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Wie keiner sonst / ebook (German Edition)

Wie keiner sonst / ebook (German Edition)

Titel: Wie keiner sonst / ebook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas T. Bengtsson
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dahinter und lauert darauf, dass ich den Ball noch einmal werfe.

K im sitzt mit einem feuchten Handtuch um den Nacken in der Garderobe. Er hält eine Tasse dampfenden Kaffee in beiden Händen, die so kräftig zittern, dass seine Hose braune Flecken bekommt.
    »Er hat seit dem Wasserschaden nicht aufgehört zu trinken«, sagt Margrethe. »Und ich glaube, dass er seit Dienstag auch nicht mehr geschlafen hat.« Sie hält seinen Kopf, sieht ihm in die Augen.
    »Bist du sicher, dass du kannst?«
    Kim nickt und schüttet mehr Kaffee auf die Hose.
    »Wenn nicht, musst du es jetzt sagen.«
    Kim trinkt einen großen Schluck, der bestimmt im Hals brennt.
    »Kein Problem.«
    »Ihr habt gehört, was er sagt«, ruft Margrethe, klatscht in die Hände, und die Schauspieler schminken sich weiter und ziehen die Kostüme an. Kim stöhnt leise.
    Der Saal ist so voll, dass ich im Mittelgang auf der Treppe sitzen muss.
    Auf der Bühne reden die Schauspieler über das Herbstfest, das bald stattfinden wird, und trinken Tee aus einem Samowar. Heute scheint die Sonne heller als je zuvor auf Sara, und ihre Worte dürfen länger nachwirken. An dieser Stelle betritt normalerweise der Landarzt die Bühne. Die Schauspieler sehen auf ihre Tassen und zupfen an ihren Kostümen. Margrethe untersucht den Samowar, als wäre er kaputtgegangen. Ich zähle langsam, eins, zwei, drei … erst bei fünfundzwanzig schwankt Kim auf die Bühne. Er hat die Arzttasche vergessen. Nach ein paar Metern bleibt er stehen, und ich fürchte, dass er umkehrt und die Bühne wieder verlässt. Aber dann geht er zum Tisch, und Sara zieht schnell einen Stuhl für ihn hervor. »Habt ihr lange gewartet?«, fragt er. Das Stück geht weiter. Kim bekommt eine Tasse Tee und nippt daran. Wenn die anderen ihn ansprechen, nuschelt er eine Antwort, aber alle tun, als hätten sie ihn verstanden.
    Wir erreichen das Ende des ersten Aktes, mein Vater dreht langsam das Licht ab. Ein Sommerabend. Jetzt sind Olga und der Landarzt allein auf der Bühne. Kim steht auf, und für einen Moment sieht es aus, als würde er umkippen. Dann geht er zum Bühnenrand und bleibt wenige Zentimeter vor dem Abgrund stehen. Er kratzt sich am Kopf. Der Saal ist mucksmäuschenstill. Der Landarzt sagt, das Leben sei nicht so, wie er es sich vorgestellt habe. Dann hält er ein. Tritt ein paar Schritte zurück. Sara schaut ihn an. Alle im Saal schauen ihn an, die Münder halb offen. Kim kratzt sich am Kopf.
    Dann kommen die Worte wieder. Der Landarzt sagt, dass Olga ein großes Mädchen geworden sei. Früher sei sie so klein gewesen, dass sie in eine Tasche gepasst habe. Kim spricht langsam, mit vielen Pausen. Stolpert durch seinen Text. Nicht alles, was er sagt, ergibt Sinn, er ist schwer zu verstehen.
    Als er endlich fertig ist, herrscht Totenstille im Saal. Ein junger Mann steht auf und klatscht so fest in die Hände, dass es wehtun muss. Die anderen machen es ihm nach, bis der ganze Saal rauscht.

H ast du Hunger?«, fragt mein Vater.
    Wir sind gerade aus dem Theater gekommen und gehen die Straße entlang.
    »Kommt Sara nicht mit?«
    »Nein, heute nicht.«
    Wir gehen über den Rathausplatz und weiter bis zu einem Haus, das aussieht wie ein Restaurant. Mein Vater öffnet die große Holztür, und ich sehe weiße Tischdecken und glänzendes Besteck. Ein Kellner führt uns zu einem Tisch in der Mitte des Lokals. Bis auf zwei Männer in Anzügen sind wir die einzigen Gäste.
    Der Kellner bringt die Speisekarte, ein großes Bier für meinen Vater und eine Limonade für mich. Mein Vater blättert die Karte durch. Er sagt, ich könne aussuchen, was ich will. Dann legt er die Karte weg und sieht mich an.
    »An was denkst du?«
    »Nichts …«
    »Doch.«
    »Ich will in die Schule gehen.«
    »Du gehst zur Schule«
    »In eine richtige Schule.«
    Er nickt, schüttelt eine Zigarette aus dem Päckchen. Der Kellner kommt wieder, und mein Vater bestellt für uns. Als wir wieder allein sind, sieht er mich an.
    »Du willst in eine Schule mit anderen Kindern?«
    »Ja.«
    »Dann sollst du dorthin.«
    Wir essen Schweinebraten mit Petersiliensoße aus großen, weißen Tellern, die Kartoffeln liegen in einer Schale zwischen uns, ebenfalls mit Petersilie bestreut. Mein Vater knuspert an einer Schwarte.
    »Das ist nicht so einfach …«, sagt er und sieht aus, als würde er einen Plan aushecken.
    »Ich muss zuerst ein paar Dinge regeln. Aber du kommst in die Schule, keine Angst.« Er zerteilt eine Kartoffel, tunkt sie in die Soße

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