Wie Kinder heute lernen
neurologischen Prozesse dabei, in dieser für alle schwierigen Zeit behutsam miteinander umzugehen. Wer ein Haus baut, dem bleibt manchmal auch nichts anderes übrig als abzuwarten, bis verschiedene Handwerker ihre Aufgaben mehr oder weniger pünktlich erledigt haben, ehe an anderer Stelle weitergebaut werden kann. Keine Frage: Ein Hausbau kostet Geld und Nerven, aber am Ende hat man sein Leben lang ein Dach über dem Kopf. Diese Aussicht hilft vielleicht über die eine oder andere Komplikation in der Pubertät hinweg.
Chronische Müdigkeit
Ein häufiger Streitpunkt zwischen Jugendlichen und Eltern ist die Zeit des Schlafengehens. Viele Eltern und Lehrer beklagen, dass pubertierende Jugendliche zu spät ins Bett gehen. Bei gleich bleibend frühem Schulbeginn sind sie infolgedessen morgens zu müde, um in den ersten Stunden dem Unterricht effektiv zu folgen. An den Wochenenden schlafen sie dann oft bis mittags. Wenn man berücksichtigt, dass tagsüber Gelerntes oft erst nachts verfestigt und in das Langzeitgedächtnis überführt wird, kann man die Bedenken von Eltern und Lehrern gut verstehen. Aber die Jugendlichen sind nicht einfach nur auf einem »Rebellionstrip«, wenn sie spät ins Bett gehen. Ihr Problem mit dem rechtzeitigen Zu-Bett-Gehen hat auch eine biologische Ursache, die ebenfalls mit der Pubertät zusammenhängt. Wie mittlerweile gezeigt werden konnte, gibt es für die chronische Teenagermüdigkeit eine relativ simple Erklärung: Einerseits brauchen Jugendliche durchaus noch mehr Schlaf als Erwachsene, andererseits verhindert eine verzögerte Produktion des Gehirnstoffs Melatonin, dass sie rechtzeitig müde werden. Die sogenannte zirkadiane Uhr, die unsere Tagesrhythmik reguliert, ist also auf zu spätes Ins-Bett-Gehen verstellt. Körpereigene Schlafmittel (wie Melatonin) werden zu spät ausgeschüttet. Zusammen mit den generell längeren Schlafphasen, die pubertierende Jugendliche im Vergleich zu Erwachsenen aufweisen, ist das rechtzeitige Zu-Bett-Gehen der Kinder also ein reales Problem. Eine Lösung des Problems wäre ein späterer Schulanfang, aber da der wohl aus vielschichtigen Gründen nicht durchzusetzen sein wird und man auf keinen Fall auf künstliche Schlafmittel zurückgreifen sollte, bleibt den Eltern nur die freundliche Ermahnung an die Jugendlichen und deren Schlafnachholen am Wochenende. Wissend, dass es hierfür aber einen Grund gibt, erleichtert vielleicht allen Beteiligten, verständnisvoller und geduldiger mit dieser Thematik umzugehen.
Information und Beratung bei Lernstörungen
Eine gute Anlaufstelle, um Informationen über Lernstörungen zu erhalten, sind die »schulpsychologischen Beratungsstellen«. Ein Adressenverzeichnis findet sich unter www.schulpsychologie.de . In jedem Schulsekretariat sollte auch die Adresse der nahe gelegenen schulpsychologischen Beratung zu erfragen sein.
Allgemeine Informationen zu vielen Themen der Erziehungsberatung bei Lernproblemen bietet die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (die Beratung ist kostenlos und an vielen Orten etabliert): www.bke.de .
Weitere Anlaufstellen und Buchtipps finden Sie im Anhang und unter www.dva.de/lernen .
5 Hochbegabte
Was heißt »hochbegabt«? - Kontinuum zwischen klug und superklug - Wissensdurst - Ein Einzelfall? - Mythen: Genie oder Sonderling - Jungen und Mädchen - Vererbung oder Training? - Was Eltern für ein multitalentiertes Kind tun können - Wie ver halten sich Eltern von klugen Kindern richtig? - Wie fördert das Schulsystem kluge Kinder? - Gegen die Vorurteile: Fortbildung für Schwerstbegabte - Anregungen für Eltern
»Schule ist langweilig.« »Wir lernen immer das Gleiche.« Eltern werten derartige Äußerungen meist als nörglerische Schutzbehauptung: »Du musst nur besser aufpassen, dann ist Schule auch nicht langweilig.«
Aber nicht alle Kinder, die keinen Spaß am Unterricht haben oder keine Neugier entwickeln, sind überfordert. Auch Kinder, die unterfordert sind, reagieren manchmal auffällig: Sie sind freudlos, uninteressiert und gelangweilt. Ihr Gehirn schaltet auf Autopilot, und entsprechend sind die Schüler nicht mehr aufmerksam.
Eltern von klugen Kindern, die z. B. auf Elternstammtischen das Problem der Unterforderung ansprechen, werden meist mit unverständlichen Blicken bedacht. »Was soll die Angeberei?« und »Wieso ist es ein Problem, ein kluges Kind zu haben?«, mögen sich Eltern fragen, die ganz andere Nöte plagen: »Lukas hat zwei blaue Briefe, und die machen
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