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Wie Kinder heute lernen

Titel: Wie Kinder heute lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
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die Lupe, bevor sie sich für eine entscheiden. Und immer häufiger fällt die Wahl auf eine Privatschule.
    Etwa 3000 allgemeinbildende Privatschulen bieten mittlerweile in Deutschland ihre Dienste an, das sind 8,5 Prozent aller deutschen Schulen. 7,6 Prozent der deutschen Schüler (also insgesamt knapp 700 000) besuchten im Schuljahr 2007/2008 eine Privatschule - das sind fast 50 Prozent mehr als 1992 noch. Viele Eltern erhoffen sich hier eine bessere und individuellere Betreuung und möglicherweise eine homogenere Klientel. Auch das Zusatzangebot ist häufig umfangreicher: die Chinesisch-AG, der Schüleraustausch nach Neuseeland oder Laptopklassen. Manche Eltern wünschen sich schlicht ein atmosphärisch schön gestaltetes Schulgebäude, saubere Toiletten und einen gesunden Mittagstisch. Natürlich gibt es all das auch an öffentlichen Schulen. Aber man muss sie suchen und finden.

    Neben Privatschulen sind innovative Schulprojekte beliebt: fächer- und jahrgangsübergreifender Unterricht, Schulen ohne Notengebung oder mit einer besonderen pädagogischen Ausrichtung. Daneben gibt es Schulen mit sportlichem, musischem, künstlerischem, religiösem, sprachlichem oder naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. Manche propagieren bilingualen Unterricht, andere setzen auf innovative Team- und Projektarbeit. Wachsende Bedeutung bekommen fachübergreifende Veranstaltungen wie Gesundheitserziehung, Hinführung zur Berufs- und Arbeitswelt, informationstechnische Grundbildung, Umweltbildung und die Aufarbeitung europäischer Themen. Waldorfschulen, Montessorischulen und reformpädagogische Projekte bieten da eine große Auswahl.
    An Informationsabenden und im Austausch mit Lehrern können Eltern einen Einblick in die wohnortnahen Schulen gewinnen. Auch ein »Tag der offenen Tür« an der Schule bietet Kindern und Eltern eine gute Gelegenheit, sich ein Bild zu machen und z. B. beim Elternbeirat Auskünfte einzuholen.
    Speziellere Informationen dagegen sind oft nur unter großen Mühen öffentlich zugänglich. So erfahren Eltern selten, wie häufig der Unterricht an einer Schule ausfällt, wie hoch die Durchfallquote ist und wie die Schüler die Abschlussprüfungen im Schnitt bestehen. Deshalb bemühen sich seit Kurzem vor allem Internetportale darum, dieses Informationsdefizit auszugleichen. Die Webseite www.spickmich.de erlaubt Schülern, ihren Lehrern Noten zu geben, unter www.schulradar.de wiederum können Eltern die Schule ihrer Kinder bewerten. Und einige Kultusministerien (beispielsweise Berlin und Sachsen) erstellen Schulporträts mit zum Teil äußerst detaillierten Informationen. Die Online-Schuldatenbank www.schulkompass.de versammelt Daten von Ministerien, statistischen Landesämtern und Schulleitern und gibt gleichzeitig Eltern, Lehrern und Schülern die Möglichkeit, ihre Bewertungen zu vielen unterschiedlichen Aspekten (Schulklima, Ausstattung, Engagement, Unterricht) abzugeben.

    Es ist das einzige Internetportal, auf dem sowohl viele Fakten als auch Bewertungen zu finden sind.
    Haben Eltern eine Schule in die engere Wahl genommen, sollten sie sich die Schule unbedingt persönlich ansehen und nach allem erkundigen, was für Ihre Entscheidung eine Rolle spielt. Die richtige Schule zu finden ist eine der Säulen für den Schulerfolg Ihres Kindes. Sie muss zu Ihrer Familie und Ihrem Kind passen, aber das Kind muss auch zu der Schule passen.
Falscher Ehrgeiz?
    Immer wieder werfen Lehrerverbände deutschen Eltern falschen Ehrgeiz vor, wenn diese den schlechten Noten ihres Kindes zum Trotz es weiterhin auf dem Gymnasium unterrichtet sehen möchten. Überforderte Kinder seien schnell frustriert und hätten dann nur noch weniger Lust am Lernen. Richtig. Aber dann muss man auch konstatieren, dass ein Umzug in ein anderes Bundesland das Problem manchmal lösen kann. Die PISA-Ergebnisse haben die deutlichen Niveau-Unterschiede der Bundesländer gut dokumentiert. Ein guter Realschüler aus Bayern dürfte es eventuell auch auf einem hessischen Gymnasium schaffen. So jedenfalls die Erfahrungswerte vieler Eltern. Solange aber eine solche Bildungsheterogenität in Deutschland besteht, sollte sich eigentlich niemand wundern, dass Eltern für ihr Kind die individuell besten Möglichkeiten herausfinden und nutzen möchten. Es ist kein ehrrühriges Ansinnen, wenn die Forderung nach einer Art TÜV für Schulen laut wird.
    Deshalb ist es für Eltern ratsam, im Vorfeld der Entscheidung für eine weiterführende Schule ganz rational - und

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