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Wie Kinder heute lernen

Titel: Wie Kinder heute lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
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fragen sie Vokabeln ab, um zu sehen, ob ihr Kind in den vergangenen zwei Stunden in seinem Zimmer hinter verschlossener Tür nicht nur Musik gehört hat, hat dies weniger mit bevormundender Kontrolle als mit Fürsorgepflicht zu tun. Es ist keine Strafe, sondern ein Beweis der Elternliebe, weil sie damit sagen: Ich kümmere mich um dich. Mir ist wichtig, dass du dich sicher fühlst. Ich zeige dir, dass ich mir die Zeit nehme, dir zu helfen.
    Kontrolle bedeutet natürlich nicht, akribisch jedes Schulheft nach einem Eselsohr durchzusehen genauso wenig wie den Schulranzen nach versteckten Liebesbriefen durchzusuchen oder gar hinter dem Rücken des Kindes Informationen von Lehrern oder
anderen Eltern einzuholen. Kontrolle heißt zunächst: miteinander reden und möglicherweise Probleme transparent machen. Der offene Umgang signalisiert: Ich kontrolliere deine Hausaufgabe nicht, weil ich befürchte, du hast sie nicht gemacht und mich angelogen, sondern weil ich Probleme erkennen und sie mit dir besprechen möchte.
    Neben der Tatsache, dass Eltern im Rahmen der Erziehung das Recht haben, ihre Kinder zu kontrollieren, gibt es dafür auch ganz plausible Gründe. Machen wir uns nichts vor: Ein achtjähriges Kind darf kein Auto fahren, kann keine Operationen ausführen und genauso wenig Entscheidungen über seine eigene Zukunft treffen. Eltern verfügen in der Regel über mehr Wissen und mehr Erfahrung, um diese Entscheidungen für das Kind zu treffen.
    Die Institution Schule respektiert das Recht auf elterliche Information, indem sie die Erziehungsberechtigten durch Sprechstunden, Elterngespräche und die sogenannten blauen Briefe über Fehlleistungen der Kinder informiert. Die blauen Briefe werden zehn Wochen vor der anstehenden Versetzung geschickt. Der Nachwarntermin liegt sechs Wochen vor der Versetzung. Zu diesem Zeitpunkt ist es in vielen Fällen und je größer die Defizite sind kaum noch möglich, die Versetzung zu schaffen. Um solche Überraschungen zu vermeiden, müssen Eltern wachsam sein und die Informationsangebote der Schule nutzen. Nur wenn Eltern über die schulischen Abläufe Bescheid wissen, z. B. die Anzahl der Klassenarbeiten, Termine von Elternsprechtagen oder sonstige Vereinbarungen zur Kontaktaufnahme kennen, wird ihnen auffallen, wenn sie Informationen von ihren Kindern manchmal nicht bekommen. Wissen Kinder um die absolute Notwendigkeit der Information ihrer Eltern ü ber ihre schulische Entwicklung u nd werden sie bereits in der Grundschule angehalten, mit ihren Eltern über alles zu sprechen, wird nur wenig Kontrolle nötig sein.
    Das setzt natürlich eine offene Kommunikation in der Familie voraus. Kinder berichten dann von selbst von ihren Problemen, wenn sie damit rechnen können, dass man ihnen zuhört, sie und
ihre Probleme ernst nimmt und ihnen in jeder Lage beisteht. Nur eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Eltern und Kindern ermöglicht eine angstfreie Erziehungsatmosphäre. Insofern gilt es einen vernünftigen Mittelweg zu finden zwischen völliger Eigenverantwortlichkeit des Kindes und totaler Kontrolle, die schnell als Vertrauensmissbrauch empfunden werden kann. Ein Patentrezept dafür gibt es sicher nicht. Der beste Rat ist: Reden Sie mit Ihren Kindern darüber, und legen Sie gemeinsam Regeln fest, die für alle akzeptabel und durchschaubar sind. Natürlich sind derartige Vereinbarungen flexibel: In einem monatlichen Familien-Jour-fixe lässt sich das Thema »Kontrolle« neu definieren und ausprobieren.
Schreibtisch mit Atmosphäre
    Der Erfolg des Lernens hängt sehr stark von den Rahmenbedingungen ab, die das Lernen erleichtern oder aber erschweren können. Eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiches Lernen ist die Gestaltung des Arbeitsplatzes. Um gezielt lernen und arbeiten zu können, braucht ein Schüler einen festen Arbeitsplatz. Freizeitund Arbeitsbereich sollten dabei voneinander getrennt werden. Deshalb empfiehlt es sich nicht, die Hausaufgaben am Küchentisch zu erledigen oder am Arbeitsplatz zu essen oder zu spielen. Ein Schulkind braucht nicht unbedingt ein eigenes Zimmer, aber es sollte einen eigenen Arbeitsplatz haben.
    Auf dem Schreibtisch sollten nur die Arbeitsmaterialien liegen, die der Schüler gerade für seine Arbeit braucht. Ist die Aufgabe erledigt, können die entsprechenden Hefte und Bücher weggepackt werden. Das hilft dem Schüler, Ordnung an seinem Arbeitsplatz zu halten. Gleichzeitig wird die zu erledigende Arbeit dadurch symbolisch in kleine

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