort bin. Vielleicht ist es an der Zeit, mal wieder umzuziehen.”
    Der Rittersporn fiel zu Boden. Sie musste ihn so fest gepackt haben, dass der Stiel brach. “Aber gestern Abend … Ich …” Sie setzte neu an. “Wir …”
    “Gestern Abend tut mir leid, Lacy”, unterbrach er sie mit plötzlich rauer Stimme. Und zum ersten Mal spiegelte sich in seinen

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