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Wie keiner sonst / ebook (German Edition)

Wie keiner sonst / ebook (German Edition)

Titel: Wie keiner sonst / ebook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas T. Bengtsson
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Frosch vorbeihüpft.
    Karin und Clara steigen am Marktplatz aus, wir fahren weiter.
    »Sag einfach, wenn ich den Mund halten soll«, sagt Michael und dreht am Radio. Er findet Bloody Sunday von U2 und dreht auf.
    Wir denken beide daran, wie es letztes Mal gelaufen ist.
    Es war kurz nach Neujahr, der Briefkasten war in die Luft gesprengt worden, und wir wollten einen neuen kaufen.
    »Wie geht es dir eigentlich?«, fragte er, während wir reihenweise Briefkästen begutachteten.
    Eine geschlagene Stunde lang versuchte er, etwas aus mir herauszukriegen. Ein kleines Bruchstück, ein Edelsteinchen, das er in die Tasche stecken und stolz Karin zeigen könnte. Ich brachte den Jungen zum Reden, er ist homosexuell, er ist depressiv. Er will einen Hund, einen Hamster, eine Jahreskarte für den Zoo.
    Nichts gab ich ihm.
    Nach einer Stunde entschieden wir uns für einen roten Briefkasten, genau dasselbe Modell, das wir vorher hatten.
    Wir fahren auf die Schnellstraße.
    »Du sollst nicht denken, dass ich dich im Auto festnageln und zum Reden zwingen will«, sagt Michael und dreht das Radio leiser.
    »Der Schuldirektor hat mich auf der Arbeit angerufen. Er meinte, dass er keine Entschuldigung verlangen würde, wenn du in sein Büro kommst. Er will dich nicht demütigen. Er hat wirklich keine Lust, dich von der Schule zu werfen.«
    Wir fahren durch ein Gewerbegebiet aus grauen Lagerhallen.
    »Der Mann ist also ein Heuchler. Genau wie ich. Das ist nur ein anderes Wort für Erwachsenwerden.«
    Michael dreht den Kopf.
    »Manchmal lächelst du zum falschen Zeitpunkt, weißt du das?«
    Wir gehen durch lange Gänge zwischen hohen Regalen, vorbei an gelben Schildern, die Rabatte auf Rauchmelder und Schlagbohrmaschinen verkünden.
    »Wenn sie nur eine Schaukel mit Prinzessinnen drauf hätten …«, sagt Michael.
    Es ist keine Saison für Schaukeln, sie sind tief in den Regalen versteckt. Ein mittelalter Mann mit einem Zollstock in der Hand kommt uns zu Hilfe. Michael redet mit ihm wie mit einem Automechaniker oder anderen Handwerkern.
    »Die hier ist also galvanisiert?«, fragt er. »Entspricht sie den Sicherheitsnormen?«
    »Alle unsere Waren entsprechen den Sicherheitsnormen.«
    Natürlich kaufen wir nicht das billige Modell, das rostet. Michael und der Mann mit dem Zollstock belächeln alle Idioten, die versuchen, ein bisschen Geld zu sparen. Die nicht verstehen, dass es im Endeffekt teurer kommt.
    »Haben Sie eine mit Prinzessinnen drauf?«, frage ich. Der Mann vom Baumarkt sieht mich verwundert an.
    »Ist sie vielleicht für dich?« Er grinst, stützt die Arme in die Hüfte.
    »Ja«, antworte ich.
    »Nein … so welche gibt es nicht.«
    Als wir die Schaukel auf den geliehenen Anhänger gepackt haben, essen wir einen Hotdog an der Würstchenbude am Parkplatz.
    Ich erzähle Michael, dass ich am Abend ein Mädchen besuchen möchte und vielleicht über Nacht bleibe. Er leckt sich Ketchup von den Fingern.
    »Wer ist es denn?«
    »Camilla aus meiner Klasse.«
    »Ach, die Kleine … Ich werde mit deiner Mutter reden. Ich sehe da kein Problem.« Normale Sachen darf ich immer tun.
    Wir kommen vor Karin und meiner Schwester nach Hause. Die Schaukel liegt in Einzelteilen auf dem Anhänger, und wir verstecken sie im Gartenschuppen. Michael bringt den Anhänger zurück, ich packe meinen Rucksack.

I ch gehe durch den Vorgarten und klingle an der Tür. Es ist spät am Nachmittag, das Haus sieht noch größer als gestern aus, die dunklen Fenster betrachten mich.
    Camilla öffnet die Tür, sie trägt ein ausgewaschenes T-Shirt und schwarze, löchrige Jeans.
    Einen Moment fürchte ich, dass ich ihre Einladung falsch verstanden habe oder dass sie ihre Meinung geändert hat. Sie dreht sich um und winkt mich hinein. Ihre nackten Füße sind klein und weiß.
    Sie hat eine Flasche Wein geöffnet und trinkt aus einem Wasserglas.
    »Mein Vater sagt, dass Sauvignon Blanc nicht zu alt werden darf. Ich dachte, wir könnten ihm dabei helfen.«
    Sie setzt sich auf den Küchentisch und bietet mir eine Zigarette an. Dann schaut sie auf ihre Füße, die hoch über dem Boden baumeln.
    »Ich bin nicht klein, ich bin nur ganz weit weg.«
    Nach ein paar Gläsern Wein fühlt es sich nicht mehr so seltsam an, mit ihr allein in einem großen, leeren Haus zu sein.
    »Du hast bestimmt Hunger«, sagt sie und holt einen Sandwichtoaster aus dem Schrank.
    »Meine Eltern haben ein bisschen Angst um mich.«
    Sie schaltet den Toaster ein, ein rotes Lämpchen leuchtet

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