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Wie keiner sonst / ebook (German Edition)

Wie keiner sonst / ebook (German Edition)

Titel: Wie keiner sonst / ebook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas T. Bengtsson
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gestohlene Gemälde wiederfinden.
    Nach zehn Minuten füllt sich die Dunkelheit mit Gesichtern, an deren Namen ich mich nicht erinnere. Ich denke nicht mehr an meinen Vater, rede ich mir ein, aber in Wirklichkeit denke ich die ganze Zeit an ihn.
    Ich weiß nicht genau, was geschehen ist. Die Erklärung, die ich bekam, war lückenhaft und kindgerecht. Der Rest besteht aus Bruchstücken, aus Wörtern, die ich durch den Türspalt aufgeschnappt habe.
    Ich weiß, dass er an der Universität studierte, genau wie meine Mutter.
    Er studierte Theologie, genau wie sein Vater und Großvater.
    Ich weiß, dass er mit seiner Doktorarbeit begonnen hatte, als irgendetwas schiefging. Das sind nicht meine Worte. Nerven, Stress, sie haben es unterschiedlich ausgedrückt, auf jeden Fall ging etwas schief. Sie zogen um, als ich noch ganz klein war. Sie zogen aufs Land, damit mein Vater in Ruhe seine Doktorarbeit fertig schreiben konnte. Aber es hat nicht funktioniert, es ging einfach nicht mehr. Meine Mutter wollte mit mir ausziehen, aber mein Vater ist ihr zuvorgekommen.
    Jedes Mal, wenn ich nach ihm frage, endet es damit, dass Karin die Treppe hinaufrennt, sich im Schlafzimmer einschließt und heult. Michael sagt immer nur, sie habe es nicht leicht gehabt. Manchmal sagt er auch gar nichts.
    Der Hund auf der Leinwand redet weiter, die Jungen vor mir lachen. Ich gehe auf die Toilette, ziehe einen Joint aus der Tasche und stelle mich auf die Schüssel, damit ich den Rauch aus dem Fenster pusten kann und keinen Feueralarm auslöse.
    Als der Qualm sich verzogen hat, gehe ich wieder in den Saal.
    Der Mann hinter mir schnarcht, die Jungen lachen. Ich sitze mit halb geschlossenen Augen im Sessel, der Hund redet weiter und bringt den Polizisten immer wieder in peinliche Situationen. Er zerfetzt eine riesige Geburtstagstorte und furzt im Fahrstuhl, dass alle sich die Nase zuhalten. Am Ende fangen sie die Kunstdiebe.

I ch höre die Party, als ich um die Ecke gehe.
    Der Bass ist so laut, dass die Scheiben zittern. Vor dem Haus lehnen etliche Fahrräder an der Hecke.
    Ich gehe durch den Vorgarten, ein Junge aus meiner Klasse kommt hinter dem Haus hervor, mit nacktem Oberkörper und zerkratzter Brust. Er stolpert über den Gartenschlauch, fängt sich auf und verschwindet wieder im Garten.
    Ein Mädchen sitzt auf der Treppe und weint, sie trägt die Jacke verkehrt herum, eine Freundin tröstet sie. Im Korridor liegen viele Jacken und Plastiktüten voll Bier. Der Boden wackelt, im Wohnzimmer hüpfen die Gäste auf und ab, rote und blaue Lampen blinken im Takt.
    Ich trinke ein Glas Punsch, der nach Wodka und Ananas schmeckt, und suche Christian. Er sitzt auf dem Sofa und lehnt sich über ein Mädchen, eine Hand auf ihrer Schulter, die andere irgendwo zwischen ihren Beinen.
    Ich packe ihn am Kragen und ziehe ihn vom Sofa. Zuerst sieht es aus, als wolle er zuschlagen, aber dann kommt er mit mir.
    »Weißt du, wie alt Amanda ist?«, fragt er, als wir draußen stehen.
    »Du meinst Amalie?«
    »Ja, Amalie. Die ist doch schon fünfzehn, oder?«
    »Das kann dir doch scheißegal sein.«
    »Nicht ganz.«
    »Hast du was für mich?«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst. Du hast doch gesagt …«
    »Hast du was?«
    »Du hättest ein paar Stunden früher kommen sollen. Jetzt ist alles verkauft.«
    »Du bist ein Idiot, Christian.«
    »Ich weiß, das war nicht okay. Aber ich hätte locker noch zehn Gramm mehr verticken können.«
    Er zieht zwei Bier aus einer Plastiktüte, öffnet sie mit dem Feuerzeug und gibt mir eins.
    »Montag hab ich ganz sicher was übrig.«
    Er prostet mir zu und verschwindet wieder im Wohnzimmer.
    Ich trinke einen Schluck, will gerade in dem Haufen auf dem Boden nach meiner Jacke suchen, als eine Stimme hinter mir ertönt.
    »Ich hoffe, mein Bier schmeckt.« Ich drehe mich um, es ist Camilla aus meiner Klasse.
    »Entschuldigung«, sage ich.
    Sie grinst. »Macht nichts, ist überhaupt nicht meins.« Sie geht an mir vorbei und bleibt in der Tür stehen.
    »Willst du nen Joint mit mir teilen?«
    Ich folge ihr. Camilla reicht mir bis an die Brust, sie hat blondes, verfilztes Haar, das sie nie kämmt. Ich frage mich, wo sie die Militärstiefel in Kindergröße gefunden hat. Wir gehen durch die Küche, wo Schüsseln mit Minifrikadellen als Aschenbecher missbraucht und den dicksten Karotten Kondome übergestülpt wurden. Camilla öffnet die Tür zur überdachten Terrasse, und wir setzen uns auf die Gartentreppe. Hier gibt es keinen

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