Wie Kinder heute lernen
Nachhilfeschule. Denn: Es ist nicht allein damit getan, dass Sie Ihr Kind anmelden und erwarten, dass die Noten nach drei Wochen kontinuierlich besser werden. Auch wenn Sie konkrete Nachhilfe sozusagen auslagern, müssen Sie sich weiterhin intensiv kümmern, die Lernfortschritte und das Wohlbefinden Ihres Kindes im Auge haben, und die Schüler müssen nach wie vor lernen. Nachhilfe ist also keineswegs ein Allheilmittel!
3.4 Elternliebe und Bildungsklima
Liebe macht klug - Das richtige Bildungsklima - Der Schul-Check - Falscher Ehrgeiz? - Sprechen, diskutieren, philosophieren
Dass Eltern ihre Kinder lieben, erscheint als das Normalste der Welt, als angeborenes Instinktverhalten. Wer sein Kind nicht liebt, es bewusst verletzt und demütigt, gilt als abnorm. Die Gesellschaft verurteilt jegliches Verhalten dieser Art zu Recht scharf. Und zollt all denen Respekt, die sich selbst nichts gönnen, alles für ihre Kinder tun und selbst das Risiko des eigenen Todes nicht scheuen, wenn es um das Wohl ihrer Kinder geht. Zwischen diesen Extremen liegt jedoch das nebulöse Feld der Praxis, auf dem konkret entschieden wird, was die - im besten Fall bedingungslose - Liebe der Eltern zu ihren Kindern im tagtäglichen Umgang meint. Diese Liebe schließt auch Erziehung ein. Anders als die elterliche Liebe, die in erster Linie das Ergebnis genetischer Programmierung, tradierter Verhaltensmuster und hormoneller Prägungen sein mag, ist Erziehung auch ein Lernprozess.
Eine liebevolle Erziehung ist eine unabdingbare Säule für die gute Entwicklung eines Kindes. Ein Kind mit Liebe zu erziehen bedeutet immer auch, es zu bilden, also Bildung zu vermitteln. Es ist die zweite Basis für das Leben, weil es Selbstbestimmtheit, Erfolg, Zuversicht und reflektierendes Wissen ermöglicht. Unter Bildung fällt aber nicht nur Faktenwissen, sondern - und vor allem - auch die Vermittlung von Werten und eine Herzensbildung, die Mitgefühl und emotionale Intelligenz einschließt.
Liebe macht klug
Die einzigartige Beziehung zwischen Vater, Mutter und Baby entsteht bereits in den ersten Lebenstagen eines Kindes. Sie gibt dem Säugling Sicherheit. Ein Kind braucht eine Bindungsperson, es
sucht einen »emotionalen Hafen«, wie es der Münchner Bindungsforscher und Psychotherapeut Karl Heinz Brisch umschreibt. Das muss nicht zwangsläufig eine einzelne Person sein, vielmehr kann sich das Bindungsverhalten auf mehrere Personen erstrecken. Begründet wurde diese Bindungstheorie in den 50er Jahren von dem Psychiater und Psychoanalytiker John Bowlby. Die beste Voraussetzung für eine sichere Bindung ist der Körperkontakt. Das gilt nicht nur für Kleinkinder. Das Drücken, Herzen, Streicheln hat wegen des wärmenden Körperkontakts eine beruhigende Wirkung auf das Kind. Emotionale Wärme setzt aber auch Achtung und Aufmerksamkeit voraus: Trost, Lob, sorgendes Mitgefühl und einfühlsames Zuhören.
Nicht nur Babys, sondern auch größere Kinder gehen immer wieder enge und von intensiven Gefühlen geprägte Beziehungen mit Mitmenschen ein, und selbst Erwachsene suchen bei Gefahr den Schutz von Freunden. Weil es einem ein Gefühl der Sicherheit vermittelt. Wird dieses Bedürfnis nicht befriedigt, entstehen zwiespältige Gefühle gegenüber der Bindungsperson. Ein Kind, das von seiner Mutter nicht auf den Arm genommen wird, wenn es ihre Hilfe und Nähe sucht, versteht - im wahrsten Sinne - die Welt nicht mehr. Ähnlich ergeht es einem Schulkind, dem man droht: »Wenn du eine schlechte Note nach Hause bringst, dann …« Es entsteht eine ambivalente Situation, weil die liebende Bindungsperson dem Kind plötzlich Angst macht. Sollen Kinder erfolgreich lernen, ist ein Umfeld mit emotionaler Bindungssicherheit eine unabdingbare Voraussetzung.
»Du bist wirklich zu blöd.« - »So wird nie etwas aus dir.« - »Ich habe ja immer gesagt, dass du höchstens zum Straßenfegen taugst.« Diese Beleidigungen - von Eltern ausgesprochen - untergraben das Selbstwertgefühl eines Kindes und verstärken seine Angst zu versagen. Sicher mögen sie oft auf verständlicher Enttäuschung beruhen, dennoch zerstören sie das Vertrauen zwischen Eltern und Kindern. Und gerade dieses Vertrauen ist für Kinder lebensnotwendig, um den Anforderungen, die an sie gestellt werden, sicher
zu begegnen: Denn sie entwickeln dadurch Ausdauer beim Lernen. Sie können sich besser konzentrieren, sie haben mehr Selbstvertrauen und gewinnen Freunde, die sie um Hilfe bitten können. Sie erwerben eine
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