Wie Kinder heute lernen
sich Sorgen darüber, dass ihr Kind zu klug ist!«. Das erscheint paradox, ist es aber nicht.
Ein kluges Kind zu haben macht Eltern sicherlich stolz. Sie lernen als Kleinkinder schnell schreiben und wirken immer aufnahmefähig und wissbegierig. Sie lernen ohne Mühen
rechnen und können zu Beginn der Schulzeit dem Unterricht problemlos folgen. Doch dann beginnt sich bei ihnen manchmal eine gewisse Lustlosigkeit breitzumachen. Immer häufiger klagt das Kind, dass der Unterricht keinen Spaß mache und es »überhaupt die Schule blöd« finde. Natürlich sind Eltern dann besorgt, selbst wenn die Noten weiterhin gut sind. Solche Probleme lassen sich aber durch richtige Erziehung und Förderung vermeiden. Beide müssen darauf ausgerichtet sein, das Kind in die Lage zu versetzen, sein Potenzial optimal abzurufen. Mit anderen Worten: Die Balance aus Anforderung und Belohnung muss stimmen.
Was heißt »hochbegabt«?
Es mag niemanden verwundern, dass Hochbegabung äußerlich nicht sichtbar ist. Hochbegabte Kinder sind weder stark kurzsichtig noch besonders hübsch oder hässlich, sie legen nicht mehr und nicht weniger Wert auf ihr Äußeres als andere Kinder auch. Klischeevorstellungen stimmen in den seltensten Fällen mit der Realität überein. So stechen Hochbegabte bei normalen Aufgabenstellungen oft noch nicht einmal besonders hervor, Routineaufgaben erledigen sie genauso wie andere Schüler. Aber wenn bestimmte, schwierige Problemstellungen vorliegen - also dann, wenn alle anderen Kindern meist scheitern -, offenbart sich die Hochbegabung (qualitatives Kriterium) und die betroffenen Kinder lösen z. B. eine komplizierte Mathematikaufgabe im Handumdrehen. Hochbegabung kann sich auch in einem quantitativen Bereich zeigen, in dem hochbegabte Kinder eine Aufgabe in einer Geschwindigkeit lösen, wie sie sonst nur noch ein bis drei Prozent aller Kinder zeigen. Dies gilt zum Beispiel für IQ-Tests, bei denen Hochbegabte sehr oft in der Spitzengruppe zu finden sind.
Hochbegabung kann sich in vielerlei Fähigkeiten manifestieren:
› mathematische Intelligenz
› räumlich-abstraktes Vorstellungsvermögen
› Denk- und Problemlösefähigkeit (wie sie in einem IQ-Test gemessen werden)
› verbale Intelligenz
› emotionale Intelligenz
› Musikalität
› bildnerisch-darstellende Fähigkeiten
› Bewegungsintelligenz (pyschomotorisch-praktische Fähigkeiten).
Hochbegabung ist das Produkt aus Intelligenz, Kreativität und Anstrengungsbereitschaft in dem jeweiligen Bereich in dem sich Kinder als besonders klug und flink erweisen. »Das« hochbegabte Kind gibt es aber nicht. Hochbegabte unterscheiden sich in ihren spezifischen Fähigkeiten ebenso wie in ihrem Persönlichkeitsprofil - genau wie alle anderen Kinder auch.
Man stellt allerdings einige Auffälligkeiten fest, die bei vielen hochbegabten Kindern vermehrt auftreten und die es Eltern erlauben, ihre Kinder bezüglich deren Begabungen besser einzuschätzen. Auffällig an hochbegabten Kindern kann der schnelle Erwerb von Wissen sein, so lernen sie unglaublich schnell schreiben und lesen, und das oft wesentlich früher als gleichaltrige Kinder. Die hohe Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses gehört ebenso dazu: Sie merken sich mühelos lange Zahlenreihen oder lange Gedichte und speichern beim Kopfrechnen viele Zwischenlösungen ab. Und sie erfassen schnell komplexe Regeln bzw. abstrakte Relationen, wie es z. B. beim Lösen von mathematischen Aufgaben oder Rätselgeschichten der Fall ist. Hochbegabte können schnell, effizient und mit geringer Fehlerquote Aufgaben lösen. Bemerkenswert ist bei diesen Kindern auch der ausgeprägte Wunsch, gefordert zu werden bzw. das Bedürfnis nach Stimulation. Eine Befragung unter Eltern hat ergeben, dass meist nur hochbegabte Grundschulkinder bereits Gedichte schreiben. Sie zeigen außerdem schon sehr früh ein großes Interesse
an Sachbüchern über ein für sie interessantes Gebiet, z. B. den Weltraum oder die Erde in ihrer Entstehung.
Aber selbst bei diesen vermeintlich eindeutigen Kriterien ist Vorsicht geboten: Nicht alle Kinder, die früh lesen lernen, sind automatisch hochbegabt. Und auch umgekehrt gilt: Kinder, die erst spät lesen lernen, können sich später als hochbegabt erweisen.
An Hochbegabten fällt immer wieder auf, dass sie das, was sie freiwillig tun, mit Leidenschaft und Ausdauer erledigen. Sie haben bei diesen Tätigkeiten häufiger das für kreative Ideen wichtige »Flow-Erlebnis«
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