Wie keiner sonst / ebook (German Edition)
Swimmingpool, aber einen kleinen Teich und Bambusbüsche. Camilla zieht den Joint aus der Innentasche, er steckt in einer durchsichtigen Plastikhülse.
»Ich hätte nicht gedacht, dass du auf solche Partys gehst«, sage ich, während sie den Joint anzündet.
»Mir war langweilig, da wollte ich unseren Klassenkameraden eine letzte Chance geben. Das hab ich natürlich längst bereut.«
Sie gibt mir den Joint, ich nehme einen Zug, das Hasch ist besser und stärker als Christians.
Camilla nimmt eine Decke von einem Gartenstuhl und breitet sie über unsere Knie. Wenn sie raucht, sieht man die kleine Spinne, die auf ihren Handrücken tätowiert ist. Seit über fünf Jahren gehe ich mit ihr in eine Klasse, aber ich kenne sie kaum. Im Unterricht macht sie den Mund nur auf, wenn sie gezwungen wird. Ich weiß, dass sie in einer Punkband Bass spielt. Einmal hat sie den anderen Mädchen die Blasen an ihren Fingern gezeigt. Sie empfahlen ihr eine Handcreme, und Camilla verstummte wieder.
»Du bist ja schon stoned«, sagt sie. Sie hat bemerkt, dass ich sie ansehe. »Das ging aber schnell.«
Ich starre in den Garten, auf die Schaukel, die im Wind schwingt. Auf dem Rasen liegt ein Dreirad, am Zaun steht ein rot angemaltes Spielhaus. Ich muss kichern, vielleicht bin ich wirklich schon stoned.
»Ist das Victors Party?«, frage ich.
Sie nickt und sieht mich verständnislos an.
»Er holt sich da drüben im Spielhaus einen runter.«
»Jetzt gerade?«
»Nein, aber einmal täglich.«
»Und das soll ich dir glauben?«
»Das hat er mir an der Skateboardrampe erzählt. Nach fünf Bier und ein paar Joints. Es ist sein großes Geheimnis.«
»… das du mit ins Grab nehmen wirst.«
»Ich kann ihn nicht ausstehen.«
»Kann ich gut verstehen.«
Wieder starre ich sie an, die kleine Lücke zwischen ihren Schneidezähnen ist mir nie aufgefallen.
Sie drückt den Joint aus und schnipst ihn in hohem Bogen in den Teich.
»Bleib sitzen«, sagt sie. »Ich hole Bier.«
Ich bin fast sicher, dass sie nicht zurückkommt, will nur ein paar Minuten hierbleiben und dann heimgehen und unterwegs in irgendeine Hecke pissen. Gerade will ich aufstehen, da geht die Küchentür auf. Camilla schlägt zwei Flaschen aneinander.
»Warum bist du heute Abend gekommen?«, frage ich, als sie unter die Decke kriecht.
»Du glaubst nicht, dass ich den anderen eine Chance geben wollte?«
»Nee.« Ich fühle ihr Knie an meinem.
»Heute ist so ne Art Gedenktag. Ich weiß nicht, wie alt meine kleine Schwester geworden wäre. Sie war eine Mongo und hatte einen Herzfehler. Morgen fahren meine Eltern übers Wochenende weg, und heute zünden sie im ganzen Haus Kerzen an und reden kaum ein Wort.«
Wir holen abwechselnd mehr Bier aus den Tüten im Korridor, bleiben auf der Treppe sitzen und reden über unsere Klassenkameraden. Über die Lehrer. Dann reden wir lange über Musik. Drinnen erreicht das Fest seinen Höhepunkt, Sachen werden zertrümmert, und Gäste schreien.
Am frühen Morgen gehen wir durch das Eigenheimviertel, wo ein tödlicher Virus alles Leben ausgelöscht hat. Bald werden die ersten Bewohner aus den Garagen kommen und zum Bäcker fahren. Welche der zwei Bäckereien im Viertel besser ist, wird auf Dinnerpartys rege diskutiert.
»Ich hab gehört, dass sie dich rauswerfen wollen«, sagt Camilla, heiser von Zigaretten und Bier.
»Ja, wenn ich mich nicht entschuldige.«
»Wirst du das tun?«
»Weiß ich noch nicht.«
Die Vögel beginnen zu zwitschern, die Sonne geht auf.
»Hier wohne ich«, sagt sie. Wie stehen vor einer großen Villa. »Gut, dass du mitgekommen bist, dann findest du morgen wieder hierher.«
I ch esse Cornflakes und trinke Saft. Karin und Michael lächeln, sie freuen sich, dass ich mich normal benommen habe, dass ich die ganze Nacht weg war und mich betrunken habe.
Karin zieht meiner kleinen Schwester eine Jacke an. Sie wollen für ihren Geburtstag einkaufen. Clara hat in derselben Woche wie Christians kleine Schwester Geburtstag, was zu einem Wettbewerb geworden ist. Sie zeigen einander alle Geschenke und die Partydekoration, was stets damit endet, dass eine von beiden in Tränen ausbricht.
Michael fragt mich, ob ich mit zum Baumarkt kommen will.
»Wir wollen eine Schaukel für deine Schwester kaufen«, flüstert er. »Du könntest mir tragen helfen.«
»Die aus dem Zeichentrickfilm?« Er grinst und nickt. Clara hat uns schon mehrmals gezwungen, den Film anzusehen, in dem die Prinzessin auf der Schaukel sitzt, als der
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